Kapitel 14

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Gestresst fischt Ann ihr Handy aus ihrer Hosentasche.

Schnell sucht sie Neros Nummer aus ihrer Kontaktliste. Nur um diese sogleich zu wählen.

Ungeduldig tippt sie auf ihrem Lenkrad rum, während sie wartet, dass er endlich abnimmt. Mit jedem Tuten steigt die Ungeduld.

"Guten Morgen. Ich dachte nicht, dass du so schnell anrufen würdest." Erklingt seine unglaublich tiefe Stimme aus dem Lautsprecher nach dem fünften Tuten.

"Hey. Ähm...kannst du mich eventuell zur Schule fahren? Mein Auto springt nicht an und ich bin echt am Verzweifeln." sprudelt es nur so aus ihr raus.

"Oh...ähm... klar! Warte ich bin gleich da." Stimmt er zu. Es ist ein Rascheln zu und dann legt er auf.

Mit einem erleichterten Ausatmen lässt sie ihr Handy auf ihren Schoß sinken. Zusammen mit ihren Händen, legt sie ihren Kopf, auf das Lenkrad.

Nero ist ihre Rettung.

Sie würde doch noch pünktlich in die Schule kommen.

Zusammen mit ihrer Tasche steigt sie aus dem Auto.

Ann schließt gerade das Auto, als auch schon der Wagen von Nero vor ihr zum Stehen kommt.

Breit grinsend blickt sie dieses an. Das Fenster wird heruntergelassen und ein ebenfalls grinsender Nero sieht ihr entgegen.

Er trägt heute eine schwarze Sonnenbrille. Seine sonst so voluminösen lockigen Haare liegen platt auf seinem Haupt. Außerdem trägt er ein weißes zerknittertes T-Shirt. Er sieht aus, als wäre er gerade erst aus dem Bett gestiegen. Das würde zumindest auch seine tiefe Stimme vorhin am Telefon erklären und somit auch sein jetziges Auftreten.

"Los! Steig ein! Oder willst du, dass du zu spät kommst?" Fordert er sie sanft auf.

Ann schüttelt ihren Kopf.

"Nein. Natürlich nicht."

Schnell steigt die junge Frau auf der Beifahrerseite ein.

Ann will gerade den Anschnallgurt schließen, da startet Nero schon den Motor. Der Wagen setzt sich genau in dem Moment in Bewegung, als sie diesen mit einem "Klick" schließt.

Während der Fahrt, konzentriert der Schwarzhaarige sich voll und ganz auf den Verkehr. Ann tut es ihm gleich. Heute Morgen ist viel auf den Straßen los. Alle wollen entweder zur Arbeit oder wie sie zur Schule.

Nach ungefähr fünf Minuten stellt der Alpha ihr eine Frage:,, Kannst du mir gleich deinen Autoschlüssel geben?"

Verwirrt schaut sie ihm von der Seite an.

"Wieso das denn?"

"Dann lass ich eines meiner Rudelmitglieder es abschleppen und reparieren."

"Oh. Na...na klar. Aber dann stehe ich wirklich in deiner Schuld." stammelt Ann vor sich her.

Sie ist ihm sehr dankbar, aber er braucht dies nicht zu tun. Ann könnte auch nach der Schule, in einer Werkstatt anrufen.

"Alles gut. Für dich mache ich das gerne."

"Aber irgendwie muss ich mich doch revanchieren."

"Dann lass uns doch am Samstag, in einem Restaurant essen gehen." schlägt Nero vor.

"Gerne." Stimmt Ann zu.

"Ok, dann Samstag. Ich hole dich um neunzehn Uhr bei dir zuhause ab. Außerdem bringe und hole ich dich ab jetzt immer für die Schule. So lange, bis dein Auto repariert ist." Seine Stimme erlaubt keine Widerworte. Es gleicht einem Befehlston.

"Danke für alles."

Ann ist wirklich gerührt von seiner Hilfsbereitschaft. So eine sieht man heutzutage nur noch selten. Im Allgemeinen werden die Menschen, immer selbstsüchtiger. Kaum einer denkt noch an seine Mitmenschen. Für sie zählt nur noch ihr eigenes Glück.

Ann will so nie werden.

So in Gedanken versunken bemerkt Ann erst jetzt, dass sie gerade auf dem Parkplatz bei ihrer Schule halten.

"Also dann bis nachher, Kleine."

Nero sieht sie durch seine Sonnenbrille hindurch an.

"Bis später. Ich schreib dir, wenn ich Schluss habe. Danke nochmal."

Sie gibt ihm einen Kuss auf die Wange. Wegen diesem fängt er an schelmisch zu grinsen.

Von ihm beobachtet, schnallt sie sich ab und drückt die Tür auf. Ann schnappt sich ihre Tasche und läuft auf das Schulgebäude zu.

Keine Menschenseele ist mehr auf dem Schulhof.

Auf dem Weg Richtung Eingangstür, wirft sie einen letzten Blick auf den weißen Wagen. Dieser steht immer noch an demselben Ort. Er fährt erst weg, als Ann endlich das Gebäude betritt.

In dem Eingangsbereich fällt ihr Blick auf einen großen Bildschirm. Dieser hängt mittig an der Wand, gegenüber von dem Eingangstor.

Sie nähert sich diesem. Dabei bemerkt sie, dass dort alle Vertretungen und Ausfälle des heutigen Tages stehen. Außerdem ist rechts oben in der Ecke die derzeitige Uhrzeit zu erkennen.

Mit Erschrecken muss sie feststellen, dass ihr noch drei Minuten bis zum Unterrichtsbeginn bleiben.

Ihr entgeht allerdings nicht, dass sich vieles verändert hat.

Die Wände sind jetzt nicht mehr in einem hellen grün gestrichen, sondern erstrahlen in einem sterilem weiß. Allgemein ist vieles modernisiert worden. Ein Hinweis darauf ist der große Fernseher vor ihr. Früher wurden nur Zettel aufgehangen, die oftmals abgerissen wurden, sodass man meist nicht die Chance hatte einzusehen, ob etwas ausfällt.

Ann rennt schon förmlich in die Richtung, wo sie das Sekretariat vermutet.

Zu ihrem Glück hat sich der Standort dessen nicht verändert.

Zaghaft klopft Ann an der hellbraunen Tür an.

Es kommt ein "Komm ruhig rein."

Behutsam öffnet sie die Tür.

Hinter einem Schreibtisch sitzend, sieht sie eine freundlich aussehende Dame an.

Sie ist ungefähr Mittevierzig und hat kurze blonde Haare. Tragen tut sie ein grelles pinkes T-Shirt und eine blaue dreiviertel Jeans. Dies hat sie mit weißen Sportschuhen kombiniert.

"Hallo. Ich bin Ann Janson. Heute ist mein erster Tag hier." stellt Ann sich vor.

"Ah! Ja genau." Die Dame nimmt die bereit gelegten Sachen zu ihrer Linken und steht auf. Sie geht auf den Tresen, der vor dem Schreibtisch aufgebaut ist, hin. Die Unterlagen legt sie dort ab. Die Sekretärin dreht sie so, dass Ann sie lesen kann.

"Dein Stundenplan und ein Lageplan." Erklärt sie. Dabei zeigt die Frau auf den jeweiligen Zettel.

"Und deine Bücher sind alle auf dem Tablet. Gehe gut mit ihm um!" Ermahnt sie sie streng, aber dennoch lieb. Ann nickt zu dem Gesagten.

"Mache ich." Verspricht sie ihr.

"Gut. Viel Spaß dir und herzlich willkommen auf unserer Schule." lächelt sie ehrlich. Kleine Fältchen umspielen dabei ihre Augenwinkel.

"Danke schön." Ann lächelt der Sekretärin zurück.

Das Tablet lässt sie in ihre Tasche gleiten und die beiden Zettel nimmt Ann in die Hand.

Damit bewaffnet schreitet sie wieder zurück zum Eingangsbereich, um zu den Klassenraum zu gelangen.

Durch den Stundenplan weiß Ann, dass sie zuerst Englisch hat. Zu ihrem Glück ist der Raum nicht allzu weit entfernt.

Ihr Blick ist weiterhin auf den Zettel in ihrer Hand gerichtet, sodass sie Person, die im Eingangsbereich steht, übersieht.

Bemerken tut sie diese erst, als es schon zu spät ist.

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