Kapitel 77

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Der Schulgong ertönt und alle packen ihre Hefte und Stifte in die Rucksäcke. Endlich. Noch ein paar Minuten länger und ich wäre eingeschlafen. Maddy und ich gehen mit unseren Freunden zusammen den Gang entlang und aus dem Gebäude.

Als wir vor dem Schulhaus stehen, halten wir nach dem Auto Ausschau, welches uns abholen soll. Nichts. Dann müssen wir wohl noch etwas warten. Plötzlich streckt Jack seinen Kopf zwischen uns hindurch und erschrickt uns mit einem lauten "buh!". Ich hasse es, dass ich so schreckhaft bin und selbst dabei zusammen zucke.

Ganz leicht fährt seine Hand an meinem Rücken entlang. Eine unauffällige und kaum wahrnehmbare Geste. Nur wir beide wissen, dass mehr dahinter steht.

"Du bist so kindisch", lacht Maddy und rutscht zur Seite, damit er sich neben uns stellen kann. Endlich kommt der schwarze Wagen vorgefahren, bevor eine peinliche Stimme bei uns hätte auftreten können. Ich weiß immer noch nicht, wie ich mich ihm gegenüber vor meiner Freundin benehmen soll. Deswegen sage ich erst einmal gar nichts.

Wir steigen ein und fahren los. Maddy erzählt die ganze Zeit von Alison und von der Party, zu der wir heute Abend noch gehen. Wird Jack etwas dagegen haben, dass ich mitgehe? Hätte er bedenken, dass etwas passiert? Wahrscheinlich nicht. Na ja, wenigstens gibt es dann keinen Stress. Ich hab ja schließlich eh keine Wahl, da seine Schwester mich zwingt.

Zu Hause angekommen, gehe ich mit Maddy auf ihr Zimmer, um unsere Hausaufgaben schon einmal zu erledigen. Wir sind so in Gedanken versunken, dass wir gar nicht mitbekommen, dass es immer später wird.

Damit wir nicht unpünktlich kommen, müssen wir uns jetzt ziemlich schnell fertigmachen. Ich hole mir einfach ein Kleid aus Maddys Schrank und überprüfe, ob mein Make-up noch sitzt. An zwei kleinen Stellen frische ich es noch einmal auf, aber mehr verändere ich nicht. Am Ende brauche ich zu lange und wir kommen wegen mir zu spät.

Meine Freundin macht es mir gleich und packt das Wichtigste in eine kleine schwarze Tasche, welche sie sich umhängt.
Auf ihrem Handy sucht sie nach der Adresse und stockt einen Moment. "Das ist zehn Minuten von hier weg. Das können wir auch laufen", schlägt meine Freundin vor und bekommt ein Nicken von mir aus Antwort.

Zusammen gehen wir die Treppe hinunter und ich nutze die Chance, um einen Blick ins Wohnzimmer zu erhaschen. Leer. Wo ist er denn? "Ich hab etwas vergessen", platzt es auch schon aus mir heraus und ich drehe mich um, damit ich schnell wieder hochrennen kann. Zumindest so schnell, wie es einem auf hohen Schuhen möglich ist.

Leise klopfe ich an die Holztür. Stille. Vorsichtig drücke ich den Griff hinunter und verschaffe mir Eintritt. Hier ist ebenfalls niemand. Ist er wohin gegangen? Vielleicht trifft Jack sich mit seinen Freunden. Wieso hat er nichts gesagt?

𝐒𝐓𝐀𝐘. - 𝐄𝐍𝐄𝐌𝐈𝐄𝐒 𝐓𝐎 𝐋𝐎𝐕𝐄𝐑𝐒Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt