Kapitel 4

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Gerade ist Jace mit seiner langjährigen Freundin auf dem schwarzen Ledersofa am Kuscheln, als er plötzlich einen unglaublichen Geruch riecht.

Perplex riecht der Mann zuerst an Amalia, um sicher zu gehen, dass der Geruch nicht von ihr ausgeht. Dem ist jedoch nicht so.

Der Geruch kommt wo anders her. Er benebelt seine Sinne. Sein ganzer Körper schreit nach diesen Geruch.

Blitzschnell springt er vom Sofa auf. Dabei achtet er nicht auf seine Freundin.

Er ist nur auf diesen himmlischen Duft fokussiert. Jace will schnellstmöglich zu diesem Geruch. Einerseits um den Ursprung dessen zu erfahren. Andererseits aber auch aus Angst, dass dieser wieder verschwindet.

Sein innerer Wolf schnurrt wohlig bei dem Geruch.

Schnellen Schrittes macht er sich auf den Weg diesem inneren Drang nachzugehen. Dabei schubst er sogar einige seiner Rudelmitglieder aus dem Weg.

Wie in Trance verwandelt Jace sich in seinen schwarzen Wolf, als er am Waldrand angekommen ist. Kurz darauf rennt er auch schon los.

Dabei nicht bemerkend, dass ihm Amalia bis zum Waldrand gefolgt ist.

,,Baby, was ist denn plötzlich in dich gefahren?!" Ruft sie ihm noch hinterher, aber dies beachtet der schwarze Wolf nicht wirklich.

In extremer Geschwindigkeit prescht die schwarze Gestalt durch den Wald, den Duft, der in seiner Nase liegt, folgend.

Nach gut zwei Minuten bleibt er in einem Garten eines Vorstadthauses stehen. Dieses grenzt direkt an den Waldrand.

Der Wolf legt seinen Kopf in den Nacken und schnüffelt kurz in der Luft, nur um sich ganz sicher zu sein, wo der Ursprung des Duftes liegt. Er kommt aus der ersten Etage des Wohnhauses.

Die erste Etage hat auf dieser Seite des Hauses nur ein großes Panoramafenster. Vor diesem grenzt ein schöner großer Balkon mit zwei Buchsbaumbüschen an jeder Seite.

"Perfekt" denkt er sich. So kann er ganz einfach dahingelangen.

Er verwandelt sich zurück, nur um kurz darauf Anlauf zu nehmen und mit einem dumpfen Ton auf dem Balkon auf beiden Füßen aufzukommen.

Dort oben angekommen, schaut der große Mann auch direkt durch das Fenster, um den Ursprung sehen zu können.

Auf einem Himmelbett liegt eine wunderschöne Frau.

Sein innerer Wolf ruft bei ihrem Anblick immer wieder "Mate!". Er hingegen knurrt nur wohlig auf.

Endlich hat er sie gefunden.

Nach so langer Zeit.

Er dachte schon er würde sie nie finden.

Klar hat er Amalia an seiner Seite, aber er ist sich auch im Bilde gewesen, dass die Beiden spätestens, wenn einer seinen Mate gefunden hat, getrennte Wege gehen würden. Denn die Mateverbindung ist meist stärker als jeder andere Verbindung.

Auch wenn Amalia immer wieder beteuerte, dass sie ihren Mate ablehnen würde, wenn sie ihn denn endlich fand. So ist er sich immer gewiss gewesen, dass seine Mate wichtiger ist als seine jetzige Beziehung. Denn diese Verbindung entsteht darauf, dass eine Seele von der Mondgöttin in zwei Hälften geteilt wird. Diese gibt sie dann einem Matepaar. Dieses wird extra von ihr ausgesucht. Sie passen perfekt zusammen und ergänzen sich vollends. Schon als kleiner Welpe hat er beigebracht bekommen, seine oder seinen Mate zu ehren und zu lieben, denn man hat nur einen. Und sollte man diesen verlieren, so wird man immer unvollständig sein und unglücklich werden.

Seine Großmutter hat ihm damals immer gepredigt:,, Junge. Wag es ja nicht deine Mate abzulehnen, denn dann stirbst erst du und dann dein Rudel. Auch wenn das schon schrecklich genug ist, glaub mir dann wird deine persönliche Hölle erst noch schlimmer, denn dann werde ich dich auf alle Ewigkeiten grün und blau versohlen, das schwöre ich dir.

Leicht muss er schmunzeln, als er ihre Wörter in seinen Kopf hört. Sie ist zwar schon vor einiger Zeit verstorben, dennoch hat er sie noch mehr als klar in seinem Kopf vor sich. Er sieht sie noch wie damals auf dem alten Holzstuhl in ihrer Küche sitzen und drohend den Finger hebend, während er auf den weißen Fliesen sitzend zu ihr sieht.

Und auch wenn diese Worte etwas hart für einen kleinen Jungen von etwa fünf Jahren waren, so weiß er heute, dass sie recht hat. Deshalb würde er alles tun für seine Mate damit er sie nicht verliert.

Amalia ist in seinen Augen zwar eine gute Frau, aber keine echte Luna. Sie ist zu nah am Wasser gebaut und kann nicht so recht die Führung übernehmen. Sie lässt sich zu schnell von den Einwänden von den Mitgliedern übertönen.

Auch ist sie nicht zu allen in seinem Rudel nett und liebevoll, was eigentlich eine der wichtigsten Eigenschaften einer Luna sein müssen.

Er war damals sehr enttäuscht gewesen, als er erfahren hatte das sie es nicht war. Obwohl er sich sicher hätte sein müssen, dass sie es nicht ist. Allein wegen den fehlenden Eigenschaften die ihm schon Anfang ihrer Beziehung aufgefallen sind.

Während er so in seinen Gedanken schweift, betrachtet er die ganze Zeit die zierliche Person auf dem Bett.

Sie schläft tief und fest.

Er versucht sich dabei jedes Detail von ihr einzuprägen.

Ihre dunkelbraunen, gewellten Haare, die jetzt wild um sie herum liegen.

Wie gerne er über diese streicheln würde, nur um zu fühlen, ob sie wirklich so weich sind, wie sie aussehen.

Ihre süße Stupsnase.

Ihre schönen Kurven. Die gut ersichtlich sind, da sie auf dem Bauch liegt.

Und ihre vollen Lippen.

Wie gerne Jace jetzt in diesem Moment seine Lippen mit ihren Verbinden würde. Um sie spüren und schmecken zu können.

Erst jetzt merkt er, dass ihm jemand gefolgt ist. Denn im Wald sind knackende Äste zu hören.

Blitzschnell springt er vom Balkon. Nur um denjenigen gefährlich anzuknurren.

Seine Muskeln sind zum Zerreißen gespannt. Bereit sie vor demjenigen zu beschützen.

"Hey, ganz ruhig Jace. Ich bin es nur."

Erst als er ihre Stimme erkennt, entspannen seine Muskeln sich etwas. Dennoch ist er für einen möglich Angriff bereit.

Mit eleganten Schritten kommt die junge Frau aus dem dunklen Wald heraus.

"Aurora, was machst du denn hier?" zischt er leise.

Seine Augen sprühen vor Zorn Funken.

"Das gleiche sollte ich wohl eher dich fragen. Amalia ist total aufgebracht. Du bist einfach abgehauen. Und dann finde ich dich am Haus der Jansons. Also, raus mit der Sprache, was machst du hier?" zischt sie genauso leise zurück. Sie bleibt einige Meter vor ihm stehen, am Rande des Waldes.

Bei ihrem Ton knurrt er erzürnt, hört aber abrupt auf. Denn er realisiert, wo sie sich gerade befinden.

Seine Augen weiten sich vor Schreck.

Scheiße, wenn das hier das Haus der Janson ist.dann muss seine Mate Ann sein. Hallt es laut in seinen Gedanken.

Der Alpha möchte seiner Beta gerade antworten, als plötzlich das Licht in ihrem Zimmer angeht.

Erschrocken schauen sie sich an und verschwinden sogleich im Schutz des Waldes.

Auf keinen Fall wollen die Beiden diskutierend im Garten seiner Mate gesehen werden.

Er kann ihr schließlich auch noch auf dem Heimweg alles erklären.

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