Kapitel 25

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Nero hat sie vor ungefähr einer viertel Stunde bei ihr Zuhause abgesetzt.

Zum Abschied gab er ihr einen kurzen, aber dennoch sinnlichen Kuss auf die Lippen. Nur um dann davon zu rasen. Während sie ihm traurig, in ihrer Einfahrt stehend, hinterher sah.

Traurig darüber, dass ihr Essen ein so schnelles Ende gefunden hat. Deswegen war sie schnellstmöglich hoch in ihr Zimmer gelaufen. Nicht um sich dort wie ein pubertierendes Teenagermädchen in ihr Bett zu werfen und sich die Seele aus dem Leib zu heulen. Nein nicht deswegen. Sie wollte sich nur schnell umziehen, um dann ins Wohnzimmer zu gehen. Dort hat sie vor dem Abend einen würdigen Abschluss zu liefern, indem sie sich gemütlich einen Film ansieht und dann entspannt, schlafen zu gehen.

Und nun liegt sie hier wie ein Seestern auf dem Sofa, in ihrem modern eingerichteten Wohnzimmer. Vor ihr läuft ein Horrorfilm, indem gerade eine Blondine qualvoll getötet wird. Tragen tut sie dabei einen gemütlichen Pyjama.

Den Film schenkt sie allerdings nicht viel Beachtung. Lieber tippt Ann fokussiert auf ihrem Handy rum. Um es genau zu nehmen, schreibt Ann so wie jeden Tag seit ihrer Ankunft mit Emely.

Ann: Wir haben ja beide in zwei Wochen Ferien. Wie wäre es, wenn du mich besuchen kommst?

Emely: Das ist eine gute Idee. Wir können es aber auch so machen, dass ich die erste Woche zu dir komme und die zweite zurück nach New York?

Ann: Das ist eine gute Idee :) Ich freue mich schon jetzt ganz doll dich wieder zu sehen.

Emely: Und ich mich erst:) Ich vermisse dich und vor allem unsere Gespräche.

Ann: Ich auch:(

Sie kann sich nicht selbst belügen, indem sie sagt, dass sie ihre beste Freundin nicht vermisst. Denn das stimmt ganz und gar nicht. Jede Zelle ihres Körpers vermisst sie. Und obwohl sie hier schon sehr gute Freundinnen gefunden hat, so sind sie nicht Emely. Sie ist immer an ihrer Seite. In guten wie in schlechten Tagen. So als ob sie verheiratet wären.

Ann wechselt den Chat zu ihrer Tante.

Ann: Hey, ich komme in drei Wochen nach New York.

Clarissa: Hey Süße, es tut mir sehr leid, aber ich werde nicht da sein. Ich habe da eine Geschäftsreise.

Ann: Ok:) alles gut. Dir viel Spaß auf der Geschäftsreise.

Gerade, als sie die Nachricht für ihre Tante abgeschickt hat piept das Handy für das Eingehen einer neuen Nachricht. Es ist eine neue Nachricht von Emely.

Emely: Aber sehen wir es positiv, es sind ja nicht mehr lange bis wir uns wieder haben. Ich muss aber jetzt schlafen gehen, hab morgen ein Familientreffen, wo ich fit sein muss. Gute Nacht:)

Ann: Stimmt. Oh, dann geh mal lieber schlafen. Nicht das deine Tante wieder rummeckert, wegen deines Auftretens. Gute Nacht:)

Ann schaltet das Display des Handys aus. Ihre Aufmerksamkeit wendet sich wieder dem Film zu. Zu ihrer Verwunderung, läuft bereits der Abspann.

Wie klischeehaft, denkt sie sich schmunzelnd und drückt den Fernseher aus. Schwerfällig schält sie sich aus der grauen Kuscheldecke, die um sie geschlungen ist und steht auf. Als sie einen festen Stand hat, streckt sie die Arme in die Luft und gähnt laut. Danach schlurft sie zur Treppe, um sich oben fertig fürs Bett zu machen.

Sie hat gerade ihren linken Fuß auf die erste Stufe gesetzt, da fängt ihr Handy an zu klingeln. Da sie es immer noch in ihrer Hand hält, senkt sich ihr Blick sofort zu diesem. Auf dem Display steht der Name ihrer Freundin Mia. Leise seufzt sie, denn sie weiß genau, warum sie um diese Uhrzeit von ihr angerufen wird. Es kann nämlich nur eine Aufforderung von ihr sein, dass sie doch noch zur Party kommen soll. Kurz stockt sie und überlegt, ob sie den Anruf nicht einfach ignorieren sollte. Jedoch grätscht ihre höfliche Art dazwischen, weswegen sie mit einem kurzen Augenverdrehen den grünen Button drückt und das Handy ans Ohr führt.

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