- Kapitel 65 -

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General Davis

Gegen Abend kamen wir wieder bei meinem Bungalow an. Elea hatte mich seit dem Flohmarktbesuch gekonnt ignoriert. Eigentlich erst ab dem Moment, während sie vor Schreck zusammenzuckte, als ich ihr Handgelenk ergriff. 

Ich wusste, warum das so war und hätte in diesem Moment am liebsten etwas zusammengeschlagen! Gleichzeitig schämte ich mich, dass ausgerechnet ich ihr das Gefühl dieser Angst gab und konnte ihr kaum noch in die Augen sehen ... 

Auch Nora zuckte damals immer wieder zusammen, wenn ich sie versuchte in den Arm zu nehmen, bloß um sie zu trösten. Es beschlich mich heute genau das gleiche Gefühl ... Hilflosigkeit ... Trauer ...

Der Tag war einer der schönsten gewesen, den ich seit langem, genau genommen seit Jahren, erlebt hatte. Mit Eleanore konnte ich sein, wie ich war und mich treiben lassen. Das war ein durchweg unglaubliches Gefühl!

Natürlich hatte ich ihr vorher klar gemacht, dass wir auf Abstand gehen sollten und war nicht mal ansatzweise dazu im Stande gewesen mich an meine eigenen Regeln zu halten. Armselig! 

Ich stand nun in meinem Schlafzimmer und zog nachdenklich das kleine Tütchen mit dem Armband aus meiner Jackentasche, die über dem Stuhl vor mir hing.

Ihre Angst bei einer einzigen, unschuldigen Berührung, die für jeden anderen kaum von Bedeutung wäre ...

Und das mit Sicherheit für den Rest ihres Lebens ...

Ich schüttelte vehement den Kopf.

Er hatte ihr das angetan.

Wieso gibt es diese abgefuckten Menschen überhaupt, die anderen ohne Grund so schlimme Dinge antun?

Es machte mich unfassbar wütend!

Dieses Arschloch machte mich unfassbar wütend, und dass er einfach zu seinem Vergnügen ein unschuldiges Mädchen gebrochen hatte!

Und wahrscheinlich nicht nur eins ...

FUCK!

Mein ganzer Körper zitterte vor bloßer Wut und aufgestauter Aggressivität. Ich musste mich dringend abreagieren, bevor mein Blut noch mehr zu kochen begann, als es bereits der Fall war!

Zügig schnappte ich mir wieder die Motorradjacke, warf sie über, holte mein Bike aus dem Schuppen und raste Sekunden später aus der Einfahrt.

**********

Mitten in der Nacht öffnete ich mit zittrigen Händen meine Haustür, schloss sie leise hinter mir und ging mit schweren Schritten schnurstracks in Richtung Küche. Die Lederjacke ließ ich mit einem leisen Stöhnen von meinen Schultern auf den Boden gleiten, um im nächsten Moment bereits eine Bierflasche aus dem Kühlschrank zu reißen. Rasch schlug ich den Kronkorken an der Küchenarbeitsplatte ab und leerte es in einem Zug.

Immer noch schwer atmend zog ich bereits das nächste Bier aus der Kühlschranktür, öffnete die Flasche in der gleichen Weise und setze zum Trinken an, als plötzlich eine leise Stimme hinter mir fragte: 

"Davis? Ist alles okay?" 

Ich erstarrte. Sie durfte mich so nicht sehen! FUCK! Warum zur Hölle schlief sie denn nicht? 

"Ja, Prinzessin! Geh schlafen!", murrte ich genervt und trank zügig das zweite Bier leer.

"Kannst du mich ansehen und das nochmal sagen?", fragte Elea jetzt flüsternd. Verdammte scheiße, warum ging sie nicht einfach?

Ich schaute kurz über die Schulter. Sie stand mit leicht zerzausten Haaren in ihrem weißen Nachthemd an der Theke, zwei Meter von mir entfernt, und rieb sich müde über ihr schönes und zugleich verschlafenes Gesicht.

Aus dem Augenwinkel entdeckte ich eine Decke auf der Couch liegen. So wie es aussah war sie wohl vorm Fernseher eingeschlafen. Oder hatte sie etwa auf mich gewartet? Ich hoffte es und wiederum auch nicht, denn wenn sie erfahren würde, was ich in den letzten Stunden getan hatte ...

"Mir geht es fantastisch und jetzt geh ins Bett! Prinzessinnen brauchen doch ihren Schönheitsschlaf, oder etwa nicht?" 

Ich wollte extra scheiße zu ihr sein, damit sie endlich ging, aber sie ließ einfach nicht locker.

"Davis, würdest du dich bitte ganz zu mir umdrehen?" 

"Nein!", rief ich wutentbrannt aus und schrie rasch hinterher: 

"Verschwinde einfach!" 

FUCK! Wie konnte sie nur derart nerven!

Sekunden später spürte ich ihre warme Hand an meiner Schulter und ich seufzte. Das wohlige Kribbeln konnte ich nicht aufhalten. Sie hatte gewonnen ... einfach so ...

Langsam drehte ich mich zu ihr um. Sie schrie auf, schlug sich die Hand über den Mund und ihre Augen blickten entsetzt in meine. Für einen Moment lag eine schwere Stille im Raum.

"Oh mein Gott ....", wisperte sie schließlich. 

"Was ist mit dir passiert, Davis?" 

"Nichts von Bedeutung", murmelte ich rasch, drehte mich von ihr weg und durchsuchte den Schrank nach dem Erste-Hilfe-Set. 

"Du blutest alles voll! Lass mich das machen!", sagte sie plötzlich streng. Wo kam das bitte her?

Elea riss mir beinahe das kleine Paket aus meinen zitternden, blutverschmierten Fingern, öffnete es und nahm das Desinfektionsmittel heraus. Sekunden später griff sie nach meinen Händen und begann damit die diversen Schnitte zu besprühen.

"Aua! Das tut weh!", schrie ich sie lauthals und mit dunkler, drohender Stimme an, während ich meine Hände wegzog. 

Das beeindruckte sie allerdings nicht im Geringsten und sie schrie zynisch zurück, währenddessen ihre Augen mich funkelnd fixierten: 

"Na dann hör auch einfach auf dich zu prügeln und ich müsste das hier gar nicht erst machen!" 

Wow, mit dieser Reaktion hatte ich nicht im Entferntesten gerechnet!

"Jetzt halt endlich still, damit ich deine Hände verarzten kann!", maulte sie mich weiter an und klopfte ungeduldig mit ihrem nackten Fuß auf den Fliesenboden.

Ich ergab mich grummelnd meinem Schicksal, sah jedoch beschämt zur Seite und war nicht in der Lage Elea dabei anzusehen. Nach wenigen Minuten hatte sie meine Hände gereinigt und verbunden. 

"Danke", murmelte ich, drängte mich an ihr vorbei und verschwand mit schnellen Schritten in meinem Schlafzimmer. Ein paar Mal atmete ich tief durch, bevor ich versuchte meine Klamotten auszuziehen. Diese scheiß Knöpfe! 

Vor lauter Wut schmiss ich den Stuhl zu Boden. Es krachte. Keine drei Sekunden später klopfte es vehement an meiner Tür. 

Genervt verdrehte ich die Augen, während ich wütend 'Was willst du' schrie ...

Kampflos ergebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt