#61 - Zerbrochen

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Schnell fasste ich mich wieder. „Du lügst, Ludmila. So etwas würde er nie über mich sagen." Und schon liefen mir die Tränen über die Wangen. Wieso war ich bloß so schwach? Immer musste ich vor ihr weinen, es war so peinlich. Aber jetzt hatte ich einen guten Grund dazu. „Wenn du mir nicht glaubst, kannst du ihn gerne selbst fragen. Ludmila geht jetzt!"

Rechtzeitig duckte ich mich vor ihren Haaren und lief nach draußen. Ich konnte an nichts anderes mehr denken. Meinte sie das wirklich ernst? Von ihr konnte man alles erwarten. Ich atmete ein paar Mal tief aus und versuchte mich zu beruhigen. Ich merkte, dass ich zitterte und setzte mich hin. Der Wind trocknete so langsam meine Tränen aus. Alles schien noch so perfekt vor ein paar Wochen. Ich hatte das Gefühl, jetzt nur noch aus Schmerz zu bestehen. Und dann tauchte natürlich Diego auf, um mich mal wieder beim heulen zu erwischen. Fantastisch.

Er erblickte mich auch sofort und kam auf mich zugerannt. Dann setzte er sich neben mir hin und sagte nur: „Du weinst ja schon wieder. Langsam wird das zur Gewohnheit, oder was?" Mit wässrigen Augen sah ich ihn an und antwortete: „Wenn du nur wüsstest. Ich habe das Gefühl, dass jeden Tag die Welt von Neuem zerbricht." Und mit diesen Worten schluchzte ich wieder auf. Es war mir jetzt auch total egal, wie schwach und bescheuert ich wieder aussehen musste. Mittlerweile war mir so ziemlich alles egal.

Diego nahm mich in die Arme. „Das glaube ich nicht. Möchtest du mir vielleicht erzählen, was los ist?" Ich schüttelte den Kopf. Er seufzte. „Lass mich raten. Es hat etwas mit diesem Emilio zu tun, oder?" Ich fuhr zurück. „Woher wissen das alle? Bin ich wirklich so durchschaubar?" Ich vergrub mein Gesicht in den Händen.

„Noelia, es ist unübersehbar, wie du ihn ansiehst. Und es ist seit Wochen schon so." Wortlos starrte ich ihn an. „Noelia... Ich, es..." Er schien sehr durcheinander zu sein, sagte aber schließlich: „Dieser Typ ist es nicht wert, dass so ein Mädchen wie du wegen ihm weint. Du hast dir etwas besseres verdient, merkst du das denn nicht?" Überrascht und sprachlos sah ich ihn an. Irgendwann fand ich wieder Worte: „Ähm, Diego, danke... Das ist echt... süß von dir, aber ich möchte jetzt nicht darüber reden." Verwirrt blickte ich in die Ferne. Wieso sagte er das alles...? Warum hat er sich so verändert? Ich fragte mich wirklich, ob ich die Antworten jemals erfahren würde.

„Also, ich persönlich glaube... Dass dieser Emilio sowieso irgendetwas verbirgt. Er verhält sich jede Minute anders", sagte Diego auf einmal. „Ach ja? Und woher willst du denn das bitte wissen? Stalkst du ihn etwa?" Langsam wurde ich dann doch wütend. Wie kann er einfach so etwas von Emilio behaupten? „Dazu brauche ich ihn nicht zu stalken. Ich begegne ihm oft genug im Unterricht, im Gang, wo auch immer. Aber... Du musst mir glauben." Ich schüttelte den Kopf. Wie konnte er nur... Ich musste Emilio in Schutz nehmen. „Ich glaube nicht, dass Emilio etwas verbirgt. Er ist einfach ein wenig schüchtern, außerdem..." Diego unterbrach mich: „Du wirst schon sehen. Ich hoffe nur, dass du es rechtzeitig merkst, bevor er dich wirklich verletzt. Ich wollte dich nur beschützen." Und damit stand er auf und ging zurück ins Studio.

Ich sah ihm hinterher. Was hatte er bloß gegen Emilio? Und wieso denkt er, dass er mich verletzen wird? Ich seufzte. So konnte das nicht weitergehen. Es ist ziemlich süß, dass er mich beschützen will. Aber doch nicht vor Emilio! Außerdem wollte ich Diego jetzt beweisen, dass Emilio definitiv nichts zu verbergen hat und einfach nur süß ist.

Schließlich beschloss ich ebenfalls, wieder ins Studio zu gehen und meine Freundinnen aufzusuchen. Merkwürdig fand ich es trotzdem, dass innerhalb weniger Minuten Ludmila und Diego mir beide etwas sehr Negatives über Emilio erzählt haben. „Als ob sie sich abgesprochen hätten...", flüsterte ich zu mir selbst. Bei Ludmila war es kein Wunder, sie wollte mich immer noch am Boden sehen und konnte Emilio als meine Schwäche leicht dazu nutzen. Aber bei Diego...? Ich wusste nicht wieso, aber ich hatte das Gefühl, ihm eigentlich vertrauen zu können. Umso weniger hatte ich das Gefühl, dass er mich anlügen würde. Vor allem, wenn es um etwas so wichtiges geht. Ich wusste aber auch nicht, was das sollte.

Bevor ich das Studio endgültig betrat, blieb ich kurz stehen und dachte nochmal nach. Ich wollte mich zusammenreißen und Emilio meine Gefühle gestehen. Denn früher oder später... Musste ich es sowieso tun.


Also jetzt wurde Noelia nicht nur durch Ludmila sondern auch durch Diego wegen Emilio gewarnt :O

Was könnte denn der Hintergrund von dem Ganzen sein?

Was denkt ihr, wieso sind alle so gegen Emilio?

Und wenn euch das Kapitel gefallen hat, würde ich mich über Votes & Kommentare freuen, wie immer :) ♥

Breaking Free - Das hässliche Entlein ♡ ViolettaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt