- Kapitel 52 -

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Ich mache Versprechungen an diverse Männer und hüpfe aus Spaß durch die Betten, ist ein Satz, der in diesem Moment wie ein Kinoabspann vor meinem inneren Auge rauf und runter läuft, während ich mir ein feindseliges Blickduell mit General Davis liefere.

Die Situation mit Mike vor wenigen Sekunden und wie wir uns ansahen kann man durchaus falsch interpretieren ... Natürlich verspüre ich eine tiefe Zuneigung für meinen besten Freund, deshalb hat der General noch lange kein Recht, mir solch üblen Vorwürfe zu machen! Davis ist ein Mann wie jeder andere auch, wobei er mit Sicherheit ausschließlich auf ein Thema hinaus will und dabei offensichtlich nur mit ... der unteren Region denkt! Ekelhaft!

Angewidert schüttle ich mich, aber es bleibt keine Zeit mehr meine Gedanken weiter zu sortieren, oder angemessen reagieren zu können. Mike mischt sich plötzlich ein und ruft längst provokant:  "Guten Morgen, General Davis. Sie sind wohl spät dran heute. Ich helfe Frau Stabsgefreiter Janssen bereits im Sinne der engen Teambildung und somit durchaus in Ihrem Sinne! Oder möchten Sie lieber meine Position einnehmen?" 

Er schaut ihm gleichzeitig herausfordernd und mit zusammengekniffenen Augen ins Gesicht. Davis' Adamsapfel bewegt sich offensichtlich, so als müsse er seine bösen Worte schnell hinunter schlucken. Zur Antwort schüttelt er jedoch genervt den Kopf, dreht sich um und stapft wortlos zu den anderen Ausbildern hinüber, die sich gerade angeregt unterhalten.

"Mike ...", sage ich jetzt ziemlich vorwurfsvoll. Es ist irgendwie sehr seltsam, dass der General soeben ohne einen Mucks von sich zu geben wieder abgedampft ist! Total untypisch für ihn ...

"Was ist denn?", fragt Key mich, als wäre er sich keiner Schuld bewusst und zieht skeptisch eine Augenbraue nach oben, während er entschlossen hinzufügt: "Er muss die Grenzen was dich betrifft, vielleicht auch mal direkt zu hören bekommen! Der General benimmt sich jedes Mal so, als wäre er dein Beschützer, oder dein Freund und das ist er am Allerwenigsten! Davis ist unser aller Vorgesetzter, also sollte er wissen wo sein Platz ist, nämlich weit weg von dir! Und jetzt los Leyli, deine Scheibe zerfetzen wir auch noch zusammen!"

"Wo du Recht hast ..." murmele ich nachdenklich vor mich hin, um im nächsten Moment umzuschwenken und voller Enthusiasmus zu sagen: "Okay, Yosemite Sam! Zeigen wir den scheiß Geiselnehmern wo der Hammer hängt! Mit dir an meiner Seite haben die Schüsse vorhin zumindest am allerbesten funktioniert!"

Provoziere heute bloß keine erneute Eskalation, ermahne ich mich bereits selbst. Jedoch könnte ich schwören, dass Davis' Augen mich durchbohren und zwar in dem Moment, wo Mike mich zustimmend anlächelt und währenddessen ganz langsam seine Hände über meine gleiten lässt. Er presst seinen Körper noch dichter an meinen, indem er nun auch ein Bein über mich legt, damit er meine Haltung 'korrigieren' kann. Eigentlich ist das Ganze nur eine Show und ich weiß nicht, ob ich mich unbedingt wohl dabei fühle ...

"Los, aufstehen Stabsgefreiter Winter, Janssen, Peters, Fischer und Weber!", höre ich Sekunden später jemanden hinter uns schreien und ich muss mich nicht einmal umdrehen, um zu wissen, wer das mit wütendem Unterton befohlen hat.

Mike springt geradewegs empört auf, nimmt sich aber die Zeit mir ebenfalls hochzuhelfen und legt in einem Zug seinen rechten Arm besitzergreifend um meine Taille.

Ich weiß gar nicht wie mir geschieht, denn Davis' Augen funkeln wild, als er uns mit einem lauten Rums die Paintball-Ausrüstungen vor die Füße wirft und in die Runde ruft: "Schluss mit dem statischen Training für heute! Wir machen dynamisches Schießen in zehn Minuten auf dem Außengelände! Da werden Sie zeigen müssen, wie Sie mit Stresssituationen wirklich umgehen!"

Mike und ich sehen uns für einen Augenblick überrascht an, aber folgen Davis' Anweisungen dennoch unverzüglich. Mein bester Freund hat dabei ein leichtes Schmunzeln auf seinen Lippen und scheint höchst zufrieden mit sich selbst zu sein. Mir erschließt sich nicht mal ansatzweise warum, aber es bleibt keine Zeit, um weiter darüber nachzudenken. Wir fünf stehen inzwischen in einer Gruppe zusammen und werfen uns die neue Ausrüstung über. Es dauert einen Moment, bevor wir alle anderen Sachen den Offizieren zurückgegeben und die Overalls, Schutzwesten, Masken, Handschuhe und Protektoren angezogen haben.

Kampflos ergebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt