Ich traue meinen Ohren zunächst nicht, während die Ärztin mir diesen total absurden Vorschlag macht und ich wehre mich mit wildem Kopfschütteln, um schließlich verbal ein schlichtes, schrilles 'Nein!' erklingen zu lassen. Allerdings redet sie ununterbrochen weiter auf mich ein, ohne wirklich zuzuhören, und schlussendlich bleibt mir bloß diese unvermeidliche Angst.
"Es ist zu Ihrem Besten!", sagt sie vehement und mit einem vielsagendem Blick über ihre Brille hinweg.
"Sie wären in Sicherheit, bevor wir denjenigen ausfindig machen, der Ihnen das antun wollte!"
"Es ist lediglich für eine kurze Zeit!"
"Wenn derjenige es erneut versucht, kann er sie beschützen!"
"Sie können nicht einfach weiter allein unter den Kameraden schlafen!"
Jede einzelne Aussage, jedes Wort prasselt nur so auf mich herein, unausweichlich, ohne Unterlass. Äußerst entsetzt starre ich sie inzwischen an, wobei mir langsam klar wird, dass diese Frau eventuell sogar recht haben könnte ... Die Wahrheit und meine Einsicht hinterlassen trotzdem einen elenden Stich, wie von einem Messer, das sie mit jedem ihrer Worte tiefer in mich bohrt. Es schmerzt.
Jedoch bezweifle ich gleichermaßen, ob ich bei diesem ziemlich einseitigen Gespräch mit der Oberstabsärztin überhaupt zurechnungsfähig bin!?
Zum Abschluss nicke ich nämlich allenfalls stumm und resigniert, bevor ich im Endeffekt unter ihrer Aufsicht beginne, meine Habseligkeiten einzupacken, verfolgt von einem andauernden, mulmigen Gefühl.
Schon kurze Zeit später stehe ich mit Melina Wagner zusammen vor der Ausgangstür unseres Wohnheims, als sie mir einen kleinen, grünen Bowlingkugel-Anhänger mit dem silbernen Schlüssel daran ermutigt lächelnd in die Hand drückt und verspricht alsbald nachzukommen.
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Mit möglichst vorsichtigen Schritten laufe ich jetzt unschlüssig und zugleich aufgeregt in dem hellen, sonnendurchfluteten Wohnzimmer auf und ab.
Wow, es ist wirklich schön hier!
Mein Blick schweift derweil neugierig umher und inspiziert eine gewisse sterile Ordnung, die an diesem Ort vorherrscht. Alles hat scheinbar genau seinen Platz eingenommen, so dass jeder Zentimeter, um das ein Teil verschoben werden würde, sofort ins Auge sticht ...
Ich beschließe nun doch lieber in der Nähe des Türrahmens zwischen Wohnzimmer und Eingangsflur zu warten, nicht, dass ich aus Versehen diese Struktur zerstöre.
Gerade, als ich mir die moderne Einrichtung aus der Ferne genauer anschauen will, wird plötzlich die Haustür mit einem Ruck aufgerissen und abgesehen von einem eisigen Luftzug, verspüre ich schwere, dumpfe Schritte, die sich rasch nähern.
Ich halte vor lauter Aufregung den Atem an, denn es ist leider nicht schwer zu erraten, wer dieser 'jemand' ist!
Scheiße!
Lediglich Sekunden vergehen, bevor mir eisblaue Augen aus einem vor Wut verzerrtem Gesicht entgegen starren.
Ich schlucke meinen Kloß im Hals hinunter, aber er bildet sich erneut.
Der General erweckt in diesem Moment nicht unbedingt den Anschein, als würde er den Vorschlag seiner 'Freundin' begrüßen. Auf eine gewisse Weise verstehe ich ihn sogar, denn letzten Endes werde ich ihm schlichtweg vor die Nase gesetzt.
Im Übrigen wäre mir das Wiedersehen bei den Übungen schon peinlich genug gewesen!
Und jetzt ... Oh Gott ...
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Kampflos ergeben
RomanceShortlist Amby Award 2023 3. Platz: 15 Chapters Moon Award 2023 ≋≋≋≋≋≋≋≋≋≋ "Gefühle sind etwas für Narren und Träumer!" ≋≋≋≋≋≋≋≋≋≋ Stabsgefreite Eleanore Janss...