Kapitel 76

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"War das mit mir ein Fehler letzte Nacht?", fragt mein Gegenüber mit einem traurigen Unterton. "Nein. Ich denke, ich bin mir einfach erst jetzt bewusst geworden, was wir da eigentlich gemacht haben", versuche ich mich zu erklären.

Fragend sieht Jack mich an. Ich schnaufe einmal kurz durch, dann setze ich mich auf einen der Tische, um unsere Situation etwas weniger angespannt zu gestalten.
Gut, dass wir gerade eine relativ alte Lehrerin haben, welcher es oft nicht auffällt, wenn jemand fehlt. Hoffentlich auch diesmal.

"Ich meine, du weißt, wie ich ohne Klamotten aussehe", murmel ich, worauf Jack mich von oben bis unten mustert. Wie unangenehm. "Lass das", lache ich und schließlich schmunzelt er ebenfalls etwas. "Es war kein Fehler, aber ich weiß nicht, was mich dazu geritten hat. Irgendwie hätte ich gerne noch etwas gewartet", erkläre ich weiter.

"Also ist alles gut?", haķt mein Gegenüber nach. Vorsichtig nicke ich. "Können wir es einfach langsam angehen? Nichts Unüberlegtes. Nur wenn man sich wirklich sicher ist", schlage ich vor und beobachte seine Mimik.

Jack kommt langsam auf mich zu und grinst mich an. Dicht vor mir bleibt er stehen und positioniert seine Hände recht uns links neben mir. Mein Atem stockt. Ich bin mir sicher, dass Jack hören kann, wie laut mein Herz schlägt.

"Können wir dann aber trotzdem noch das machen?", fragt er und lehnt sich nach vorne. Jack legt seine Lippen sanft auf meine und sofort ist es, wie als würde ein Feuerwerk in mir explodieren.

Einen letzten Schritt noch kommt er mir näher und legt seine Hände nun an meine Taille, während meine in seinen Nacken wandern.
Aufeinmal rüttelt es heftig an der Tür und verstummt genauso schnell, wie es angefangen hat. Ruckartig lösen wir uns wieder.

"Wir sollten mehr aufpassen. Geh vor, ich warte noch ein paar Minuten", schlägt Jack vor und ich nicke zustimmend. Ich rutsche vom Tisch und wende mich der Tür zu. Kurz bevor ich aus dem Klassenzimmer gehe, drehe ich mich noch einmal um und sehe ihn an, wodurch ich leicht lächeln muss.

Ich bin froh, dass das geklärt ist und es nicht mehr so angespannt zwischen uns ist.
Schnell laufe ich über den Gang. Hoffentlich bekomme ich jetzt keinen Ärger. Schließlich bin ich schon fast 15 Minuten zu spät.

Vor dem Klassenzimmer angekommen, bleibe ich stehen und lausche. Ein Lautsprecher. Ansonsten ist es still. Vorsichtig öffne ich die Tür und lasse meinen Blick durch die Reihen wandern. Vorne am Pult sitzt unsere Lehrerin und schläft.

Das Glück ist heute wirklich auf meiner Seite. Ich schleiche mich durch die Tische zu meinem Platz. "Wo warst du so lange?", flüstert Maddy mir zu. "Ehm da hat ein Mädchen auf der Toilette geweint", lüge ich und zucke mit den Schultern. Das ist ja noch einmal gut gegangen.

𝐒𝐓𝐀𝐘. - 𝐄𝐍𝐄𝐌𝐈𝐄𝐒 𝐓𝐎 𝐋𝐎𝐕𝐄𝐑𝐒Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt