- Kapitel 60 -

444 39 85
                                    

Die Sonne scheint mir unerbittlich ins Gesicht, während ich ganz langsam an diesem Sonntag aufwache. Ich fühle mich ausgeruht und habe lange, nein, eigentlich seit einer Ewigkeit nicht mehr so gut geschlafen, wie in der letzten Nacht.

Vorsichtig öffne ich meine Augen und plötzlich schaltet sich auch mein Gehirn mit ein, denn ich bemerke, wie meine Hand auf einer durchtrainierten Brust liegt und ich von starken Armen gehalten werde.

Ach ja, Mike hatte mich doch gestern Abend besucht! Wir quatschten eine Zeit lang sehr ausgiebig über die letzten Tage und Key erzählte mir mit vielsagenden Blicken, wie Ben bei einer Übung fast abgesoffen wäre, nur weil er sich nicht von Max helfen lassen wollte.

Das ist wohl kein gutes Zeichen!? Ich war traurig bei dieser Vorstellung und nahm mir vor so schnell es ging mit Max darüber zu sprechen.

Als ich später ziemlich müde wurde, hatte Mike mir sogar etwas vorgelesen und ich kuschelte mich dabei an meinen besten Freund. Seine melodische Stimme war derart beruhigend gewesen, dass es mir schwer fiel, die Augen offenzuhalten.

Anscheinend waren wir wirklich gemeinsam dabei eingeschlafen und ich lächle unwillkürlich. Langsam schaue ich jetzt mit schläfrigen Augen zu Mike hoch. FUCK!

Es ist NICHT Mike in dessen Armen ich gerade aufgewacht bin!

Regungslos starre ich in General Davis' bildschönes Gesicht. Mein Herz pocht wild in meiner Brust. Ich brauche einen Moment, um die Situation überhaupt zu realisieren. Doch dann sehe ich, wie die Sonne ihn in ihrem malerischsten Licht anstrahlt, seine dunklen Haare fallen ihm verwuschelt über die Stirn und er schläft friedlich. Sein Brustkorb hebt und senkt sich ruhig, sein rechter Arm ist um mich geschlungen und die Hand ruht dabei auf meiner Taille.

So entspannt hatte ich ihn noch nie zuvor gesehen. Keine Anzeichen für Kummer, Wut oder Schmerz liegen in diesem, für mich faszinierenden, Gesicht mit dem Drei-Tage-Bart, seinem kantigen Kinn und den hohen Wangenknochen. Zu gerne würde ich seine glatte, gebräunte Haut und seine Wangen mit den kleinen Grübchen berühren. Ich bilde mir sogar ein, ein kleines Lächeln auf seinen verführerischen Lippen zu sehen. Wie gerne würde ich ihn jetzt küssen ...

Aber er will es nicht, muss ich mir schnell ins Gedächtnis rufen und mir somit die bittere Wahrheit vor Augen führen.

Ich habe trotz allem nicht die geringste Ahnung, was das zwischen uns ist!?

Verboten! Total verboten! ... Danke Gewissen, dass es dich gibt und du dich meldest! ... Ich bin äußerst genervt von mir selber.

Ich weiß zwar nicht, warum Davis mit mir in seinen Armen an diesem Sonntagmorgen in meinem Bett liegt, aber der Grund ist mir erstaunlicherweise total egal. Und das, obwohl er mich wirklich verletzt hatte und die Aktion mit der Tür gestern Abend echt lächerlich gewesen war. Nichtsdestotrotz wünsche ich mir nichts sehnlicher, als dass dieser Moment niemals vorübergeht! Seine Umarmung und Berührung hat etwas Magisches ...

Ich fühle mich auch in Mikes Nähe unglaublich wohl und auf eine bestimmte Weise "zu Hause", aber es ist irgendwie anders, als mit Davis. Das Gefühl tiefer Zufriedenheit und das unsagbare Glücksgefühl hinterlassen wild umherfliegende Schmetterlinge in meinem Bauch.

Ich bin angekommen ...

Ich bin ihm verfallen ...

Ich gehöre ganz ihm, wenn er es zulässt ...

Ich bin ihm kampflos ergeben ...

Meine Finger umklammern jäh das enganliegende, schwarze Shirt, das er trägt. Nie wieder werde ich ihn loslassen!

Kampflos ergebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt