Es gab wahrscheinlich keinen, der Violetta nicht kannte. Sie war wohl das beliebteste, hübscheste und talentierteste Mädchen an dieser Schule. Ich konnte nur davon träumen, so wie sie zu sein. An ihrer Seite gingen Francesca und Camila, ebenfalls wunderschöne und talentierte Mädchen. In dem Moment, als sie an mir vorbeikamen, sahen sie mich an und ich winkte ihnen schüchtern zu und lächelte leicht.
Zuerst dachte ich, sie würden mich gar nicht erst sehen, so wie es normalerweise immer der Fall ist, aber sie grinsten mich an und winkten alle zurück. Ich fühlte mich unglaublich, zum ersten Mal in meinem Leben war ich für jemanden nicht unsichtbar! Lächelnd wollte ich mich wieder zur Liste umdrehen, aber dann stand plötzlich ein Junge vor mir, den ich noch nie zuvor gesehen habe.
„Na, bist du auch hier für die Aufnahmeprüfung?", fragte er mich einfach so und ich wurde knallrot. Wieso hat so ein gutaussehender Typ mich wohl angesprochen? Ich meine... Mich?! Wenn hier unzählige hübschere Mädchen standen! Ich rückte meine Brille gerade und nickte stumm, immer noch leicht schockiert. Der Junge lächelte mich immer noch an. „Bist du aufgeregt?" Ich nickte wieder, gab mir dann aber einen Ruck und sagte: „Ziemlich. Ich habe Angst davor, dass ich gleich keinen Ton treffe.„ Ich schluckte. Wie habe ich das nun aus mir herausbekommen? „Du schaffst das schon. Übrigens, ich bin Emilio." „Ich bin Noelia", sagte ich schließlich und wurde wieder rot.
Wieso musste ich in der Nähe von Menschen, vor allem Jungs, immer so unbeholfen und ungeschickt sein? „Also bist du auch hier für die Aufnahmeprüfung?", fragte ich ihn schnell, um noch etwas zu sagen. Emilio nickte. „Aber ich bezweifele, dass sie mich annehmen. So gut bin ich nun auch wieder nicht." Ich lächelte. „Das glaube ich nicht. Ich bin mir sicher, du wird es schaffen und ich werde diejenige sein, die es nicht schafft..." Er kratzte sich am Kopf. „Danke... Aber...." Er schien nicht wirklich zu wissen, was er sagen sollte und sah sich um.
Plötzlich sagte er nur: „Viel Glück, Noelia. Wir sehen uns!" „Danke", sagte ich verwirrt und weg war er. Was war das denn? Ich drehte mich schnell um, sodass keiner mein Gesicht sehen konnte und fasste an meine glühenden Wangen. Ohweia. Wenn das jedes Mal so sein wird, wenn ich hier mit Jungs reden werde, wird das ein großes Problem. Vor allem verstehe ich nicht, wieso er auf einmal so schnell weggelaufen ist! Aber ich bin solche Reaktionen gewöhnt. Mit mir kann man wirklich nicht gut reden...
Ich sah auf die Uhr. Ich hatte immer noch viel Zeit und nachdem, was gerade alles passiert ist, fiel die Entscheidung auf eines der Lieder nicht mehr schwer. Mit einem Lächeln im Gesicht nahm ich das Notenblatt zu dem Lied, das ich singen wollte. Den Text konnte ich zwar auswendig, ebenfalls wie die Klaviernoten, aber so wie ich mich kannte, konnte so ziemlich alles schief laufen. Ich ging also lieber auf Nummer sicher. Ich setzte mich auf einen der Stühle im Gang und versuchte mich zu beruhigen. Ich hoffte, irgendwem zu begegnen, den ich kannte, aber natürlich war niemand da, mit dem ich reden konnte, oder der mit mir reden wollte.
Nach einigen Minuten wurde ich aufgerufen und mit wackligen Beinen betrat ich den Raum. Mit gesunkenem Kopf betrat ich schnell die Bühne und erst dann sah ich auf. An einem langen Tisch saßen die vier Jurymitglieder und gleichzeitig Lehrer hier im Studio - Pablo, der Direktor, Gregorio, der Tanzlehrer, Angie, die Gesangslehrerin und Beto, der Musiklehrer. Es war merkwürdig jetzt vor ihnen zu stehen, sie sahen mich so erwartungsvoll an. Ich stellte mich hinter das Keyboard und stellte mir das Mikrofon richtig ein. Ich habe noch nie vor Publikum gesungen, geschweige denn ein Mikrofon benutzt. Ich schluckte.
„Du bist Noelia Molinero?", hörte ich auf einmal Pablo fragen und mein Kopf schoss in die Höhe. Schnell nickte ich. „Welches Lied hast du dir ausgesucht?", fragte Angie nun und lächelte mich an. „En mi mundo", sagte ich. „Na dann viel Glück, aber vor allem Spaß!" Ich nickte. Nervös legte ich meine Hände auf das Keyboard. Ich atmete tief ein und versuchte mir vorzustellen, dass ich alleine in meinem Zimmer war und für mich selbst sang. Ich schloss meine Augen und begann die ersten Takte der Melodie zu spielen. Ich konnte nicht glauben, dass ich das gerade tat und mutig genug war, diesen großen Schritt in meinem Leben zu machen.
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Breaking Free - Das hässliche Entlein ♡ Violetta
Novela JuvenilEin neues Schuljahr im Studio On Beat beginnt. Es gibt so viele Anmeldungen wie noch nie und auch das sehr schüchterne und zurückhaltende Mädchen Noelia Molinero möchte ihr Glück versuchen. Sie liebt es, zu singen und Klavier zu spielen, aber wird...