- Kapitel 37 -

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General Davis

Ich wachte auf, wie aus einer Trance, einem Rausch, einer anderen Welt in der ausschließlich Gewalt, Tod, Zerstörung und Rache existierten!

Ich war wieder ich und wusste nicht so recht, was ich mit mir anfangen sollte. Lediglich einen Moment lang tief durchatmen, um mich zu sammeln. Ich fuhr mit den Fingern über meine geschlossenen Augen, damit ich mich besser erinnern konnte.

Melina erzählte mir heute Nacht auf der Krankenstation von den K.O.-Tropfen in Janssens Drink und ich verprügelte daraufhin ihren Kameraden Mike Winter ... super Leistung!

Herzlichen Glückwunsch, Herr General! Falls ich diesen Titel behalten würde, denn meine widerkehrenden Verfehlungen schrien nicht bloß nach Versetzung ...

Wenn nur jemand verstehen könnte, dass es einen beschissenen Schalter in mir gab, der plötzlich alles veränderte, der mich veränderte.

Nein, so was Absurdes begriff leider niemand!

Zumal es etliche Jahre her war, seitdem es zum ersten und auch schließlich zum letzten Mal passierte. Ich stöhnte verzweifelt, weil ich wusste, dass ich mich bei Winter entschuldigen müsste. Hoffentlich hatte er ein Einsehen und wir könnten uns irgendwie einigen ...

Allerdings hinterließ das Bild in meinem Kopf von den beiden zusammen auf dieser Bühne und seine seltsame Art sie dabei zu begrabbeln noch immer einen ganz faden Beigeschmack. Ich würde dem auf den Grund gehen, lediglich ohne diese Raserei, in der ich seit den letzten paar Stunden plötzlich gefangen zu sein schien!

Inzwischen hörte ich leise, schlurfende Schritte, die sich von mir entfernten.

Eleanore Janssen ...

Sie hatte versucht mich die ganze Zeit und mit all ihrer Kraft von etwas Falschem abzuhalten!

Die Stabsgefreite erschien mir in diesem Zusammenhang unfassbar stark ... Nicht im körperlichen Sinne, aber ihre besondere Art fing mich irgendwie ein. Die Begegnungen mit ihr erweckten stets ein durchweg seltsames Gefühl.

Ich schluckte schwer, als mir langsam wieder in den Sinn kam, wie ich sie noch vor wenigen Minuten attackiert hatte. Mein Griff an ihrem Handgelenk, den Armen ...

FUCK!

Ich machte ihr Angst, bereitete ihr Schmerzen ...

Nora!

Eine Vergangenheit, die mich packte, fesselte und wie ein Jojo ins Dunkel fallen lies. Und wenn ich endlich hoch kam und fast das Licht sehen konnte, ging es direkt wieder abwärts.

Ach nein, Eleanore!

Verdammt!

Es stand außer Zweifel, dass sie jetzt wahnsinnige Angst vor mir hatte! Wie bescheuert konnte ich eigentlich sein, so dermaßen die Kontrolle zu verlieren und das ausgerechnet in ihrer Gegenwart? Es war doch das Allerletzte, was ich wollte!

Grobe, zusammenhanglose Erinnerungen fluteten mein noch immer trübes Bewusstsein ...

Sie hatte sich vehement gegen mich gewehrt und sogar aus Verzweiflung körperlich angegriffen, nur um hier endlich verschwinden zu können ...

Weit weg von mir ...

Wenn ich ehrlich sein musste, wollte selbst ich weg von mir!

Es wurde höchste Zeit etwas zu tun...

Janssen saß jetzt zusammengekauert auf ihrem Bett. Ich wusste nicht mehr jedes explizite Detail, das in den letzten Stunden passiert war. Dennoch tat es weh, dass ihr inzwischen hasserfüllter Blick und ihre ganze ablehnende Haltung aussagte:

Komm mir auf gar keinen Fall zu Nahe!

Das Einzige, was ich ihr absolut schuldig war und jetzt noch helfen könnte, wäre ein Geständnis und diese eine beschissene Wahrheit über mein Leben ...

Aber schien ich wirklich bereit zu sein, diesen grauenvollen Teil von mir Preis zu geben?

Und was wollte ich überhaupt damit bezwecken?

Würde mir die Ehrlichkeit bei ihr einen Vorteil verschaffen? 

Verständnis, positive Gefühle, Emotionen, Zuneigung ...

Und wenn meine Worte diese Effekte hätten, wäre ich tatsächlich bereit die Regungen für mich zu nutzen? In welcher Hinsicht auch immer!?

Kampflos ergebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt