- Kapitel 4 -

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Meine Kameraden liegen, überraschenderweise, bereits in ihren Betten und schnarchen leise vor sich hin. Ich schmunzle. Wie friedlich und harmlos die Jungs aussehen können, wenn sie schlafen. Allerdings steckt auch mir der erste Tag definitiv in den Knochen. Ich unterdrücke in diesem Augenblick prompt ein lautes Gähnen, aber leider kann ich mich in dem Aufzug nicht einfach so in mein Bett werfen ...

Deswegen schnappe ich mir schnell meinen Kulturbeutel, Schlafsachen und einen BH mit passendem Slip aus dem Spind, bevor ich zum Waschraum am Ende des Flures schleiche. Es ist zwar noch ein wenig hell draußen, aber allein durch die Stille zu laufen, hat schon etwas Unheimliches ... Der Gedanke ist im Nu verschwunden, sobald ich die hellbraune Holztür öffne, den Lichtschalter betätige und mein erster Blick auf die heißersehnte Dusche fällt.

Voller Vorfreude den Matsch endlich von mir waschen zu können, lege ich meinen dunkelblauen Schlaf-Jumpsuit mit den kleinen weißen Wölkchen ungeduldig auf die lange Umkleidebank in der Mitte des Raumes.

Nachdem ich meine Zähne an einem der fünf schlichten, weißen Waschbecken geputzt habe, betrachte ich für einen Moment die vier hochgemauerten Duschen auf der gegenüberliegenden Seite. Wenigstens kann man durch die knallgelben Vorhänge nicht durchschauen.

Letztendlich genieße ich die heißen, perlenden Wassertropfen auf meiner nackten, hellen Haut in vollen Zügen. Nach gut 20 Minuten trockne ich mich ab, um mir hinter dem Sichtschutz die schwarze, schlichte Unterwäsche überzuziehen.

Ein kurzer Blick hinaus reicht, um zu sehen, dass ich noch immer allein im Waschraum bin. Erleichtert trete ich hervor und hebe Sekunden später meinen heruntergefallenen Jumpsuit vom Boden auf. Er ist klitschnass, so wie mein benutztes Handtuch, das ich über die Duschstange gehängt hatte ... Verdammt!

Ich werfe das bequeme Kleidungsstück achtlos auf den Waschbeckenrand und wickle mich dafür in ein weiches, graues Handtuch, das ich aus dem daneben stehenden, offenen Regal ziehe. Dieses ist groß genug, so dass es zumindest das meiste meiner nackten Haut bedeckt. Nun muss ich allerdings in dem Aufzug zum Schlafsaal zurückkehren ...

Gott sei Dank schlafen meine Kameraden tief und fest, deswegen bin ich positiv gestimmt, dass mich sowieso niemand zu Gesicht bekommen wird.

In diesem Wohnheim gibt es zwar sechs weitere Türen, aber eine davon führt zu den WCs, eine andere zu dem kleinen Putzraum und die vier übrigen Räume sind reservierte Stuben für die Soldaten, die im Januar aus dem Einsatz wiederkommen.

Meine Finger umschließen zwischenzeitlich die metallische Klinke, um sie leise zu öffnen, aber die Tür des Waschraums bewegt sich einfach kein Stück! Völlig überrascht rüttle ich mehrmals an dem Griff. Weder ziehen, noch drücken funktionieren ...

"Das darf ja wohl nicht wahr sein!", stöhne ich stinksauer.

Welcher Vollidiot hatte denn einfach abgeschlossen, obwohl ich die ganze Zeit über hier drin war? Diese Tatsache ist schließlich kaum zu übersehen, oder zu überhören gewesen ...

"Hallo? Ist da jemand? Halloooo! Ich bin hier drin!", rufe ich immer wieder verzweifelt, doch niemand antwortet mir.

Absolute Stille ...

Ich klopfe und schreie ein paar weitere Male.

Nichts ...

Mein Schicksal scheint besiegelt zu sein ... ganz toll!

Total genervt von der Situation, versuche ich das Beste daraus zu machen und mich weitestgehend auf eine ungemütliche Nacht im Waschraum vorzubereiten, indem ich mir alle Handtücher schnappe, die in dem Regal überhaupt zu finden sind.

Kampflos ergebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt