Wohltuende Nähe

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POV Anna K

Tyler beschloss Meghan mit zu sich nach Hause zu nehmen, nachdem Brittany ihr einige Klamotten eingepackt hatte. "Was ist mit dem Essen morgen Abend? Bleibts dabei?", hörte ich ihn Britt noch einmal fragen als sie die beiden zur Tür brachte. Sie bejahte knapp und umarmte beide nochmal bevor sie die Tür schloss. Seufzend ließ sie sich neben mich auf ihr Sofa fallen und legte ihren Kopf auf meiner Schulter ab. "Der Abend lief nun wirklich anders als geplant huh?", sagte ich leicht lachend und legte meinen Kopf auf Brittanys ab. "Ich halt das immer noch für einen Alptraum", grinste sie ebenfalls und streckte sich nach der Fernbedienung. Sie schaltete den Fernseher aus und verzog sich nach oben um sich umzuziehen. Die Zeit nutzte ich um mich etwas umzusehen, denn ich war lange nicht mehr hier. In der obersten Schublade einer Kommode fand ich die Verpackung mit den beiden positiven Schwangerschaftstests. Ihre Schwangerschaft hatte ich die letzten Stunden schon total ausgeblendet um ehrlich zu sein. Eine Schublade tiefer fand ich aber etwas viel interessanteres - ein Tagebuch und darunter eins von 2017. Wie süß, dass sie noch immer ein handgeschriebenes Tagebuch hatte. Ich versuchte zu widerstehen, aber ich konnte nicht.

Wie soll ich so weiterleben? Wir wollten ein Baby und doch betrügt er mich, aber wieso? John traute ihm von Anfang an nicht, ich hätte auf ihn hören sollen. Mein Bruder wollte mich nur beschützen und naiv wie ich bin, habe ich es ignoriert. Er schien perfekt für mich, für die Zukunft. Wie soll es weitergehen mit mir? Ich trage unser Baby in mir, was ein großer Wunsch von uns war und jetzt ist er weg. Niemals wollte ich, dass mein Kind mit getrennten Eltern aufwächst. Anderes Problem: die Zukunft. Alleine? Wie soll ich als Single Mom mit meinem Beruf jemanden kennenlernen? Wer würde mich mit einem Kind und Vollzeitjob noch lieben?

"Anna?", rief Brittany plötzlich und völlig erschrocken legte ich das Tagebuch zurück in die Schublade und schloss diese so schnell wie möglich. "Ja?", rief ich zurück als ich bemerkte dass sie wohl noch oben war. "Kommst du mit hoch? Mein Bett ist gemütlicher als die Couch", grinste sie mir zu während sie noch etwas zum Naschen und Wasser einsammelte. "Wenn du das alles isst weiß ich woher die Morgenübelkeit kommt", lachte ich kurz als wir es uns gemütlich machten und ich die Chips, Gummibärchen und Schokolade sah. Frech streckte sie mir die Zunge raus und schaltete den Fernseher an. "Guckt Marin nicht mit?", fragte ich Britt verwundert während sie durch sämtliche Apps nach Filmen guckte. "Sie möchte nicht, ich glaube sie telefoniert mit jemandem", erwiderte sie knapp und kuschelte sich an meinen Arm. Letztendlich entschieden wir uns für Harry Potter, obwohl ich es hasse nur einen Teil davon zu schauen. Nach circa einer halben Stunde öffnete Brittany die Chipstüte und ich konnte nicht anders als mein Gesicht zu verziehen. "Ugh, was sind das denn für Chips?", fragte ich noch leicht angewidert. "Schimmelkäse und Speck", erwiderte sie schulterzuckend und aß welche davon. "Willst du probieren?", fragte sie hinterher und hielt mir die Tüte direkt unter die Nase. "Nein, danke. Du bist definitiv schwanger", kicherte ich und drückte ihre Hand mit der Tüte von mir weg.

POV Brittany

Ich konnte mich kaum auf den Film konzentrieren, meine Gedanken schliffen dauernd ab. Ich dachte an mein Baby, an das Gespräch mit Tyler, an den bevorstehenden Besuch meiner Eltern und an... Anna. Obwohl sie neben mir lag. Ich genoss diese Nähe und diese Wärme die sie mir gab, es tat mir unheimlich gut. Es war ein völlig anderes Gefühl als bei Michael am Vortag, es war wärmer. "Alles okay?", fragte Anna plötzlich und riss mich aus den Gedanken. "Ehm ja.. Schon. Ich muss nur eben was holen", erwiderte ich mit einem falschen Lächeln und stand auf um ins Bad zu gehen. Mir war bewusst dass mein Kopf heute nicht mehr zur Ruhe kommt, also entschied ich mich dazu nach langer Zeit meine Anti-Depressiva für Abends zu nehmen. "Ich werd euch wohl nie los..", flüsterte ich vor mich hin als ich die Packung wieder in den Schrank legte. Immer wieder bin ich an dem Punkt, an dem ich mit Medikamenten leben muss und das hasste ich unheimlich. Von wegen Depressionen sind heilbar... Seit fast 20 Jahren hatte ich die scheiße am Hals und sank immer wieder in dieses Loch. Ich spritze mir noch ein wenig kaltes Wasser ins Gesicht und legte mich wieder zu Anna ins Bett. Gerade machte ich es mir wieder bequem als Anna den Film pausierte und ich sie fragend ansah. "Rede mit mir", forderte sie mich auf und nahm meine Hände in ihre. "Ich weiß gerade einfach nicht wo mir der Kopf steht.. Ich versuch mich gerade erstmal auf mein Baby und den Film zu konzentrieren, aber mir schwirren so viele Sachen im Kopf rum..", flüsterte ich beinahe und schaute nach unten. Anna hob mein Kinn an damit ich sie ansehen konnte und lächelte leicht. "DU bist einer der stärksten Menschen die ich kenne! Du schaffst es jedes mal gegen deine inneren Dämonen zu kämpfen und du gibst nie auf. Du bist die loyalste Freundin die ich kenne, du bist immer für alle da und du schenkst einem so viel Liebe wie niemand sonst. Und ganz ehrlich, du wirst eine ganz fantastische Mom! Dein Baby kann sich gar keine bessere Mutter wünschen! Und hey, du bist niemals alleine, okay? Wir sind alle für dich da und wir werden dich immer auffangen, mit uns wirst du niemals wirklich auf die Fresse fliegen weil wir immer da sein werden und dir unsere Hände reichen werden. Hast du mich verstanden?", fragte sie ernst, aber lächelnd und ich erwiderte dieses Lächeln während ich ihr um den Hals fiel. "Danke", hauchte ich leise und hielt sie einfach fest. Solche Freunde erleichterten mir mein Leben doch so sehr, selbst wenn alles ausweglos schien... 

Tell me it's...love! (Sendrick)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt