Forgive

Kapitel 6

Gemütlich gehen der Alpha und seine Beta zurück zu ihrem Rudelhaus.

,,Also raus mit der Sprache, was wolltest du bei dem hässlichen Miststück." Spuckt die Frau mit den glatten langen lila gefärbten Haaren aus.

Bei diesen Worten muss der Alpha unwillkürlich anfangen zu knurren.

Niemand darf jemals so über seine süße Mate reden. Das wird er nicht zu lassen. Und auch wenn sie seine beste Freundin ist, so hat sie nicht das Recht sie zu beleidigen. Sie ist immerhin seine Mate und zukünftige Luna.

Sie zuckt kaum merklich zusammen bei seinem Knurren.

Dieses tiefe, angsteinflößende Knurren.

Das autoritäre Knurren eines Alphas.

Es lässt auch Betas angstvoll zusammenzucken.

,,Nenn sie nicht so!" Knurrt er ihr aggressiv entgegen. Die Augen dabei leicht schwarz werdend und die Augenbrauen sich fast treffend.

,,Wieso nicht? Du hast sie doch damals selbst so genannt. Also was spricht jetzt dagegen?" fragt sie leicht verwirrt, aber auch etwas ängstlich. Scheinbar hat sie gemerkt, dass sie nun besser nichts falsches sagt, was ihn noch mehr erzürnt.

Kurz bleibt sie stehen und schaut ihm prüfend in die Augen, nur um dann weiter zu laufen. Ihn dabei aber trotzdem nicht aus den Augen lassend. Sie beobachtet jede seiner Reaktionen.

Er war so beschäftigt damit vor Wut zu kochen, wegen ihrer Aussage, dass er gar nicht bemerkt hatte, wie sie stehen geblieben sind. Kurz schüttelt er den Kopf und folgt ihr daraufhin.

,,Sie ist meine Mate. Das spricht dagegen." versucht er normal zu sagen, was ihm allerdings nicht sonderlich gelingt. Er ist immer noch leicht aufgebracht von ihren Worten.

Ihre Augen weiten sich geschockt.

Über ihre Lippen kommt ein leises:,, Oh."

,,Ja, oh! Das kannst du laut sagen." Spricht er mit leichtem Selbstmitleid.

,,Das erklärt dein Verhalten von vorhin. Aber wieso ist sie nach all den Jahren wieder da?" Verwirrt runzelt sie die Stirn.

,,Ich habe keine Ahnung." sagt er gereizt. Er fährt sich gestresst durch die Haare.

,,Sie wird dich bestimmt hassen." Sie schaut ihn bemitleidend an.

Das ist jetzt das Letzte, was er braucht.

Mitleid.

Denn dieses bringt ihm seine Mate auch nicht näher.

Am liebsten hätte er jetzt seine Mate in seinen Armen. Jedoch weiß er, dass dies noch eine ganze Weile dauern wird.

,,Nach all dem was ich ihr angetan habe, gehe ich hundertprozentig davon aus. Allein schon was ich ihr an meinem letzten Schultag alles an dem Kopf geworfen habe. Wie sie Tränen in den Augen hatte und ich auch noch gelacht habe... Oh man, was habe ich nur getan..." Seine Stimme bricht zum Ende hin.

Er fühlt sich so schuldig. Fast fühlt es sich schon so an, als würde er in diesen ertrinken.

Kurz schluckt er um den Kloß in seinem Hals runterzuschlucken. Nur um kurz darauf fortzufahren.

"Scheiße Aurora. Was mache ich denn jetzt? Sie wird mich niemals in ihre Nähe lassen. Geschweige denn lieben." Betrübt geht sein Blick nach unten auf den mit Moos bedeckten Waldboden vor sich.

,,Du hast echt Mist gebaut, Jace. Wir haben Mist gebaut. Aber wir konnten ja nicht wissen, dass ausgerechnet sie deine Mate ist. Unsere Luna." Aufmunternd legt sie eine Hand auf seine Schulter. Was nicht viel bringt, da er sich einfach zu große Vorwürfe macht.

,,Aber ich habe schon eine Idee, wie du an sie rankommst." spricht sie weiter, dabei hat sie ein leichtes Lächeln auf den Lippen. Ihre Augen sehen ihn ohne Abbruch die ganze Zeit an.

,,Und wie?" Er hebt seinen Kopf, um sie anschauen zu können.

,,Lass das Mal meine Sorge sein, Alpha." Sagt sie geheimnisvoll.

Er vertraut ihr blind. Allerdings glaubt tief in seinem Inneren nicht, dass sie das hinbekommt.

Er hat Ann damals sehr verletzt.

Das hat er in ihren Augen gesehen. Der Tod ihrer Eltern war schon schwer genug für sie. Dann noch in der Schule gemobbt werden, war mit Sicherheit die Kirsche auf der Sahnetorte.

Aber er muss seiner Beta vertrauen, weil er leider selbst so gar nicht weiß, wie er sie für sich gewinnen soll.

Einfach zu ihr hin gehen und sie um Verzeihung bitten, wäre wohl die schlechteste Lösung. Auch wenn er sich nie wirklich mit Ann beschäftigt hatte, weiß er das sie nachtragend ist und nicht so schnell seine Verzeihung annehmen wird.

Und dann noch zu sagen, dass sie seine Mate ist, er sie unsterblich liebt und sie bis an sein Lebensende wie eine Prinzessin behandeln wird, ist wohl eine sehr schlechte Idee.

Sie wird sich niemals ohne weiteres auf ihn ein lassen.

Zögerlich bringt er nur ein kurzes "Ok" über die Lippen.

Als der Alpha einen Blick von seiner besten Freundin vorbeiwirft, sieht er, dass die Beiden auch schon am Rudelhaus angekommen sind.

Sie laufen auf dieses schweigend zu.

Drinnen verabschieden sie sich mit einem Winken voneinander.

Schweren Herzens drückt Jace im Aufzug den Knopf für die oberste Etage.

Die Alpha Etage.

Viel lieber würde er jetzt bei seiner Mate liegen und sie in seinen Armen halten, aber das würde alles nur noch komplizierter machen. Denn wenn er jetzt einfach bei ihr einbrechen würde, nur um mit ihr zu kuscheln, würde sie entweder die Polizei rufen oder sie würde ihn sofort ablehnen ohne ihm auch nur die Chance des Erklärens zu geben.

Mit einem Ping bleibt der Aufzug stehen und die Türen fahren auf.