#48 - Einbildungen

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„Das war echt unglaublich", sagte Diego. „Ähm... Danke", erwiderte ich. „Nein ehrlich. So etwas habe ich von dir nicht erwartet. Du hast dich echt verändert seit dem ersten Tag." Jetzt wurde es interessant. Ich drehte mich schließlich zu ihm um. „Wie meinst du das? Jetzt im positiven oder negativen Sinne?" Er lachte. „Positiv, natürlich positiv, mach dir keine Sorgen. Ich meine, ich wollte deine Schlagfertigkeit und so weiter sowieso schon seit Anfang an sehen." Ich wurde rot und drehte mich weg. Wieso musste er auch immer wieder die alten Unterhaltungen erwähnen? „Übrigens... Du siehst heute wieder sehr hübsch aus."

Ich sah Diego in die Augen. Irgendwo in mir fing es an zu kribbeln und ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Ich wandte mich ab, damit er es bloß nicht sieht. Aber ich war zu spät.

Ich hörte nur noch wie er sagte: „Du brauchst dich nicht wegzudrehen wenn du lächeln musst. So einen Anblick musst du mir wirklich nicht vorenthalten." Ich wurde rot und wusste nicht so recht, was ich tun sollte. Er spielt nur mit dir, schoss mir dann in den Kopf. Das was er sagt, meint er sowieso nicht ernst. Du solltest deinen Freundinnen glauben. Er lügt dir ins Gesicht. Verwirrt drehte ich mich wieder um. Ich hatte keine Ahnung, woher diese Gedanken kamen, aber plötzlich konnte ich an nichts anderes mehr denken. Und vor allem - Was sollte ich glauben und was nicht?

Ich schüttelte den Kopf, warf Diego noch ein schnelles Lächeln hinzu und wandte mich schnell wieder zu meinen Freundinnen. Sofort merkte ich, dass dieses Lächeln bereits gekünstelt war. Alles war einfach so merkwürdig, wieso? Wenn ich mit Diego zusammen war, fühlte ich mich, als wäre ich auf einer Achterbahn. Zuerst bin ich irgendwie ganz oben und total glücklich, dann kommt plötzlich wieder ein Tief und alles ist wieder zerstört. Das bekam mir gar nicht gut.

Blöd war nur, dass wir jetzt auf die Bühne gingen, um zu proben und Diego war immer noch hier und machte Anstalten, uns dabei zuzusehen. Wieso genau war ich noch mal die Hauptperson und musste immer ganz vorne stehen? Ich durfte mich auf keinem Fall blamieren. Ansonsten wird er mir wahrscheinlich noch tagelang etwas davon andeuten. Seufzend hörte ich, dass bereits die ersten Takte von „Codigo Amistad" begannen. Angestrengt fokussierte ich einen Punkt an der Wand. Die Choreo fing bereits an und damit auch mein Gesang. Und sofort vergaß ich alles um mich herum. Die Musik erfüllte mich und dort mit meinen Freundinnen zu stehen, zu tanzen und zu singen, machte mich zutiefst glücklich. Am Ende des Liedes erst fiel mir auf, dass sich inzwischen so einige Schüler in dem Raum versammelt haben, die uns beklatschten. Ich strahlte meine Freundinnen an und wir umarmten uns. Na jetzt kann doch nichts mehr schiefgehen!

Als wir die Treppen hinabstiegen, traf ich auf Ludmilas Blick. Das erste was ich dachte, war: Was macht sie denn hier? Aber dann sah ich genauer hin und sah etwas in ihren Augen, dass ich nicht sehr deuten konnte. War es etwa... Neid? Bestimmt nicht, unmöglich! Ich bildete mir wieder Dinge ein, die nie passieren werden. Schnell verließen wir wieder den Raum, damit andere proben konnten.

Und dann fing das Chaos an. Jeder wollte etwas anderes machen und so teilten wir uns auf. Etwas unbehaglich stand ich alleine im Gang rum und dachte mir, dass jetzt eigentlich der perfekte Moment dafür wäre, das Duett mit Emilio zu üben. Wenn ich doch nur wüsste, wo er steckt? Zuerst lief ich aber zum Tanzraum. Dort fand ich ein paar Schüler, die die Choreo zu Euforia übten. Ich lächelte. Da konnte ich zumindest sofort mitmachen!

Nach einer Stunde war ich total erschöpft, aber zufrieden, da ich die Choreo nun beinahe beherrschte. Verschwitzt wollte ich mich draußen abkühlen, als plötzlich Emilio vor mir auftauchte. „Oh, Noelia. Hey", begrüßte er mich. Wieso jetzt? „Hey...", sagte ich leise und wollte nur noch verschwinden. Ich lächelte, fühlte mich aber total schrecklich. Ich muss ihn natürlich dann treffen, wenn ich gerade nach Schweiß rieche. Super. „Hast du jetzt noch etwas vor? Weil, naja, langsam müssten wir unser Duett proben", sagte er und grinste. „Ja, klar. Ich meine, ich hab nichts vor, gerne können wir jetzt proben, ich meine... Sollten wir langsam..." Ich sollte den Mund halten. „Ich geh mich nur noch kurz... frischmachen", sagte ich schließlich und lief weg.

Das war soo peinlich! Auf der Mädchentoilette wusch ich mein Gesicht und schämte mich. Wieso musste ich auch so schüchtern und blöd sein? Nach einigen Minuten machte ich mich auf in einen der Musikräume, in denen Emilio auf mich warten sollte. Und als ich dort ankam, blieb erst einmal mein Mund offen stehen.

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Was meint ihr, was hat Noelia entdeckt, dass sie so geschockt ist? ;)

Breaking Free - Das hässliche Entlein ♡ ViolettaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt