Kapitel 49

6.3K 216 7
                                    

Seine Hände zittern leicht vor Aufregung.

Gleich würde er sie wiedersehen.

Seine Sehnsucht nach ihr wächst von Tag zu Tag mehr. Oftmals wollte er schon zu ihr. Sie einfach nur ansehen.

Ihre Anmut.

Ihre Schönheit.

Doch eine kleine Stimme in seinem Kopf hat ihn gehindert. Sie hat ihm zugeflüstert, dass er echt scheiße gebaut hat, als sie sich das letzte Mal gesehen haben.

Seinem Wolf gefällt dies so ganz und gar nicht. Mehrmals täglich versucht er die Überhand zu gewinnen. Die er nicht bekommen wird. Jace kostet dieser innere Kampf sehr viel Kraft. So viel, dass er seine Aufgaben nicht mehr richtig ausführen kann. Aurora hat mittlerweile den Großteil von ihnen übernommen. Sonst würde das Rudel schon jetzt nicht mehr existieren.

Ohne Führungskraft ist das Rudel dem Untergang geweiht.

Ein Glück, dass er Aurora hat. Doch ewig könnte er sie dies nicht übernehmen lassen. Irgendwann muss er wieder vollends das Rudel übernehmen.

Ein wahrer Alpha sein.

Einen der das Rudel mit eiserner Hand führt.

Und dass möglichst bald wieder.

Leicht lächelnd betrachtet er die kleine Schachtel in seiner Hand. Sie ist mit dunkellila Geschenkpapier eingepackt.

Lange hat er nach den perfekten Stiften gesucht und sich schließlich für Polychromos entschieden. Der Fachhändler sagte ihm, dass dies die perfekten Stifte sind.

Vorsichtig legt er ihr Geschenk ins trockene grüne Gras, nur um sich kurz danach auf der Lichtung vor dem Rudelhaus zu entkleiden. Seine Kleidung legt er neben dieses. Einige Schritte entfernt er sich von den Sachen.

Seine menschliche Gestalt krümmt sich, während er an seine wölfische Gestalt denkt.

Klauen wachsen an Stelle seiner Hände. Knochen brechen und verformen sich. Schwarze Haare wachsen überall. Wo sein Mund ist, wächst eine Schnauze mit messerscharfen Zähnen.

Dies geschieht innerhalb von wenigen Sekunden. Und schon steht er nicht mehr mit seinen Beinen in dem Gras, sondern mit den großen Pfoten seines anmutigen Wolfes.

Er dreht sich zu den Sachen um. Behutsam öffnet er sein Maul und transportiert so alles.

Mit einem schnellen Sprint geht es für ihn zu Anns Haus.

Bäume verschwimmen bei seinem Tempo. Sie sehen aus wie eine Wand aus grünen und braunen Tönen.

Kurz vor ihrem Haus, bleibt er im schützenden Dickicht des Waldes stehen. Langsam legt er alles auf den moosbedeckten Boden.

Jace denkt an seine menschliche Gestalt und schon verwandelt er sich zurück.

Kurz bleibt er danach auf der Stelle stehen.

Tief atmet er ein und aus.

"Hoffentlich wird alles gut." flüstert er zu sich selbst.

Seine Hände fangen wieder an unkontrolliert zu Zittern. Mit diesen zieht er sich wieder an.

Als letztes nimmt er die kleine Box in seine rechte Hand.

Sie ist wie ein Anker für ihn.

Sie gibt ihm Kraft.

Hoffnung.

Zuversicht.

Mit langen Schritten führt sein Weg ihn zu ihrem Haus. Immer wieder atmet er dabei tief ein und aus.

ForgiveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt