Kapitel 42

6.6K 210 3
                                    

Wütend haut er auf seinen Schreibtisch.

"Ich werde mich garantiert nicht davon abhalten lassen. Das dauert mir alles zu lange. Durch dieses Langsame wird sie immer weiter zu ihm getrieben." Donnert er laut.

"Aber sie erpressen? Echt großartige Idee. Wirklich." spricht Aurora. Ihre Stimme riecht schon förmlich nach Sarkasmus.

Sie sitzt ihm gegenüber auf der Couch.

"Ja natürlich! So konnte ich die Hochzeit verhindern." sagt er weiterhin wütend.

"Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass sie sich daranhält. Sie ist schlau. Du hast deinen Teil bereits erledigt. Es muss aber nicht heißen, dass sie es auch wirklich tut. Schalt doch mal deine Birne ein. Seitdem du sie gefunden hast, denkst du nicht mehr logisch." Schimpft sie mit ihm.

Er knurrt laut.

"Sprich nicht so mit mir!" droht er.

Beschwichtigend hebt sie die Hände.

"Ist ja schon gut, aber ich sage es ja nur."

"Ich habe selbst schon dran gedacht. Keine Sorge, ich denke schon noch logisch. Also zoll mir gefälligst Respekt." Spricht er säuerlich.

"Ich sehe ja, dass du gestresst deswegen bist, aber so wird es nun wirklich nichts." Kurz überlegt sie,." Vielleicht würde es was bringen, wenn du ihr was schenkst. So wie Aurus."

Er knurrt wieder.

"Der nicht das Recht dazu hatte."

"Sei nicht wütend auf ihn. Er hat es gut gemeint. Außerdem vertraut sie ihm jetzt zumindest ein bisschen. Das ist doch schonmal ein sehr guter Ansatz."

Er nickt nur resigniert.

"Ich möchte nachdenken." sagt er etwas ruhiger.

Aurora steht sofort wortlos auf und geht zur Tür. Im Türrahmen bleibt sie jedoch noch einmal stehen und sieht ihn an. Er schaut starr zurück.

"Durch Wut ist noch nie Liebe entstanden. Hab Geduld."

Dann dreht sie sich um und verschwindet. Sein Blick bleibt dabei weiterhin auf der Stelle. Und somit nun auf der geschlossenen Tür.

Durch Wut ist noch nie Liebe entstanden.

Weise Worte von ihr.

Doch er ist zu ungeduldig.

Noch schlimmer ist sein Wolf, der es von Tag zu Tag mehr wird.

Es zerreißt ihn innerlich, dass sie sich nicht wenigstens ein klein wenig für ihn öffnet. Sie muss ihm auch nicht gleich eine Chance geben. Auch, wenn das genau das ist, was er will. Doch sie ist nun mal ein Mensch und die Vergangenheit liegt schwer auf ihnen.

Er hat gestern gemerkt, dass ihr Körper ihn genauso will. Sonst hätte sie den Kuss nicht erwidert. Klar, er hätte sie nicht einfach so küssen dürfen, aber was hätte er denn sonst machen sollen? Sie ist stur. Deshalb würde sie ihm nicht so einfach verzeihen. Das weiß er. Dennoch blutet sein Herz vor Sehnsucht. Zugleich ist er aber auch so unglaublich wütend.

Warum konnte die Mondgöttin nicht früher sagen, dass sie die eine ist. Dann wäre es nicht so, wie es jetzt ist. Und er wäre früher nicht so ein Arschloch gewesen.

Aber rückgängig machen geht jetzt auch nicht mehr.

Seine Wut hatte sich einige Tage zuvor gesteigert, als eines seiner Rudelmitglieder zu ihm kam, um ihm zu berichten, dass sie sich verlobt hat.

Das Nero es wirklich wagt, sie zu heiraten.

Er hat so viel Wut in sich.

Sein Blick wendet sich auf den Scherbenhaufen vor der Couch.

An dem Tag ist seine Wut so groß geworden, dass sie einfach übergelaufen ist. Folge dessen, hat er den Tisch einfach zerschmettert. Doch befriedigt hat es ihn tief in seinem Inneren nicht. Stattdessen kam noch ein anderes Gefühl hinzu.

Verzweiflung.

Er hat nicht mehr viel Zeit. Sein Vater sitzt ihm im Nacken.

"Das Rudel braucht seine Luna. Wenn du sie nicht findest, finde ich sie." Droht er ihm seit seinem Amtsantritt. Und er muss ihm recht geben, so langsam wird es Zeit. Doch eine andere außer Ann, wollte er nicht neben sich haben. Er hat vermutlich noch ein halbes Jahr, bevor er eine Luna ausgesucht bekommt. Die Zeit rennt also.

Vermutlich hat Nero, Ann auch deswegen genommen. Ein guter Schachzug von ihm, das muss er zugeben.

Ann ist eine geborene Luna. Dann ist es die aus seiner Sicht beste Lösung die Luna eines anderen zu nehmen und sie auch schon eine Weile zu kennen. So würde er nicht riskieren irgendeine X-beliebige an die Seite gestellt zu bekommen. Auch die Drohungen seines Vaters wäre er los.

Brilliant von ihm.

Jedoch würde Nero Ann das Herz brechen, sobald er seine Mate gefunden hat. Das hatte er schließlich genauso mit Amalia gemacht.

Die Verzweiflung, dass er seine Mate aber vielleicht doch nicht findet und er somit Ann niemals bekommt, ist groß. Er hat auch schon darüber nachgedacht, sie einfach gegen ihren Willen zu markieren, allerdings kann dies auch nach hinten losgehen. Denn es gibt auch Fälle, bei denen der Hass dadurch nur noch gesteigert wurde.

Man ist dann mit einer Person verbunden, die man bis auf das Knochenmark hasst. Eine schreckliche Vorstellung, dass Ann ihn nur noch mehr hasst und sie niemals ein Team werden. Wo doch Alpha und Luna eine Einheit bilden müssen. Es kommt also nicht in Frage.

Dennoch würde er nichts unversucht lassen.

Aurora hat vorhin von einem Geschenk gesprochen.

Nur was kann man ihr schenken?

Schmuck oder so etwas mag sie mit Sicherheit nicht. Also was dann?

Stark überlegt er. Als es ihm wie Schuppen von den Augen fällt.

Ann zeichnet gerne.

Den Block dafür hat sie schon, also braucht sie noch Stifte. Aber nicht die Billigen, die man in jedem Supermarkt bekommt.

Nein.

Er würde ihr teure Künstlerstifte kaufen. Da wird sie sich freuen.

Ein Problem gibt es dann nur noch.

Wie kann er eine ruhige Minute mit ihr reden, ohne diese nervige Kratzbürste?

Stark überlegend kratzt er sich an der Stelle, als es ihm wie Schuppen von den Augen fällt.

Charles!

Auch, wenn das, was er gestern machen wollte, wirklich nicht ok war. So wäre er dennoch der Richtige, um sie abzulenken.

Es hatte ihn gestern ganz schön überrascht, als sein Kumpel plötzlich wie ausgewechselt war.

So lange hat Charles sie schon gesucht. Es liegt also Nahe, dass er sie nicht so schnell loslässt. Er ist verbissen und das muss er auch sein, schließlich trainiert er das Rudel. Bei diesem Job braucht man vor allem Verbissenheit und Stärke. Und die hat er alle Mal.

Jace holt sein Handy raus, um seinen Plan zu besprechen.

ForgiveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt