- Kapitel 67 -

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Am frühen Montagmorgen vor Trainingsbeginn laufe ich schnellen Schrittes zu unserem Wohnheim, weil ich unbedingt mit Max sprechen möchte, um zu fragen, wie es ihm geht und was los ist. Mike erzählte mir bei seinem Samstagabendbesuch, dass es in der letzten Woche, wo ich wegen der blöden Rippenverletzung nicht bei ihnen war, ziemlich schlimme Reiberein zwischen Max und Ben gab. Also nicht das gegenseitige Necken und Ärgern, das sie sonst veranstalteten, sondern purer Hass, der sich negativ auf unser Team niederschlug. Ließ man die Jungs ein Mal alleine ...

Während ich die Tür zu unserer Stube öffne, treffe ich jedoch ausgerechnet auf Ben! Er liegt alleine auf seinem Bett, die Stöpsel in den Ohren, sein Blick dabei stoisch aus dem Fenster gerichtet, während sein Fuß im Takt wippt. Den Lärm seiner Heavy Metall Musik höre ich sogar bis hier. Na super, darauf habe ich eigentlich gar keine Lust.

Ich werfe einen kurzen Blick auf die Wanduhr. 

6.45 Uhr. 

In fünfzehn Minuten würde das Training beginnen ... 

Mein Blick geht schnell wieder zurück zu Ben. Er hat mich zum Glück noch nicht gesehen, allerdings wirken seine Augen auch seltsamerweise rot und ziemlich verheult, als ich ihn für einen weiteren Moment betrachte. Mist ...

Erst, als ich mich direkt neben sein Bett stelle, bemerkt Ben mich, nimmt die Stöpsel aus den Ohren und wischt sich schnell über sein Gesicht.

Plötzlich verändert sich jedoch seine ganze Mimik, als er schief grinsend fragt: 

"Na Süße, auf der Suche nach mir?"

Ich hatte mir zuvor nie die Mühe gemacht ihn genauer zu betrachten, weil mich seine blöden Sprüche derart nervten und mich unwohl fühlen ließen, so dass ich schnell die Flucht vor ihm ergriff. Der Eindruck ihn gerade jetzt zum ersten Mal wirklich zu sehen überkommt mich.

Seine dunkelbraunen Augen sind müde und gerötet, einige Furchen auf der Stirn erkennbar, seine spröden Lippen blass und die dunklen Augenringe erschreckend.

Verdutzt, und ohne auf seine aufgesetzte Frage einzugehen, murmele ich leise: 

"Ist alles okay bei dir?" 

Ben winkt mit einer Hand ab.

"Klar, meine Hübsche ... Wenn du da bist, immer!" 

Er zwinkert mir selbstgefällig zu.

Ausnahmsweise lasse ich mich in diesem Moment nicht von seiner Art abschrecken, ducke meinen Kopf und setzte mich schließlich seitlich zu ihm auf die untere Matratze von seinem und Pauls Doppelstockbett.

"Ben?", frage ich leise und eindringlich. Tatsächlich, er reibt sich mit einer Hand schnell über seine Augen und sieht zur Seite. Vorsichtig lege ich für ein paar Sekunden meine Hand auf seine Schulter. 

"Was ist wirklich los?"

Mein Kamerad seufzt tief und sieht zerknirscht zu mir. 

"Kann ich nicht sagen, El."

"Aber du könntest es versuchen", widerspreche ich ihm sanft.

"Ach man, wie soll ich das bloß erklären?", stöhnt er verzweifelt nach einer kurzen Schweigeminute. 

"Max ... also ... er ist so'n ... Arschf..."

"Vorsicht", unterbreche ich ihn harsch. Ben windet sich unter meinem durchdringenden Blick.

"Scheiße, ich mag ihn auch, okay?", platzt es aus ihm heraus, wobei er seine Augen verdreht und laut dabei stöhnt. Mir fällt fast die Kinnlade runter!

Kampflos ergebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt