#69 - Dieses Gefühl

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Ich musste Diego nicht sehen, um ihn zu erkennen. Durch seine Umarmung wurde ich noch emotionaler und mir flossen erneut Tränen aus den Augen. „Verdammt", hörte ich ihn plötzlich flüstern. Ich löste mich aus der Umarmung und sah ihm zum ersten Mal in die Augen. Er sah mich erschrocken an. Ich musste grauenvoll aussehen. Meine Augen waren vom Weinen bereits verquollen und rot und bestimmt ist mein Make-Up verlaufen. Ich fühlte mich auch so miserabel, wie ich aussehen musste.

Als Diego nichts sagte, fragte ich mit gebrochener Stimme: „Was ist?" Er schüttelte den Kopf. „Wie kann man nur so herzlos sein? Wenn ich ihn in die Finger kriege..." Von einer Sekunde auf die andere wurde er plötzlich extrem wütend. Seine Hände ballten sich zu Fäusten. „Beruhige dich, Diego", sagte ich leise. Gott sei Dank schien er sich zu entspannen.

„Vielleicht habe ich das ja verdient." Ich starrte an die Decke, während sich wieder einmal Tränen in meinen Augen sammelten. „Nein, hast du nicht. Wieso solltest du?", fragte er. Er wurde wieder sauer. „Weil ich blöd bin, Diego. Verstehst du das denn nicht?" Die Tränen strömten nun über meine Wangen. „Die ganze Zeit über hat er mich angelogen. Er hat nur so getan, als würde er mich mögen. Und wer ist total darauf reingefallen? Genau, ich. Die blöde, dumme, langweilige Noelia. Die Patita."

Ich fing an zu schluchzen. Das war der schlimmste Tag meines Lebens! Bevor Diego etwas sagen konnte, sprach ich heulend weiter. „Das schlimmste ist aber... Das du und Ludmila... Ihr beide... Ihr habt mich vor ihm gewarnt. Das ist es, was Ludmila wollte. Sie wollte mich leiden sehen. Wahrscheinlich hat sie irgendwo Kameras versteckt, die das alles hier aufnehmen. Ich will gar nicht wissen, was dann passiert." Ich sah ihn an. „Ich hätte dir glauben sollen." Diego schüttelte den Kopf. „Es ist doch nicht deine Schuld. Du... Hättest es ja nicht wissen können. Ist schon gut."

„Was soll ich denn jetzt machen?", jammerte ich. „Ich fühle mich beschissen. Ich glaube, ich werde das Studio einfach verlassen..." „Das wirst du nicht. Du kannst den beiden jetzt nicht diese Freude bereiten. Das ist das was sie erreichen wollen, du musst den Kopf hochhalten und dein Bestes geben. Nur so kannst du zurückschlagen. Ich glaube daran, dass du es schaffst." Ich lächelte. „Danke. Du hast irgendwie Recht." Ohne darüber großartig nachzudenken, legte ich meine Hand auf die von Diego. „Wieso tust du das?", fragte ich. „Was genau meinst du?" „Na das. Du bist hier mit mir und... sagst diese Sachen und..." Ich schaute ihn an. Täuschte ich mich, oder sah er nervös aus? Auf jeden Fall zögerte er.

„Ich kann dich doch nicht hier so alleine sitzen lassen, während du dir die Seele aus dem Leib weinst." Ich sah auf den Boden. „Naja... Danke. Ich glaube, ich wäre hier schon gestorben oder so." Ich lachte leise. „Hey, du kannst ja wieder lachen!", sagte Diego. Unwillkürlich musste ich lächeln. „Wegen dir." Für einen kurzen Moment sahen wir uns merkwürdig an, dann sagte Diego: „Soll ich dich nach Hause bringen?" Ich seufzte innerlich. Irgendwie hatte ich mir einen „romantischen Moment" erhofft, aber genau konnte ich mir auch nicht erklären, warum.

„Ich will da jetzt nicht hin. Meine Eltern werden mir Fragen stellen." „Willst du vielleicht mit zu mir kommen?" Überrascht sah ich ihn an. Dann wieder den Boden. „Was ist, wenn deine Eltern Fragen stellen?" „Ich wohne alleine", antwortete er und schockte mich komplett. Als er meinen Gesichtsausdruck erblickte, fing er an zu lachen. „Ich dachte, du würdest es wissen." „Woher denn bitteschön?" Er zuckte die Schultern. „Also? Kommst du?" Ich brauchte nicht lange zu überlegen und nickte. Er reichte mir seine Hand und half mir aufzustehen. Ich hob meine Tasche auf, die ich fallengelassen habe und verließ mit Diego gemeinsam das Studio. Der Wind blies mir ins tränennasse Gesicht und trocknete meine Tränen endlich. Ich mochte dieses Gefühl aber nicht und fing an, mich unbehaglich zu fühlen. Noch nie bin ich verheult durch die Stadt gelaufen und das gefiel mir ganz und gar nicht.

Diego schien sofort zu merken, dass etwas nicht in Ordnung war, denn er fragte: „Alles in Ordnung? Es scheint dir nicht gut zu gehen. Möchtest du vielleicht doch zu dir nach Hause?" Ich schüttelte den Kopf. Das war es nicht. Ich fühlte mich so schwach und müde. Langsam gingen wir die Straßen entlang, bis ich schließlich wie automatisch fragte: „Kannst du... Meine Hand nehmen? Dann fühle ich mich sicherer." Sofort spürte ich, wie sich Diegos warme Hand um meine schloss und ich lächelte. Und dann war es auf einmal wieder da. Dieses Gefühl.



#Dielia ja/nein?

Meint ihr, dass Noelia sich ihre Gefühle eingestehen kann oder wird sie Diego weiterhin nur als guten Freund sehen?

Wir wissen ja bereits, dass er in sie verliebt ist, wird er den ersten Schritt machen?


Damit die Story schneller voran geht, werde ich bis zum Ende dieser Woche TÄGLICH updaten! :) Ich hoffe, ihr seid damit einverstanden :D

(Und ja, das Ende ist nicht mehr sooo weit, ich will es vor dem 100. Kapitel auf jeden Fall schaffen, eventuell sogar noch vor dem 90.)

Breaking Free - Das hässliche Entlein ♡ ViolettaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt