- Kapitel 17 -

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Die nächsten zwei Tage sitzen wir fünf aufmerksam und erwartungsvoll in einem kleinen Klassenraum, während Offizier Hartmann uns die Grundinformationen über unsere Kampfeinsätze nach der Abschlussprüfung vermitteln will.

"Sie müssen schließlich wissen, worauf Sie sich einlassen und zwar bevor Jahre der Ausbildung für taube Nüsse verschwendet werden! Bei uns gibt es keine Abbrecher, dafür ist unsere Zeit viel zu kostbar! Zudem vergeuden wir kein Geld an Ihren Arsch, wenn Sie es auch nicht tatsächlich wert wären!"

Hartmanns Einführungsrede zu Beginn des Seminars ist keinesfalls aufmunternd. Dennoch sind Mike, Paul, Max, Ben und ich uns zuvor untereinander einig, dass das eine richtig gute Idee von unserem Ausbilder sei. Neugierig und zuversichtlich, wie wir sind, freut sich jeder Einzelne hochmotiviert auf seinen Vortrag.

Blöderweise hatten wir zu dem Zeitpunkt keine Ahnung von Offizier Hartmanns trockenem Unterrichtsstil. Er meint es durchaus gut mit uns und stopft tausende Informationen über die späteren Aufgaben eines Kampfschwimmers in diese paar Stunden, die ihm zur Verfügung stehen. Hartmanns 30 Jahre Lebenserfahrung im Job werden uns ungefiltert und innerhalb kürzester Zeit um die Ohren gehauen.

Er redet ohne Punkt und Komma, verliert sich dabei jedoch in die kleinsten Details, wie die Aufzählung der unterschiedlichen Wassertemperaturen und zwar zu jedem möglichen Gewässer mit Zeitpunkt und Monat! Es ist uns letztendlich ziemlich egal, denn entweder bedeutet diese Tatsache warm oder kalt, frieren oder schwitzen, wenn man dort tauchen muss.

Mir schwirrt heute, am zweiten Tag der Veranstaltung, ganz besonders der Kopf mit seinen unzähligen, nicht enden wollenden Auskünften. Meine Konzentration lässt allmählich zu wünschen übrig und ich kann Hartmann kaum noch folgen. Seine brummige Stimme wirkt in der Sekunde total einschläfernd auf mich ...

Der Offizier hingegen steht fröhlich plappernd der Tafel zugewandt, die er schon das fünfte, oder sechste Mal komplett voll geschrieben und wiederholt abgewischt hatte. Ich zähle nicht mehr mit, denn ich verlor längst den Überblick.

Neugierig sehe ich mich kurz zu meinen Kameraden um, die rechts und links von mir an ihren eigenen kleinen, hellbraunen Holztischen sitzen. Den Zweien geht es scheinbar ähnlich wie mir. Ben fallen immer wieder die Augen zu und Paul malt ziemlich gelangweilt einfache Muster auf seinen Collegeblock.

Max und Key sind zwar nicht in meinem Blickfeld, weil sie die Plätze hinter mir besetzt haben, aber ich kann mir kaum vorstellen, dass es ihnen anders geht.

Ich schaue instinktiv auf die leise tickende Wanduhr über der Seminarraumtür.

Stöhnend lasse ich meine Stirn auf den Unterrichtstisch sinken. Es ist erst 13.00 Uhr. Das bedeutet eine harte Wahrheit: Der Tag wird sich weiterhin unglaublich lange hinziehen.

Wie aus dem Nichts taucht plötzlich eine große, dunkle Gestalt vor meinem Tisch auf.

Verdammt!

Hatte unser Ausbilder nicht gerade noch an der Tafel gestanden und war völlig in seinem Redefluss gefangen gewesen?

Ich traue mich keineswegs aufzusehen, um in sein vermutlich genervtes Gesicht zu blicken.

Allerdings steigt mir unwiderruflich ein vertrauter, herb-würziger Geruch in die Nase. Es erinnert mich an Leder, Hölzer und eine Spur Honig. Für eine Sekunde genieße ich den herrlichen Duft, atme tief ein und automatisch legt sich eine wohlige Gänsehaut auf meinem ganzen Körper nieder.

"Janssen, ist selbst nur hier zu sitzen schon wieder zu viel für Sie? Oder machen Sie ernsthaft ein Nickerchen? Störe ich Sie etwa gerade bei Ihrem Dornröschenschlaf?"

Kampflos ergebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt