Ich weiß nicht, wo Davis die letzten Stunden gewesen ist und warum er so aussieht, als hätte er einen derben Box-, oder Messerkampf mit bloßen Händen hinter sich. Wahrscheinlich ist es auch besser, dass ich keine Ahnung habe, aber er ist jetzt hier bei mir und seine selbstzerstörerische Art werde ich definitiv aufhalten!
Dennoch stehe ich ein wenig ängstlich vor seinem Schlafzimmer, als ich laut klopfe, nachdem es einen derben 'Rums' gegeben hatte. Ich muss ihn irgendwie beruhigen und weiß, dass ich das kann!
Sei stark! Für ihn! Ich atme tief durch und öffne, ohne auf seine Schreierei zu reagieren, selbstbewusst die Tür.
Davis steht mitten in seinem Schlafzimmer und sieht mit funkelnden Augen zu mir. Es führt kein Weg dran vorbei! Ich muss ihm jetzt dringend eine Ansage machen!
Also los, bevor ich es mir anders überlege und der Mut mich verlässt! Ich beginne sogleich mit energischer Stimme zu sprechen:
"Erstens: Wie zur Hölle soll ich schlafen, wenn du so einen Lärm veranstaltest? Zweitens: Hör auf damit zu randalieren und alles kaputt zu machen! Und Drittens: Rede mit mir! Was ist das Problem?"
Geknickt schaut der General bereits zu Boden. Ein bisschen Stolz überkommt mich gleichzeitig, dass meine Ansagen bei ihm wohl doch etwas bewirken.
"Ich ... ich bekomme meine scheiß Klamotten nicht aus ...", flüstert er mit einem Mal beinahe lautlos und ich schlucke unwillkürlich. Verdammt! Ich freue mich innerlich immer noch, dass er plötzlich kleinlaut vor mir steht, aber das ist nichts, was ich erwartete hatte ...
"Ich helfe dir", gebe ich ohne weiter nachzudenken von mir und laufe auf ihn zu.
"Nein, das will ich nicht ...", murmelt er und tritt schnellstmöglich zurück. Die zitternden Hände versteckt Davis dabei rasch hinter seinem Rücken. Als würde ich das nicht bemerken ...
"Ich werde es aber trotzdem tun, also halt verdammt nochmal still!", fahre ich ihn an und trete jetzt selbstbewusst vor den General. Zumindest selbstbewusster, als ich mich eigentlich fühle.
Mit laut klopfendem Herzen öffne ich langsam sein schwarzes Hemd, Knopf für Knopf. Der General schaut mich dabei nicht an, wie bereits zuvor in der Küche. Ich weiß nicht, was verletzter ist, seine Hände, sein teilweise zerkratztes Gesicht, oder sein Stolz?
Vor lauter Aufregung halte ich die Luft an, besonders während ich nun das Hemd aus seiner Hose ziehe, die letzten Knöpfe öffne und es vorsichtig von seinen Schultern streife. Ich räuspere mich, kann meinen Blick aber nicht von seinem nackten, trainierten Oberkörper wenden und starre ihn stattdessen wie hypnotisiert an.
Es gibt mehrere Tattoos, die sich über seine Brust- und Bauchmuskeln schlängeln. Bei näherer Betrachtung erkenne ich einige verblasste Narben und Striemen. Langsam fahren meine Finger darüber.
"Einige Hinterwäldler nutzen wirklich noch Peitschen, um dich zu foltern ...", wispert Davis plötzlich. Ein kalter Schauer durchläuft mich.
"Und das hier?", frage ich leise, wobei meine Finger sanft über eine andere Narbe fahren.
"Granate", flüstert er.
Ich nicke.
"Deine Tattoos ..."
"Bitte mach das nicht", unterbricht Davis mich rasch und schluckt hörbar. Er sieht mir jetzt durchdringend in die Augen, wobei sie mir in diesem Moment wesentlich dunkler vorkommen, als jemals zuvor.
"Du kannst mich nicht heilen, Prinzessin und du solltest dich auch nicht für mich interessieren! Außerdem müssen wir immer noch dringend etwas klären ..."
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Kampflos ergeben
RomanceShortlist Amby Award 2023 3. Platz: 15 Chapters Moon Award 2023 ≋≋≋≋≋≋≋≋≋≋ "Gefühle sind etwas für Narren und Träumer!" ≋≋≋≋≋≋≋≋≋≋ Stabsgefreite Eleanore Janss...