Kapitel 38

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Mit vorsichtigen Schritten gehe ich auf das Mädchen zu, welche kurz darauf ihren Kopf anhebt. "Was willst du hier?", schnaubt sie mich genervt an. "Ich muss etwas klarstellen Maddy", antworte ich ihr mit einem beruhigenden Ton.

Meine Schwester verdreht ihre Augen und dreht sich von mir weg. Irgendwie übertreibt sie.
"Zwischen Joulie und mir lief nichts", bringe ich hervor, was mit einem ironischen Lachen beantwortet wird.
"Ihr seid gestern in den Club gegangen und plötzlich war sie weg oder?", frage ich. Leicht nickt Maddy, doch würdigt mich weiterhin keines Blickes.

"Bryce kam und brachte sie nach Außen. Höchstwahrscheinlich hat er ihr etwas ins Getränk gemischt", fahre ich fort und nun schenkt mir meine Schwester ihre volle Aufmerksamkeit, wobei sie mich mit zusammen gekniffenen Augen betrachtet. "In einer Gasse hat der Kerl sie geknebelt und wollte sie, denke ich mal vergewaltigen".

Mein Gegenüber starrt mich entsetzt an. "Ist das wahr? Jack über so etwas macht man keine Scherze!", will sie sichergehen. Ich nicke, woraufhin Maddy sich durch die Haare fährt und die Luft aus ihren Lungen heraus prustet. "Oh Gott", murmelt sich völlig überrumpelt.

"Und wieso habt ihr dann zusammen geschlafen? Ich meine, Joulie trug dein Oberteil", fragt meine Schwester weiter. "Sie war komplett am Ende gestern Nacht, weswegen ich ihr einfach etwas von mir zum anziehen gegeben habe. Außerdem hatte Joulie Angst, allein zu bleiben, deshalb bin ich bei ihr geblieben".

Misstrauisch hebt Maddy eine Augenbraue an. "Wieso tust du so viel für sie? Normalerweise gehen dir anderen Menschen doch am Arsch vorbei. Stehst du auf sie oder was?".

Die Frage schlägt mir wie ein Preisboxer ins Gesicht. Ob ich auf sie stehe? Aber Maddy hat Recht. Das ist eigentlich nicht meine Art und ich habe mich noch nie so sehr um jemanden gekümmert wie gestern um Joulie. Ich versuche mir allerdings seitdem einzureden, dass ich nur Mitleid hatte.
Oder doch nicht? Als sie wollte, dass ich bei ihr schlafe, hat das ein seltsames Gefühl in meinem Bauch ausgelöst.
Verdammt, diese ganze Scheiße ist so verwirrend.

Da ich Maddy keine Antwort gebe, denkt sie sich ihren Teil dazu und grinst mich an. "Du musst doch nicht gleich rot werden. Komm schon, wir suchen Joulie", lacht sie und steht zügig auf. Mit schnellen Schritten laufen wir zurück zum Grundstück, bei dem das nächste Mädchen weinend auf der Terrasse sitzt.

Als sie uns bemerkt, hebt Joulie ihren Kopf an und sofort fällt mein Blick auf ihre roten Augen, aus welchen unaufhaltsam Tränen fließen.
Maddy stürmt auf sie zu und nimmt sie schnell in den Arm.

𝐒𝐓𝐀𝐘. - 𝐄𝐍𝐄𝐌𝐈𝐄𝐒 𝐓𝐎 𝐋𝐎𝐕𝐄𝐑𝐒Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt