- Kapitel 15 -

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In den nächsten drei Tagen jagen uns die Offiziere wiederholt erbarmungslos über den Trainingsplatz und die Tartanbahn. General Davis habe ich seit dem Zwischenfall in der Kantine nicht mehr gesehen.

Ob er wohl noch verletzt ist, oder gar Schmerzen hat? Und was läuft da eigentlich wirklich zwischen ihm und dieser Ärztin? Sind sie vielleicht gute Freunde?

Ich fühle mich irgendwie seltsam, bin pausenlos in Gedanken verloren und brenne unverständlicherweise darauf, Davis endlich wiederzusehen.

Jeden Morgen schaue ich schon von Weitem und mit klopfendem Herzen zum Sportplatz herüber, bemerke dort aber ausschließlich zwei trainierte, ältere Männer mit kahlrasierten Schädeln auf uns warten, Schulz und Hartmann. Eine gewisse Enttäuschung macht sich immer wieder von Neuem in mir breit.

Nichts kann mich so richtig aufheitern und diese Art 'Melancholie' fängt an zu nerven, weil ich merke, dass auch meine Leistungen unwiderruflich darunter leiden. Jene Tatsache ist besonders bitter und ein unerträgliches Gefühl beschleicht mich deshalb. Langsam beginne ich meine jetzige Art schlichtweg zu hassen! Nicht einmal Mike kann mich mit seiner erfrischenden Fröhlichkeit aus meinen trüben Gedanken holen.

Wir beenden mittlerweile die finale Runde auf der Tartanbahn für heute, wobei ich mit Abstand die Letzte bin.

Auf die bedeutungsvollen Blicke unserer Ausbilder reagiere ich kaum mehr, sondern starre kurzerhand bloß noch geradeaus. Der Schweiß läuft mir unter der Cappi über die Stirn und meine Sportklamotten kleben hartnäckig an meinem Körper.

Allerdings ist das überhaupt kein Wunder, denn es sind auch an diesem Abend nach wie vor 25 Grad und meine langen Anziehsachen tragen sehr wenig ... bis gar nicht ... zur Abkühlung bei.

Nichtsdestotrotz möchte ich mich niemandem in Top und Hotpants präsentieren! Das würde keineswegs zu meinem Wohlbefinden beitragen ... und nur wegen dieser dummen Vorstellung, die mich plötzlich nicht mehr loslässt, spüre ich bereits die widerlichen, gierigen und versessenen Blicke auf meiner nackten Haut. Es ist ein Gefühl von Feuer, das sich rasch in mir ausbreitet. Eine eiskalte, knochige Hand zerquetscht zugleich mein Herz und ich schnappe entsetzt keuchend nach Luft.

Allein dieser kurze, scheinbar unbedeutende Gedanke bewirkt in Sekundenschnelle eine aufkommende Panik in mir ...

Scheiße ... Doch nicht jetzt!

Durch eine Art unüberwindbaren, dichten Nebel um mich herum, nehme ich auf einmal Mike wahr, der für Sekunden auf der Stelle joggt, so dass ich ihn einholen kann.

Eine perfekte Ablenkung!

Das beängstigende Gefühl soll bloß verschwinden ...

Unverzüglich ...

Die Luft in meinen Lungen wird weniger, der Brustkorb beklemmend eng. Ich spüre bereits die sich weiter ausbreitende Schnappatmung, den Schwindel ...

Mein Kamerad dreht sich völlig überraschend um und rennt mittlerweile rückwärts laufend vor mir her, während er amüsiert ruft:

"Los, du knallrote Tomate! Warst du nicht auch schon mal schneller unterwegs? Eine Konkurrenz bist du heute nur im Entferntesten für mich! Seeehr enttäuschend!"

"Von wegen Tomate, du siehst doch kein Stück besser aus, Osram 2.000! Außerdem ist mein scheiß Akku platt! Und beweisen muss ich dir sowieso nix, Key!", schnaufe ich im nächsten Augenblick wütend, wobei ich mir zugleich genervt mit dem Ärmel den Schweiß aus dem Gesicht wische.

"Es ist ja auf keinen Fall so, als wäre das nicht die gefühlte tausendste Runde!"

Sarkasmus gepaart mit Zorn kann manchmal wirklich hilfreich sein ...

Kampflos ergebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt