- Kapitel 23 -

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Meine aufkommende Panik wird jäh verstärkt, nachdem auch die anderen Gäste um uns herum die Situation begreifen und einige der Männer plötzlich laut pfeifen und jubeln.

Ihre Rufe schallen grölend durch den Schankraum, der mir bei jedem zugeworfenem Wort unschärfer erscheint ...

"Hey Süße, komm doch mal lieber ein kleines Stückchen näher zu uns!"

"Yo, wir machen einen Wet-Bier-Shirt-Contest nur für dich!"

"Jetzt hab dich nicht so, Kleine, und präsentier was du hast!"

"Zeigen! Zeigen! Zeigen!"

Eingehüllt in ihre anzüglichen Blicke, treten mir ungewollt mehr und mehr Tränen in die Augen. Ich versuche ängstlich und in purer Verzweiflung die zitternden Arme über meinen Brüsten zu verschränken. Am liebsten würde ich mich so klein wie nur möglich machen, oder sofort im Erdboden versinken wollen!

Auf einmal springt der zuvor erstarrte General mit einem Satz vom Barhocker direkt vor mich und lässt sichtlich wütend seine Finger knacken, während er die anderen Männer grimmig über meinen Kopf hinweg anstarrt.

"Wenn einer von euch kleinen Wichsern noch ein einziges Mal in ihre Richtung sieht, oder sie auf diese schmierige Weise anspricht, mache ich Kleinholz aus ihm! Und das bevor ihr begreift, was überhaupt mit euch geschieht!", ruft Davis ungehalten und mit zugleich bebendem Körper.

Würde ich ihn nicht kennen, hätte ich bei seinem Anblick definitiv Angst. Er wirkt, wie ein extrem wütender, schnaubender Stier, der lediglich bei einem minimalen Zucken der anderen in Sekundenschnelle alles verwüsten und zerstören wird.

Im nächsten Moment hat er jedoch hastig seine schwarze Lederjacke ausgezogen und legt sie mir völlig überraschend behutsam über die Schultern. Seine eisblauen Augen schauen dabei unentwegt in meine, ohne, dass ein weiterer Ton über seine Lippen kommt. Ich muss bloß meine Arme durch die viel zu großen Ärmel stecken und er zieht den Reißverschluss unmittelbar hoch, bis unter mein Kinn.

"Wir gehen! Sofort!", befiehlt mein Vorgesetzter kühl.

Ich fühle mich von ihm zwar behandelt, wie ein Kleinkind, kann aber ausschließlich stumm nicken. Gleichzeitig bin ich ihm unendlich dankbar für seine beschützende Geste, als er mir darüber hinaus seinen rechten Arm um die Schulter legt und mich eng neben sich zieht. Da ist es wieder, dieses eigenartige Kribbeln in seiner unmittelbaren Nähe ...

Selbst die Männer mit der zuvor größten Klappe, senken erstaunlicherweise ihre Blicke, ehe wir an den Tischen vorbeilaufen. Währenddessen begleitet uns trotzdem ein leises Gemurmel von allen Seiten. Wir werden bestimmt das neue Stadtgespräch sein in den nächsten Tagen. Toll gemacht, Elea!

Sekunden später hat Davis mich entschlossen durch die Ausgangstür geschoben und wir stehen nun endlich auf der Straße vor der Kneipe. Abrupt lässt er seinen Arm von mir fallen, nachdem die Tür langsam hinter uns ins Schloss fällt.

Ich schnappe mehrmals nach Luft und umklammere dabei mit zitternden Händen meinen Oberkörper. Dieses Erlebnis war mehr für mich gewesen, als nur eine kleine Peinlichkeit, aber das würde sowieso nie jemand verstehen ...

Davis läuft bereits torkelnd ein Stück vor mir auf dem Bürgersteig, ohne sich umzuschauen. Es zeugt von großer Selbstbeherrschung, dass er im Moment der Gefahr wesentlich nüchterner wirkte ... Ich bin einfach nur verdammt froh dieser unangenehmen Situation entkommen zu sein! Dennoch verlangt meine verbleibende Angst sogleich nach jemanden, dem ich gewissermaßen vertrauen kann. Aus diesem Grund renne ich mit weichen Knien los, um meinen Vorgesetzten einzuholen.

Ich brauche im Augenblick unbedingt eine Person, die mir Sicherheit gibt und das ist irrwitzigerweise ausgerechnet der General!

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Kampflos ergebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt