- Kapitel 29 -

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Es ist tatsächlich schon der besagte Freitagabend, vor dem es mir ein wenig graut, weil ich sehr unsicher bin über den Verlauf des Abends. Neue, unvorhersehbare Situationen sind normalerweise nichts für mich. Ich stehe jetzt laut seufzend vor den Spinden, starre auf die geöffnete Tür und hänge meinen Gedanken nach.

Dieser blöde Umstand meines unüberlegten Geplappers in Gegenwart von General Davis, hatte ich mit Max in den letzten Tagen, Gott sei Dank, noch klären können. Ich bin unfassbar erleichtert, dass er deswegen nicht sauer auf mich ist!

Scheinbar reagierte Davis ziemlich gelassen auf das ungewollte Outing und es freut mich umso mehr für Max. Ihre 'Beziehung' zueinander bleibt also weiterhin unverändert. Das ist traurigerweise wenig selbstverständlich, sollte es aber durchaus sein!

In diesem Zuge macht mein Kamerad mir jedoch klar, dass er seinen Crush in meiner Gegenwart wohl nie verraten wird und ich kann es ihm keinesfalls übelnehmen! Wer weiß, bei wem ich ihn ansonsten wieder blamiere!?

Seither geht mir allerdings das Verhalten vom General meiner Person gegenüber, nicht mehr aus dem Kopf und ich empfinde es erneut als unübertroffen scheiße!

Bei Max ist er total verständnisvoll, aber ich ernte nur Vorwürfe!

Was nimmt Davis sich heraus, über meine Kameradschaft nach bloß einem einzigen, unglücklichen Ereignis ein Urteil zu fällen?

Oder über meine Freundschaft ...

Im nächsten Moment denke ich dabei an meine Beziehung zu Mike und stöhne genervt.

Ich muss mich jetzt wirklich auf das Wesentliche konzentrieren und keineswegs versuchen wollen, alle Probleme auf einmal zu lösen!

Das schwöre ich mir zumindest, als ich nun verzweifelt auf meine geringe Auswahl starre, die in dem grauen Metallschrank zu finden ist.

Krampfhaft gleiten meine Finger über die wenigen Stoffe und ich versuche in dieser Sekunde intuitiv herauszufinden, was die beste Wahl für den heutigen Abend wäre, wenn wir uns alle gemeinsam in der Bar treffen!?

Meine Kameraden sind bereits losgezogen, aber ich bin verunsichert, wie ich ihnen in Zivil gegenübertreten möchte.

Das Letzte, was ich will ist, dass sie mich nicht länger als einer der ihren respektieren, wenn ich maßlos 'überstylt' bin und sie mich auf Grund dessen für ein dummes 'Püppchen' halten ...

Obwohl ich solche Klamotten schon längst entsorgt hatte!

Ich lächle unwillkürlich, während mir spontan Mikes Bezeichnung von 'Lara Croft' im Fitnessraum in den Sinn kommt. Ich entscheide mich direkt für eine schmale Lederhose, dazu Boots und ein enges Top mit einer leichten, kurzen Lederjacke, alles in den schönsten Sommerfarben ... schwarz.

Passend zu meinem Lieblingshumor! Ich muss unverhohlen grinsen.

Anders als bei 'Lara Croft', ist die einzig sichtbar nackte Haut mein Dekolleté, das den Ansatz meiner Brüste allerdings nur erahnen lässt. Und selbst diese Tatsache bereitet mir ein unbehagliches Gefühl, welches ich lieber schnell beiseite schiebe. Ansonsten würde ich den Waschraum wohl kaum verlassen, vor dessen Spiegel ich mich inzwischen stelle. Hoffentlich verleiht mir der Look ein bisschen mehr innere Stärke ...

Meine langen, blonden Haare flechte ich zu einem Fischgrätenzopf, der mir vorne über die Schulter fällt und ich zupfe rasch ein paar Strähnchen heraus. Es soll schließlich nicht zu gemacht aussehen.

Danach streiche ich noch ein wenig Puder und Rouge auf mein Gesicht, um das Werk daraufhin unsicher in dem großen Spiegel zu betrachten, der die gesamte Wand hinter den Waschbecken einnimmt. Das Licht strahlt grell aus den Neonröhren von der Decke herab und wirft eigenartige Schatten auf mein Gesicht. Darin sieht wohl niemand besonders vorteilhaft aus.

Kampflos ergebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt