General Davis
Der frische Ostseewind schlug an diesem Montagmorgen mit einer kräftigen Böe die Tür hinter mir ins Schloss und ich atmete sogleich die kühle Morgenluft ein. Herrlich!
Ich verließ mein Haus früh, um wenigstens noch ein wenig trainieren zu können, bevor wir den ganzen Tag nutzlos am Schwimmbeckenrand auf- und abliefen und die fünf Soldaten anschrien, dass sie wieder untertauchen müssten.
Ich begann erst einmal mit meinem täglichen 10-Kilometer-Lauf über das bislang trostlos daliegende Marinegelände. Diese Stille genoss ich jedes einzelne Mal, jedoch hörten die unendlichen Gedanken nicht auf, um auch meinem Kopf diese herrliche Ruhe zu gönnen ...
Insgeheim war ich ziemlich gespannt, wie Janssen die Übungen heute meistern würde. Sport zu treiben und sportlich zu sein bedeutete etwas ganz anderes, als das Element Wasser zu beherrschen!
Es forderte vor allem den Geist, denn einige der Aufgaben genauso durchzuziehen, wie es schlussendlich erforderlich war, kostete durchaus große Überwindung. Die Soldaten waren dazu gezwungen die körperlichen Reflexe zu unterbinden und dabei nicht in Panik zu geraten. Das fiel einigen der Anwärter besonders schwer und spätestens da verließen etwa 30% der Männer das Potentialfeststellungsverfahren von ganz allein.
Ob einer von den Fünfen heute bereits dazugehören würde?
Nachdenklich schritt ich inzwischen durch die Tür zum Fitnessraum.
Die Männer waren in diesem Jahr tatsächlich gut in Form, unerschrocken, belastbar und zäh, aber Janssen ... Sie war womöglich viel zu stur, um dem Wasser die Oberhand zu geben ... Oder sie würde es derart nerven, dass es ihr aus freien Stücken eine Luftblase zum Atmen zur Verfügung stellte ... Auf jeden Fall könnte es gleich durchaus interessant werden!
Nach einem raschen Krafttraining, zog ich mir in der Umkleidekabine schnell die Badeshorts über und betrachtete einen Augenblick mein Spiegelbild. Nach dem Sport traten die einzelnen Muskelstränge mehr hervor als sonst, was mich zufrieden grinsen ließ, wobei meine Hand lässig durch die Haare glitt. Und auch das würde heute ziemlich interessant werden!
Kurz vor Übungsbeginn traf ich in dem Vorraum zur Taucherhalle auf meine Offiziere Hartmann und Schulz. Anscheinend diskutierten sie bereits über ihre Einschätzungen der Gruppe, derweil ich kurzerhand den gekachelten Bereich betrat.
"Wir haben in diesem Jahr ausnahmsweise mal Glück mit der Auswahl. Das bin ich von den letzten Pfeifen gar nicht gewohnt. Da haben wir mit Mühe und Not einen von ihnen durchgebracht!"
Hartmann lachte bei seinen Worten mit heiserer Stimme auf, während er sich vergnügt über sein gut rasiertes Kinn streifte. Schulz nickte zustimmend.
"Es sind wirklich außergewöhnliche Charaktere dabei mit großem Potential. Bei einigen fehlt zwar noch der gewisse Feinschliff, aber ich sehe in jedem von ihnen das Zeug für die KSM. Vorausgesetzt sie machen mit Vollgas auf diese Art und Weise weiter, oder was meinst du, Davis?"
Schulz drehte sich fragend zu mir um, bevor er plötzlich in lautes Gelächter ausbrach. Auch Hartmann betrachtete mich mit einem breiten Grinsen.
Völlig entnervt antwortete ich:
"Ja, sehe ich tatsächlich ähnlich!"
Meine Zweifel wegen Janssen behielt ich ausnahmsweise für mich und fragte stattdessen zischend:
"Und was amüsiert euch gackernden Hühner gerade?"
Schulz war gar nicht erst in der Lage überhaupt etwas zu sagen und auch Hartmann hatte bereits einen hochroten Schädel, weil er sich bemühte das aufkommende Lachen zu unterdrücken. Es gelang ihm kaum, als er immer wieder räuspernd die folgenden Worte ausstieß:
"Ähm, Davis ... Hast du die Badehose zu ... ähm ... heiß gewaschen, oder passt der Bund nicht mehr über deine ganzen Bauchmuskeln?"
Die beiden hielten sich inzwischen die Bäuche vor Lachen und wischten die Tränen aus den Augenwinkeln, während ich das gekonnt ignorierte und bloß verärgert schnaufte.
"Wenn der Kindergarten sich hier wieder eingekriegt hat, können wir vielleicht mal anfangen ernsthaft zu arbeiten!"
Es dauerte einen Moment bis die beiden Offiziere ihre Contenance wiederfanden, als wir wenige Minuten später endlich zusammen die Halle betraten ...
Und uns empfing das reinste CHAOS!
Peters planschte und heulte, wie ein quengelndes Baby, im Wasser, Winter stand mit verschränkten Armen beleidigt am Rand des Beckens, Fischers schrilles Lachen ähnelte dem Psycho aus einem Horrorfilm und Weber begrapschte Janssen sichtlich zufrieden, während er Peters anschrie ...
Und das alles wegen ... IHR!
Wie zum Teufel schaffte sie das immer wieder?
Ich war direkt auf 180 und konnte nicht an mich halten! Heute würde ich sie leiden lassen!
Dann sah ich jedoch Janssens eigenartigen Blick auf mir ruhen und schlagartig wurde es mir klar ...
Mein indirekter Plan, Eindruck auf sie zu machen, war überhaupt nicht abwegig gewesen und ich fühlte mich in allem bestätigt, was ich inzwischen über sie dachte! Auch ihr ging es bloß um Äußerlichkeiten! Ich benahm mich Janssen gegenüber wie das letzte Arschloch, aber diese oberflächliche Trulla fing trotzdem an zu sabbern, wenn sie mich nur anglotzte! Wie armselig!
Janssen selbst hatte sich komplett versteckt unter Lagen aus Stoff, damit ihre 'Unschulds-Show' ja weitergehen konnte! Zum Kotzen!
Mein Auftritt hingegen brachte sie innerhalb der nächsten Stunden wiederholt um den Verstand und sie war abgelenkter denn je, das konnte ich ihr an der Nasenspitze ansehen! Während ihre heimlichen Blicke wiederholt auf mich fielen, triumphierte ich innerlich, weil Janssens Unauffälligkeit dem eines Elefanten im Porzellanladen glich!
Ich wollte ihr nur zu gerne einen Spruch drücken, der sie hätte rot werden lassen sollen! Es lag mir auf der Zunge, derweil sie prustend von der Mitte des Beckens auftauchte, anstatt weiter hinunter zu schwimmen ...
Sind Sie zu oberflächlich, als dass sie tiefer tauchen können?
Allerdings beließ ich es dabei, steckte stattdessen meine Hände in die Taschen der Badeshorts und zog sie absichtlich noch ein Stück tiefer auf meine Hüften. Mir war es scheiß egal, dass Hartmann und Schulz mich deswegen erneut angrinsten.
Janssen hingegen versuchte krampfhaft bei den Übungen zu den Offizieren, auf den Boden, oder in eine andere Richtung zu blicken, nur um mich nicht betrachten zu müssen. Es gelang ihr keineswegs. Anscheinend war sie wirklich genauso substanzlos, wie alle anderen Weiber! Ich hasste es und sie war mir aufgrund dieser Tatsache einfach zuwider!
Und das alles wirst du niemals bekommen, dachte ich gehässig, und stellte mich einfach direkt und provokant vor sie hin!
Diese lügende Heuchlerin! Ich würde ihre wahre Natur schon noch ans Tageslicht bringen ... für Jedermann sichtbar!
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Kampflos ergeben
RomanceShortlist Amby Award 2023 3. Platz: 15 Chapters Moon Award 2023 ≋≋≋≋≋≋≋≋≋≋ "Gefühle sind etwas für Narren und Träumer!" ≋≋≋≋≋≋≋≋≋≋ Stabsgefreite Eleanore Janss...