#47 - Der plötzliche Ausraster

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Ich hatte das Gefühl, gleich tot umfallen zu müssen. Ich, als Hauptperson für dieses Lied? „Ich kann das nicht." Heftig schüttelte ich den Kopf. „Doch du kannst! Lia, du tanzt und singst fantastisch. Ich war schon oft genug die Hauptperson. Nun bist du an der Reihe. Du hast es dir verdient!", sagte Violetta und lächelte mich ermutigend an. Ich sah zwischen meinen Freundinnen hin und her und alle nickten mir zu. „Ich werde es versuchen. Aber wenn es nicht klappt, dann nicht, okay?" „Es wird klappen, glaub mir", sagte Camila.

Ich seufzte und ließ mir in den nächsten Stunden die Choreografie und meine Gesangsparts zeigen. Wir probten zusammen, bis es draußen schon dunkel wurde. „Es ist schon ziemlich spät geworden", sagte ich irgendwann überrascht. „Während der Proben für die Show sind alle immer so lange hier im Studio", erklärte Francesca. Und tatsächlich - Das Studio war noch sehr voll, als wir durchliefen. „Proben wir noch einmal?", fragte Naty nach einer Essenspause. Wir sahen auf die Uhr. „Es könnte nicht schaden, oder?" Also probten wir doch noch einige Male. Es klappte mittlerweile schon sehr gut, trotzdem brauchten wir noch mehr Übung, hauptsächlich wegen mir. Zum Glück hatte ich meinen Eltern schon vor einigen Stunden Bescheid gesagt, dass es etwas später wird.

„Gute Arbeit, Mädels!", sagte Violetta zum Abschluss, als wir uns verabschiedeten. Ich war zufrieden mit mir und freute mich auf die weiteren Wochen, auch wenn ich wusste, dass es jetzt erst recht anstrengend wird, aber ich war bereit.

Erschöpft ließ ich mich zu Hause ins Bett fallen. Was für ein Tag! Merkwürdigerweise fühlte ich mich durch die ganze Makeover-Sache tatsächlich schon irgendwie selbstbewusster. Oder ich bildete mir das nur ein...

Am nächsten Tag wurde ich aber auf die Probe gestellt. Kaum kam ich im Studio an, schon stand Ludmila vor mir. „Sieht mal, wer heute wieder im neuen Look zur Schule gekommen ist. Unsere Patita." Ich atmete tief ein. Du bist besser als sie. Zeig ihr deine Stärke. Zeig ihr, dass du es nicht verdient hast, so behandelt und genannt zu werden. Du bist stark. Ich schritt auf sie zu. Dann atmete ich erneut tief ein und ließ alles ohne nachzudenken aus mir heraus.

„Weißt du was Ludmila?", begann ich. Ich spürte, wie sich die Wut in mir sammelte und ich versuchte alles, um mich zu kontrollieren. „Ich habe es nicht verdient, so von jemandem wie dir behandelt zu werden. Ich bin auch nur ein Mensch. Genau. Wie. Du. Und ich weiß nicht, was ich dir getan habe, dass du mich so behandelst, aber ich habe es satt." Ludmila nickte stumm und zog gespielt eine Schnute, aber das war mir egal. „Ich werde mich ganz sicher nicht auf dein Niveau begeben. Übrigens, ich sollte dich noch vom Niveau grüßen! So oft seht ihr euch anscheinend ja nicht", beendete ich meinen Ausraster, drehte mich um und schritt weg. So richtig wusste ich nicht, wo ich hin sollte, also bog ich ab und fand mich in der Mädchentoilette wieder.

Ich schloss mich in der Kabine ein, setzte mich auf den Deckel und saß stumm da. Was hatte ich da eigentlich gerade getan? Woher kam das alles? Wie? Ich war einfach sprachlos und ich konnte nicht fassen, was ich gerade getan habe. Auf einmal hörte ich, dass die Tür aufging. „Lia, bist du hier?", hörte ich jemanden fragen. Violetta. Ich seufzte und schloss die Tür auf. Erschrocken sah sie mich an. Cami, Fran und Naty waren auch bei ihr. Auf einmal fingen alle zu grinsen an. „Noelia, das war einfach unglaublich! Du hättest Ludmilas Gesicht sehen sollen, als du einfach so davon geschritten bist!", sagte Camila. „Ungefähr so", fügte sie hinzu und ahmte Ludmila nach. Meine Freundinnen taten es ihr gleich und wir schmissen uns zu fünft weg vor lachen.

„Ich habe echt keine Ahnung, wie das herausgekommen ist", gab ich zu. „So etwas habe ich von mir selbst niemals erwartet!" „Wir von dir ehrlich gesagt auch nicht, aber es war großartig! Weiter so!" Lachend gingen wir zurück auf den Flur. Ich spürte Blicke von vielen, viel zu vielen Schülern auf mir und versuchte, dies zu ignorieren. Als wir den Bühnenraum betraten, flüsterte Francesca mir zu: „Die Leute auf dem Gang haben dich alle total überrascht und irgendwie auch bewundernd angesehen." „Wie bitte? Niemals!", sagte ich. Das war doch unmöglich, oder? Würde ich jetzt offiziell vom „Hässlichen Entlein Image" wegkommen? Das war alles, was ich wollte. Ich zuckte zusammen, als ich eine Hand auf meiner Schulter spürte. Ich drehte mich um und sah einen grinsenden Diego vor mir stehen.

Ich hoffe meine Überraschung ist gelungen! :D Was meint ihr, wie es jetzt mit Noelia weitergehen wird? ;) Kann sie sich tatsächlich komplett gegen Ludmila durchsetzen?

Wenn das Kapitel euch gefallen hat, freue ich mich über Votes und Kommentare :)

Breaking Free - Das hässliche Entlein ♡ ViolettaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt