- Kapitel 47 -

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Meine gesamte Aufmerksamkeit gilt in den nächsten Stunden ausschließlich den Offizieren Hartmann und Schulz. Die Ausbilder geben uns klare Ansagen bei den folgenden Schwimm- und Tauchübungen und ich führe sie einfach aus, ohne ein weiteres Wort von mir zu geben.

Konzentration, Elea! Konzentration!, ermahne ich mich immer wieder selbst.

Das erweist sich sogar als ziemlich effizient, denn ich stehe meinen Kameraden in nichts nach. Das Lungenvolumen scheint für die ersten Übungen ausreichend zu sein, nachdem ich mich, nach ein paar Fehlschlägen, endlich dazu überwinden kann tiefer zu tauchen. Das aufkommende Gefühl von Panik vorm Ertrinken und dem Drang unbedingt Luftholen zu müssen, habe ich allmählich besser unter Kontrolle und auch meine Schwimmbewegungen werden flüssiger, so dass ich die vorgegebenen Zeiten nicht überschreite.

Es läuft gut, bis ausgerechnet General Davis plötzlich vor mir auftaucht, um mir als Letzte die schwere Bleiweste anzulegen, mit der wir auf dem Grund des Beckens einige Meter laufen sollen. Alle anderen sind bereits mit dem Atemgerät vollständig unter Wasser getaucht, begleitet von den Offizieren.

Na toll, das hat mir ja gerade noch gefehlt!

Wir stehen jetzt, so wie der Teufel es will, allein am Beckenrand, während der General die Tauchweste mit einer Armlänge Abstand hart auf meine Schultern plumpsen lässt. Schweigend sehe ich auf den Fliesenboden, verziehe absichtlich keine Miene ... 

Vielleicht geht er dann geradewegs wieder ...

Wunschdenken ...

Weit gefehlt ...

Im Gegenteil! 

Davis stellt sich ganz allmählich dichter vor mich hin, macht ein missbilligendes Geräusch, bevor er genervt fragt:

"Janssen, sind Sie überhaupt aufnahmefähig?"

Ich hebe den Kopf und mein Blick gleitet unbeabsichtigt an ihm hoch, ehe ich mich rasch dazu zwinge, ihm fest in seine eisblauen Augen zu schauen. Mein Nicken ist ähnlich automatisch, wie bei einem Wackeldackel auf der Hutablage eines Autos.

Davis hingegen schnaubt nur und erwidert mit hochgezogener Braue:

"Ich meine empfänglich für den Unterricht! Oder lenkt Sie irgendetwas davon ab, denn woher kommt die plötzliche Sabberspur an Ihren Mundwinkeln? Nicht, dass Sie noch darauf ausrutschen! Wäre schließlich kaum das erste Mal ..."

Sag jetzt einfach nichts! Geh unter keinen Umständen auf seine Provokation ein und sei bloß ruhig!

Der General fuchtelt sichtlich amüsiert mit dem Atemgerät vor meinem erstarrten Gesicht herum. Sekunden später grinst er mich arrogant an, so als würde er tatsächlich meine anfänglichen Gedanken über ihn kennen.

"Die Tauchermaske können Sie sich selbst überziehen und wo es ins Becken geht, sehen Sie, wenn Ihre Augen indessen mal etwas anderes fokussieren würden!"

Okay, eventuell habe ich ihm ganz kurz einen ... vielleicht auch zwei verstohlene Blicke zugeworfen, aber die kann er unmöglich gesehen haben! Und sein Spruch mit dem Sabbern ist natürlich unfassbar übertrieben und eine niveaulose Kampfansage von ihm ... Wie immer!

Der General legt mir jäh mit Nachdruck das schwarze Ding in die Hand und stolziert geradezu, wie ein blöder Gockel, auf seinen Platz am anderen Rand des Beckens zurück, wo die Jungs zwischenzeitlich wieder auftauchen. Breit lächelnd bietet er ihnen seine Hand an und hilft zuerst Max aus dem Wasser, den er mit Leichtigkeit hinauszieht.

Der will mich doch wohl verarschen!

Zitternd lege ich mir die Maske an ... 

Ich spüre diese unfassbare Wut in meinem Magen brodeln ... vermeintlich eher im gesamten Körper!

Kampflos ergebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt