Forgive

Kapitel 18

Eine Ewigkeit später.

Genau genommen eine Doppelstunde Englisch und eine Doppelstunde Mathe später, geht Ann zusammen mit Melanie durch die weiß gestrichenen Schulflure. In diesen herrscht reges Treiben.

Vorbei an der hinteren Eingangshalle, die genauso aussieht wie die Vordere. Einziger Unterschied ist, dass der Vordere zu dem Parkplatz und der hintere zum Schulhof führt.

Der Pausenhof ist ein riesiger gepflasterter Platz. In der Mitte steht eine große alte Buche. Um diese herum platziert sind große braune Holzbänke. Wenn man geradeaus geht, steht etwas rechts versetzt ein Gebäude. Es ist fast vollständig umgeben von Fenstern. Wo keins ist, ist die Wand in einem anthrazit gestrichen.

Viele Schüler tummeln sich auf dem riesigen Platz. Ann sieht die typischen Gruppen, die es an jeder Schule gibt. Jedoch schenkt sie ihnen keine sonderliche Beachtung. Denn sie muss mit ihrer Begleiterin mithalten. Melanie hat einen schnellen Schritt drauf, sodass Ann Mühe hat mitzuhalten. Deswegen ist sie auch ein paar Schritte hinter ihr.

Vor der Eingangstür zu dem Gebäude bleibt Melanie stehen um auf sie zu warten. Als Ann neben ihr zum Stehen kommt, betreten zu zusammen das Gebäude. Drinnen angelangt, strömt Ann sofort der Geruch von allerlei Essen entgegen. Sie hat bis zu diesem Zeitpunkt nicht gemerkt, dass sie eigentlich Hunger hat. Ihr Magen fängt leise an zu knurren und ihr läuft ungewollt das Wasser im Mund zusammen.

Ziemlich am Anfang entdeckt Ann die Essenausgabe. Vor dieser steht eine kleine Schlange, sodass sich die Beiden hinten anstellen und geduldig warten bis sie an der Reihe sind.

Sie kommen schnell dran, sodass jeder sich etwas bestellt. Kurz darauf laufen sie auf einen der zahlreichen Tische zu. Jeder ist mit einem Tablett bewaffnet. Die Tische sind wirr in diesem Raum angeordnet. Es ist kein Muster für Ann erkennbar.

An dem Tisch sitzen bereits das Mädchen von vorhin und ein rothaariges Mädchen.

Melanie stellt ihr Essen auf den Tisch ab und nimmt Platz. Ebenso wie Ann. Sie sitzt dabei zwischen Melanie und dem rothaarigen Mädchen.

"Darf ich vorstellen. Mia." Melanie zeigt auf die Schwarzhaarige. "Und das ist Isabell." Beide schenken ihr ein freundliches Lächeln.

"Ich bin Ann." Stellt sie sich selbst vor.

"Wissen wir doch." Kommt es von Mia.

"Ach stimmt. Sorry." Anns Wangen werden leicht rot vor Scham.

"Ach alles gut. Also Ann, was wechselt man so einfach mitten im Schuljahr? Das macht man ja nicht einfach so ohne Grund." Fragt Mia. Es ist für sie leicht aufdringlich.

"Naja, ich vermisse es hier." verrät Ann nur die halbe Wahrheit.

Die drei scheinen dies aber nicht zu bemerken, denn schon kommt die nächste Frage. Diesmal kommt sie von Isabell:,, Wie meinst du das?"

"Ich habe vor vielen Jahren hier schonmal gewohnt." Antwortet Ann knapp.

"Achso." kommt es von den Dreien, wie aus einem Mund. Darüber fangen sie schallend an zu lachen. Ann kichert zwar, findet dies aber nicht wirklich lustig. Deswegen fängt sie an zu essen. Kauend sieht sie den Mädchen dabei zu, wie sie versuchen sich wieder einzukriegen. Dies funktioniert nach wenigen Minuten auch.

Mit Tränen in den Augen sehen sich die Frauen gegenseitig an. Kurz davor wieder einen Lachanfall zu kriegen.

Es ist Melanie, die sich als erstes wieder einigermaßen zusammenreißt. Denn sie räuspert sich kurz bevor sie auch schon die nächste Frage stellt:,, Tut uns leid, das passiert manchmal. Nimm es uns bitte nicht böse. Wo hast du bis vor kurzem gewohnt?"

"Alles gut. Ich habe bis vor kurzem in New York gewohnt." Ann tut ihren Lachanfall mit einer wegwerfenden Bewegung ab.

"Boah! Das ist ja mal mega cool!" staunt Mia ,,Dann kannst du uns ja die besten Läden zum Shoppen zeigen."

"Jetzt mach mal halblang, Mia. Wir wissen ja noch nicht mal, ob sie überhaupt mit uns shoppen möchte und du überfällst sie schon mit irgendwelchen Verabredungen." Ermahnt sie Melanie. Sie sieht Ann kurz danach mit einem entschuldigenden Blick an.

"Magst du denn mit uns shoppen?" fragt diesmal Isabell.

"Eigentlich hasse ich shoppen. Aber meine Freundin Emely könnte euch sicher einige gute Läden zeigen." zustimmend nicken Isabell und Melanie. Mia hingegen sieht sie verständnislos an.

"Wie kam man denn bitte kein shoppen mögen?!" Kommt es entsetzt von ihr.

"Ich mag es einfach nicht." tut es Ann mit einem Schulter zucken ab.

Verständnislos schüttelt Mia den Kopf. Sie hat bereits den Mund geöffnet, um sie in eine Diskussion zu verwickeln. Allerdings wird sie mit einem Seitenblick zu Melanie still. Melanie sieht sie mit einem ernsten und eindringlichen Blick an. Dabei schüttelt sie leicht den Kopf. Mia schließt darauf den Mund. Von Isabell kommt ein leises Kichern.

Ann hat währenddessen weitergegessen, sodass sie sich gerade ihr letztes Stück in den Mund schiebt.

Sie hat es gerade heruntergeschluckt, da klingelt es auch schon für den nächsten Unterricht. Augenblicklich hört man von jeder Ecke der Cafeteria Stühle quietschen, genervtes Ausatmen und gemächliche Schritte. Ein großer Pulk bildet sich blitzschnell vor dem Ausgang. Dennoch drängelt keiner. Auch die Vier schlendern gemächlich aus der Cafeteria und Richtung Eingangstor.