#87 - EPILOG

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Heute war der letzte Schultag. 

Das Wetter war schön, es war irgendwie viel sonniger als sonst und alle, wirklich alle, waren gut drauf. Selbst die Lehrer ließen alles entspannt angehen und ich sah nur lächelnde Gesichter. Wir sangen viel und so sehr wir uns auch auf die bevorstehenden Ferien freuten, ich würde in diesen paar Wochen das Studio ganz sicher vermissen.

Mit meinen Freundinnen wollten wir für zwei Wochen nach Spanien fliegen,um dort gemeinsam Urlaub zu machen. Den Rest der Zeit wollte ich hierin Buenos Aires mit meiner Familie und natürlich auch Diego verbringen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir beide auch gemeinsam irgendwo hinfahren werden, ich lasse mich aber von seinen Plänen gerne überraschen.

Am Ende des Tages verabschiedete ich mich von den anderen und schweren Herzens auch von meinen Freundinnen. „Wir werden sehr viel schreiben. Versprochen!", sagte Violetta und sah mich traurig an. „Sei doch nicht so traurig... Wir sehen uns doch in ein paar Tagen wieder, wenn wir zusammen nach Spanien fliegen!", rief Camila und wir lachten und fingen an vor Freude rumzuhüpfen. „Das werden die besten Ferien allerzeiten!", rief Naty und reckte ihre Hände in die Höhe. „Oh ja, das werden sie bestimmt!", fügte ich hinzu und wir wir machten eine Gruppenumarmung. 

Dann verschwanden alle in eine andere Richtung und ich spürte, wie jemand seinen Arm um meine Schulter legte und musste lächeln. „Es ist schon ein wenig verrückt, wie schnell dieses Schuljahr jetzt vorbeigegangen ist", sagte Diego und ich nickte zustimmend. „Ich bin froh, dich kennengelernt zu haben. Ich wusste von der ersten Minute an, dass du etwas Besonderes bist." Ich stellte mich vor ihn, sodass ich ihm in die Augen sehen konnte und verschränkte die Arme. „Ach ja? Was mich gerade interessieren würde... Wieso... Wieso ich? Wieso hast du dich in mich verliebt? Ich meine ich hatte doch meine Brille und so weiter", sagte ich herausfordernd und war direkt danach geschockt über mich selbst, dass ich dies wirklich gesagt habe. Diego kratzte sich am Kopf und grinste.

„Ich gebe zu... Am Anfang hätte ich mir das noch nicht mal im entferntesten vorstellen können... Du kamst ins Studio und warst so schüchtern und ängstlich, ich wollte zu Beginn eigentlich nur testen... Wie weit du gehen kannst. Aber als ich das erste Mal mit dir gesungen habe, damals, bei der Gruppenarbeit... Da habe ich etwas gefühlt. Etwas, das ich so noch nie gefühlt habe und deswegen wollte ich es so schnell wie möglich wieder verdrängen. Dann habe ich dich vor Ludmila verteidigt. Du warst so nah bei mir, ich wollte denken, dass es falsch war, aber es war so richtig... Schließlich der Moment, als wir beide alleine gesungen haben und du mir in die Arme gesprungen bist... Du sagtest du hast mich vielleicht vermisst. Ich bin mir sicher, dass du mich sehr vermisst hattest."

Er machte eine kurze Pause und ich sah ihn im Unglauben an. Ich konnte es einfach nicht fassen, dass er das alles tatsächlich noch in Erinnerung hatte, genauso, wie ich es niemals vergessen würde. Aber Diego redete einfach weiter, während ich ihn anstarrte. „Ich weiß noch, als dich zum ersten Mal besucht habe. Dein Gesichtsausdruck war einfach nur zu komisch, du warst so geschockt, dass ich einfach so bei dir aufgetaucht bin." Ich fing an zu kichern und schüttelte die ganze Zeit meinen Kopf. Das was er mir gerade alles sagte, fühlte sich unwirklich an. Ich habe ihm doch nur diese simple Frage gestellt...

„Dann deine Veränderung. Man, wenn du wüsstest, was ich damals gedacht habe. Mir sind fast die Augen aus dem Kopf gefallen. Leider musste ich zusehen, wie du diesen Emilio anhimmelst. Das tat weh. Ich konnte an diesem Tag nicht mehr aufhören, an dich zu denken. Umso schöner war es anzusehen, wo du Ludmila zum ersten Mal deine Meinung gesagt hast. Ich war so, so stolz auf dich. Leider ging es danach irgendwie den Bach runter. Du wurdest krank und konntest bei der Show nicht mehr mitmachen. Außerdem konnten wir uns nicht mehr so häufig sehen. Es war so ein tolles Gefühl, dich dann im Publikum sitzen zu sehen, das glaubst du gar nicht. Und als wir dann draußen saßen und in die Sterne gesehen haben... Da wusste ich, dass falls ich dir jemals meine Gefühle gestehen sollte, es unbedingt unter dem Sternenhimmel sein musste." Ich wollte etwas erwidern, aber Diego legte seinen Finger auf meinen Mund und redete weiter. Er war einfach unglaublich.

„Das Schlimmste war aber, als ich erfuhr, dass du tatsächlich vorhattest, dem Mistkerl zu sagen, dass du ihn liebst. Ich wusste nicht, was ich mit mir machen sollte. Ich hatte solche Angst um dich. Das einzige, wozu ich im Stande war, war dich vor ihm zu warnen. Du hast mir nicht geglaubt. Also musste ich andere Maßnahmen ergreifen. Ich schrieb ein Lied für dich, in das ich all meine Gefühle hineinpackte und ich hoffte, dass du es so merken würdest. Ich habe mich sogar Violetta anvertraut, in der Hoffnung, dass sie mir helfen kann. Aber es war zu spät..."

Diego stockte für einen kurzen Moment und war den Tränen nahe. „Diego,du musst nicht..." „Nein, es ist schon gut, Princesa. Ich muss dir das jetzt alles sagen." Er atmete tief ein und fuhr fort: „Ich bin so glücklich darüber, dass ich in diesem Zeitpunkt bei dir war und dich trösten konnte. Du hast viel zu viel geweint. Dich danach wieder lächeln zu sehen, das war... Als wäre die Sonne aufgegangen. Nein, noch viel schöner. Und als du mich dann nach meiner Hand gefragt hast, dachte ich, ich platze vor Glück. Schön war auch der Moment, als du bei mir warst. So etwas wie das habe ich noch nie erlebt. Ich fand diese Geschichte mit den Schmetterlingen im Bauch immer kitschig, aber tatsächlich habe ich nur das gefühlt, als du neben mir lagst."

Ich merkte, dass mir Tränen über die Wange liefen. Diego konnte einfach nicht mehr aufhören, zu reden. Er griff nach meinen Händen und erzählte lächelnd weiter. „Ab diesem Zeitpunkt bestanden meine Gedanken nur noch aus dir. Ich wollte dich sehen, jede Stunde, jede Minute, jede Sekunde. Ich konnte es nicht mehr verleugnen, ich war total in dich verliebt. Aber ich wurde panisch, wenn ich daran dachte, es dir zu sagen. Dann hattest du Geburtstag. Ich dachte mir... Jetzt oder nie. Die Sterne waren einfach perfekt, der Moment war perfekt. Du warst perfekt. Ich habe mich zusammengerissen und dich geküsst. Es war definitiv das Schönste, was ich jemals erlebt habe. Und dann hatte ich auch noch das Glück, dass du dasselbe für mich empfindest. Noelia, meine Princesa. Ich liebe dich. Und ich wollte, dass du das alles weißt."

Ich fiel ihm weinend in die Arme. „Wieso sagst du mir das jetzt?", schluchzte ich. „Wieso konntest du es mir nicht sagen, als du es gemerkt hast? Du hättest mir so viel erspart und du dir selbst auch." Er umarmte mich fest und sagte leise: „Ich weiß, ich weiß. Ich bin ein Idiot. Aber... Das einzige was zählt ist die Tatsache, dass wir jetzt zusammen sind und niemand uns trennen kann." Ich sah ihm in die Augen. „Niemand. Außerdem... Du bist kein Idiot. Ich bin hier die Dumme. Ich habe so viele Monate damit verschwendet, mein Glück in jemandem zu suchen, der es nicht wert ist, wenn das Glück die ganze Zeit vor mir war." Ich verzog mein Gesicht. Das werde ich wahrscheinlich bis zum Ende meines Lebens bereuen.

Bella princesa... Das spielt alles keine Rolle mehr. Daran sollten wir nicht mehr denken. Das war alles Vergangenheit, wer weiß, was die Zukunft für uns bereithält? Ich zumindest bin mir sicher, dass du ein Teil davon sein wirst." „Ich hoffe du bist dir im Klaren darüber... Dass du der beste Freund überhaupt bist", sagte ich und küsste ihn so fest, wie ich nur konnte. 

Er hob mich hoch und ich fühlte mich, als könnte ich fliegen. Meine Tränen vermischten sich in unserem Kuss, sodass er salzig schmeckte. Ich musste anfangen zulachen und ich spürte die Freiheit. Die Zukunft... Ich war sehr gespannt, was sie bringen wird. Diego ist sich sicher, dass ich ein Teil davon sein werde... Das bezweifelte ich nicht, aber die Zukunft ist immer so unsicher.

Diego küsste die Tränen weg, die immer wieder aus meinen Augen entwischten. „Woran denkst du?", fragte er mich sanft. „An unsere gemeinsame Zukunft", antwortete ich. Daraufhin lächelte er und nahm meine Hand. Gemeinsam machten wir uns auf den Weg ins Ungewisse. Ich war noch jung, ich wusste vielleicht nicht viel. Aber bei einer Sache war ich mir hunderprozentig sicher: Dass ich Diego liebte und guter Dinge war, was uns beide betrifft. Denn das war sie ganz sicher: Die wahre Liebe.


T H E  E N D


Ganz kurz noch eine Anmerkung: Ich fand die Idee, alles noch einmal aus Diegos Sicht zu sehen, super süß und deswegen musste das im Epilog mal sein :) Außerdem reflektiert das noch mal alles was passiert ist.

Und der Epilog ist auch doppelt so lang wie die Kapitel :)

Bevor ich abschweife, ich poste gleich sofort auch noch das Nachwort, in dem ich mich dann noch mal bedanke und viel mehr. ♥

Breaking Free - Das hässliche Entlein ♡ ViolettaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt