Kapitel 19

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"Boah! Warum muss Kunst auch immer so langweilig sein?" Stöhnt Mia, während die Vier durch das vordere Eingangstor schlendern.

"Nur weil du nicht zeichnen kannst." Neckt Melanie sie mit einem überlegenen Lächeln.

"Stimmt doch gar nicht." Bockig, wie ein Kleinkind, verschränkt sie ihre Arme vor der Brust.

"Doch. Das stimmt. Du malst, wie ein Kleinkind. Und außerdem führst du dich gerade auch wie eins auf." Merkt Isabell an.

Empört über diese Aussage, öffnet sich ihr Mund. Mia sagt aber dennoch keinen Ton. Ihre Arme, lässt sie locker neben sich hängen.

Ann hat vorhin im Unterricht eine Kostprobe von Mias künstlerischen Fertigkeiten bekommen. Sie muss Isabell und Melanie zustimmen. Sie zeichnet wirklich wie ein Kleinkind. Selbst ihren Stift hält sie so. Kein Wunder also, dass Mia schweigend zustimmt. Es würde ja eh nichts bringen eine Diskussion darüber anzufangen, die sie sowieso verlieren würde.

Ann wendet sich von ihren neuen Freundinnen ab, um sich einen Überblick über die parkenden Autos zu verschaffen.

Ihr Blick, bleibt bei dem weißen Range Rover hängen. An diesem lehnt Nero. Er schenkt ihr keine Beachtung, denn er tippt auf seinem Handy herum.

Ann hat ihm vorhin in der Pause geschrieben, wann sie Schulschluss hat. Fast augenblicklich bekam sie seine Antwort, dass er sogar überpünktlich da sein würde. Offensichtlich hat er sich an dieses Versprechen auch gehalten.

Ann wendet den Blick von dem Adonis ab, um sich wieder ihren Freundinnen zu widmen. Zu ihrer Verwunderung muss sie allerdings feststellen, dass sie ihren Blick gefolgt sind. Sie sehen ihn mit einem genervten Blick an.

"Was schaut ihr denn so?" Fragt Ann vorsichtig.

Keineswegs möchte sie ihre neu gewonnenen Freundinnen wieder verlieren. So schön es auch ist unsichtbar zu sein, so kann es nicht schaden ein paar Freunde an seiner Seite zu haben.

"Wir mögen ihn nur nicht. Du weißt ja. Rudelrivalitäten und so." erklärt Melanie knapp. Ann nickt verstehend.

Auch wenn das hier eine neutrale Zone ist und hier Schüler von beiden Rudeln hingehen. So heißt es nicht automatisch, dass sie sich mögen. In dieser Hinsicht hat sich nichts geändert, denn die betroffenen Schüler erdolchen sich förmlich mit ihren Blicken.

"So. Mein Bus fährt ohne mich, wenn ich nicht gleich gehe." Spricht Isabell.

"Meiner auch." fügt Melanie hinzu.

Die vier umarmen sich kurz zum Abschied.

Kurz darauf laufen die Beiden auch schon zu den Bushaltestellen. Diese befinden sich rechts, wenn man aus dem Eingang kommt.

Mia und Ann, laufen auf den Parkplatz zu.

Mit einem "Tschüss" von Beiden, trennen sich auch ihre Wege.

Ann läuft auf den Wagen von Nero zu.

Erst kurz bevor sie bei diesem ankommt, scheint der Fahrer des Wagens sie zu bemerken. Er hebt seinen Kopf und lächelt die junge Frau vor sich mit seinem typischen Strahlen an. Sein Handy sperrt er und steckt es in seine Hosentasche. All dies tut er, ohne den Blick von ihr zu nehmen. Auch Ann sieht ihn an. Wie in Trance halten sie ihren Blickkontakt.

"Hallo, meine Schöne." Begrüßt er sie mit seiner tiefen Stimme.

"Hallo, mein Chauffeur." Neckt ihn Ann.

Bei ihrem Spruch lacht er einmal kurz laut.

"Komm her und lass dich drücken." Dabei breitet er seine Arme aus.

Ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, springt sie in seine Arme. Liebevoll legt er sogleich seine Arme um sie. Sie schlingt ihre, um seine Taille.

Es gibt in diesem Moment nur sie zwei.

Doch für Anns Geschmack lösen sie sich viel zu schnell voneinander.

Es ist als würde eine Blase platzen. Denn augenblicklich nimmt sie ihre Umwelt wieder wahr. Dabei muss sie feststellen, dass sie neugierige, neutrale, aber auch wütende Blicke abbekommt. Diese ganze Aufmerksamkeit ist Ann nicht gewöhnt, daher ist sie sichtlich nervös. Nero scheint dies zu bemerken. Denn sein Kopf geht blitzschnell zu den versammelten Schülern. Sein Blick ist dabei kalt und aus seiner Kehle kommt lautes, bedrohliches Knurren. Alle, auch die menschlichen Schüler, zucken merklich zusammen. Es scheint zu wirken. Denn urplötzlich hat jeder etwas Besseres zu tun. Nero blickt trotz dessen, die Schüler weiterhin kalt an. Anscheinend will er sicher gehen, dass auch wirklich keiner mehr starrt.

"Komm! Ich möchte nach Hause." Zieht sie seine Aufmerksamkeit wieder auf sich. Ihre Stimme ist dabei sanft.

Nero reagiert augenblicklich auf sie. Sein Kopf schnellt wieder zu ihr. Seine vorher verhärteten Züge, werden augenblicklich weicher. Knappt nickt er. Nimmt ihr die Tasche ab und verfrachtet diese schnell auf der Rückbank.

Ann möchte gerade die Beifahrertür öffnen, als Nero ihr zuvorkommt.

"Danke." nuschelt sie geschmeichelt und nimmt auf dem Sitz Platz.

Nero zwinkert ihr einmal zu und schließt die Tür. Kurz darauf setzt er sich selbst auf den Fahrersitz. Mit einem kurzen lächeln in ihre Richtung, startet er den Motor und düst vom Parkplatz.

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