- Kapitel 44 -

444 37 111
                                    

General Davis

FUCK! Ich war immer noch rasend, dass Melina diesen Scheiß hinter meinem Rücken abzog und mir ungefragt diese billige Fregatte vor die Nase setzte! Dafür hatte sie die Schlüssel zu meinem Zuhause schließlich nicht bekommen! Außerdem untergrub Mel mit der unüberlegten Aktion meine Autorität, böser Fehler!

Okay, zugegeben: Ich war ausgerastet, als ich erfuhr, dass ein widerliches Arschloch Janssen zu nahe kommen wollte, aber sie schien doch nicht gänzlich unbeteiligt an der Misere am Freitagabend gewesen zu sein!

Einen Tag später machte sie sich bereits offenkundig an mich ran und im Anschluss lag sie dann bei einem ihrer Kameraden im Bett ... ekelhaft! Und nicht nur bei irgendeinem von ihnen, es war natürlich ausgerechnet Mike Winter! Wie konnte diese Frau bloß ...

Mir wurde kotzübel, während ich daran dachte, wem ihre unwiderrufliche Loyalität galt und wen sie da in Schutz genommen hatte ... Winter lullte seine Kameradin jede Sekunde mehr und mehr ein und sie fraß ihm ohne nachzudenken aus der Hand. Ich konnte es bereits in den Übungen hautnah miterleben, wie sich die beiden nahezu blind verstanden und scheinbar perfekt zueinander passten. Die Art, in der sie miteinander interagierten ...

Wieso zur Hölle ließ mich das einfach nicht los?

Janssen war eigentlich zu jedem äußerst nett und überaus freundlich ... Abgesehen vielleicht von Peters, der es sowieso nie verdiente, wegen seiner scheiß Art, die er an den Tag legte!

Und wenn sie kurzerhand jedem Typen hier etwas versprach!?

Ihre beschissene Heuchelei kotzte mich an und ich ertrug ihre unmittelbare Nähe unter gar keinen Umständen. Ihr ganzes Verhalten trieb mich noch in den Wahnsinn ... Es war irreführend, widersprüchlich, nie greifbar ...

Wütend über meine bescheuerte Situation und darüber, mich zugleich wie ein Gefangener in meinem eigenen Zuhause zu fühlen, verharrte ich im Schlafzimmer und zwar seit dieser Eindringling hier eingetroffen war.

Normalerweise hätte ich meine Berichte für die Woche zu Ende geschrieben, würde trainieren, vielleicht mit Schulz ein Bierchen trinken und danach 'The Boys' weitergucken mit einer großen Portion Popcorn ...

Ich lag inzwischen auf dem Bett, die Arme unter meinem Kopf verschränkt, schnaufte und starrte an die Decke.

Wie lang konnte so ein scheiß Samstag überhaupt sein?

Nach einer Weile hörte ich jedoch vorsichtige Schritte, die vor meiner Tür zum Stehen kamen und ich hielt direkt den Atem an! Das nervige Trippeln entfernte sich allerdings schnell wieder. Das wollte ich Janssen auch geraten haben!

Die leisen Geräusche, wie sie nun durch meinen Bungalow lief, Türen öffnete und schloss, drangen in mein Ohr. Na toll, jetzt durchsuchte sie ernsthaft mein Heim ...

Schönen Dank, Mel!

Und auch sie tauchte am Abend erneut in meinem zu Hause auf!

Führte ich etwa ein scheiß 24-Stunden-Hotel, wo jeder einfach ein- und ausgehen konnte, wie es passte?

Ich sprang hastig vom Bett und presste skeptisch mein Ohr an die Tür, als ich dazu die verschlafene Stimme von Janssen vernahm ...

Wenn dieses Mädchen irgendetwas Falsches zu Melina sagen würde ... dann ... Gnade ihr Gott! Ich hörte jedoch nichts dergleichen und fühlte mich irgendwie ... seltsam erleichtert ...

Allerdings wollte ich der Mietnomadin unter keinen Umständen begegnen, deswegen beschloss ich, äußerst frustriert, mein Schlafzimmer ausschließlich in der Dunkelheit zu verlassen! Und das hätte mit Sicherheit hervorragend geklappt, wenn es nicht Samstagnacht geworden wäre ...

**********

Erschrocken und mit kaltem Schweiß auf der Stirn schoss ich von meinem Bett hoch, in dem Glauben, dass jemand wenige Sekunden zuvor ängstlich und herzzerreißend geschrien hätte. Ich lauschte für einen Moment in die Dunkelheit hinein, hörte aber nichts dergleichen. Wahrscheinlich bloß ein verrückter Traum! Dennoch raste mein Herz ungewöhnlich schnell.

Die Jalousien an meinem Fenster waren noch geöffnet und ich starrte hellwach in die düstere Nacht hinaus. Der Mond versteckte sich gerade hinter ein paar wenigen Wolken. Es würde morgen mit Sicherheit wieder warm werden. Selbst die Luft hier drin schien viel zu heiß zu sein, während mein Mund sich staubtrocken anfühlte. Ich brauchte dringend ein Glas Wasser.

Deswegen schwang ich mich aus dem Bett, schlich mit leisen Schritten in die Küche und ging hinter der Kochinsel in die Hocke, um die letzte Kiste Wasser im unteren Schrank zu überprüfen.

Wenn ich bis auf Weiteres jemand Ungebetenen mit versorgen musste, war ich wohl automatisch gezwungen öfter einkaufen zu gehen. Allein diese Tatsache nervte mich bereits! Dafür hatte ich bei all der Arbeit sowieso kaum Zeit ... Und keine Lust!

Als ich mich schließlich aufrichtete, um endlich etwas zu trinken, stand plötzlich sie neben mir und kreischte überflüssigerweise auch noch laut und schrill. Man, hatte sie mich erschreckt!

Völlig gerädert schaute ich zu Janssen hinüber und OH MY FUCKING GOD: Sie sah in der Sekunde absolut atemberaubend aus! Diese Frau musste einfach nur da sein und sie vereinnahmte mich, ohne überhaupt irgendetwas zu tun. Mein Herz pochte rasend schnell und das nicht bloß wegen des Schrecks ... Meine widersprüchlichen Gefühle waren derart abstrus und dennoch konnte ich nicht aufhören, jeden einzelnen ihrer schönen Gesichtszüge zu erforschen!

Es schienen Stunden zu vergehen, in denen wir einander still anstarrten ...

Widerwillig nahm ich schlussendlich meinen Blick von dem bildhübschen Wesen vor mir, goss zwei Gläser Wasser ein und konnte nicht umhin, als sie erneut zu betrachten. Ihre wachsamen Augen schimmerten jetzt in einem hellen blau, beleuchtet und in Szene gesetzt von dem strahlenden Mondlicht, das in dem Moment plötzlich durch einen Teil des Küchenfensters brach.

Die blonde Mähne war ein wenig zerzaust und fiel ihr dabei ins Gesicht, kräuselte sich über dem Rücken und teilweise auf ihrer Schulter. Ich musste mich wirklich zusammenreißen, auf keinen Fall meine Finger vorsichtig darüber gleiten zu lassen, die wilden Strähnen hinter ihr Ohr zu stecken, um ihre weichen Züge besser betrachten zu können.

Und dann noch ihre leicht geöffneten, rot schimmernden Lippen, die so herrlich zart erschienen, während sie förmlich danach schrien geküsst zu werden ...

Eleanore hatte eine faszinierende Ausstrahlung und ich wurde unumkehrbar zu Wachs in ihrer Nähe ...

Auf einmal rauschten jedoch die Bilder von ihr und Winter zusammen im Bett liegend, wie ein donnernder Wasserfall, in mein Gedächtnis zurück ...

Nicht einlullen lassen, du naiver Trottel!, schalt ich mich selbst im nächsten Moment.

Mir wurde auf einmal sehr wohl bewusst, dass mein Gegenüber mich jetzt offen anstarrte ... Wachsame Augen glitten ungeniert über meine nackte Haut, darüber hinaus dieser erhitzte Blick mit den roten Wangen, ihre Zunge, die kurz ihre Lippen befeuchtete ...

Aha!

Also war Janssen durchaus empfänglich für trainierte, gutaussehende Männer ... Ab der Sekunde offenbarte sich auch schon wieder die Heuchlerin in ihr, mit der ewig gespielten Schüchternheit und in den Augenblicken, wo es darauf ankam, konnte sie sich kaum zusammenreißen ... In jeder Hinsicht abstoßend!

Und genau deswegen benahm ich mich einfach nur zu gerne daneben, um zu zeigen, was ich wirklich von ihrem scheinheiligen Getue hielt ...

Kampflos ergebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt