Versöhnung

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POV Anna K

Es kam mir vor wie ein Wunder, dass ich überhaupt schlafen konnte. Auch wenn es nur knappe zwei Stunden waren, besser als nichts. Die ganze Nacht über hatte ich mir Gedanken gemacht über unsere Zukunft, ich wusste noch immer nicht was ich von der Sache halten sollte. Als wir noch darüber nachdenken wollten, war ich mir sicher dass ich Brittany bei ihrem Vorhaben unterstützen wollte und für sie und ihr Baby immer da sein würde. Mit der Realität jetzt vor Augen, war ich mir nicht mehr sicher. Vielleicht war es die Angst mit einem Baby zu versagen, oder meine Freundin zu verlieren indem ich gar keine Bindung zu ihrem Kind aufbauen würde. Ich dachte an ihre Nachricht vom vergangenen Abend und nahm mir vor, bei einem gemeinsamen Frühstück darüber zu sprechen, so wie sie es vorgeschlagen hatte.

Ich [09.12Uhr]: Guten Morgen, ich hab mir ein paar Gedanken gemacht. Deine Idee mit dem Frühstück ist gar nicht schlecht.. Ich hol uns etwas und komm dann rüber..

Auch fünf Minuten später hatte sie meine Nachricht noch nicht gelesen, was mich aber nicht wunderte. Vielleicht schlief sie einfach noch, also war es zumindest gut dass ich noch den Schlüssel hatte. Nur in Jogginghose und Hoodie verließ ich das Hotel, ließ aber meinen Koffer erst einmal dort. Es war nun mal nicht abzuschätzen wie das endet, so traurig das auch war. Nachdem ich uns beim nächsten Bäcker etwas zum Frühstück geholt hatte, betrat ich mit einem mulmigen Gefühl das Gebäude und fuhr in die vierte Etage. Kaum hatte ich die Wohnung betreten, war mir klar dass meine Freundin noch schlafen würde, denn es kam kein Ton von irgendwo. Um mir selbst Hoffnung auf ein gutes Gespräch zu machen bereitete ich schonmal den Tisch vor und machte uns frischen Kaffee, so konnte es wenigstens gut anfangen. Als ich alles fertig hatte war immer noch nichts von Britt zu sehen oder zu hören, also beschloss ich sie einfach zu wecken, immerhin war ich mir nicht sicher ob sie heute noch zum Set musste oder nicht. Im Nachhinein wusste ich nicht ob das eine gute Idee war, denn das erste was ich sah war wie ein Typ bei ihr im Bett lag. Wieder überkam mich die Wut und die Eifersucht, aber einen Herzinfarkt musste ich ja nicht provozieren. Leise schlich ich mich an ihre Bettkante und erkannte dann, dass es Paul war. "Hey, aufwachen", flüsterte ich ruhig und tippte meine Freundin an der Schulter an. Langsam öffnete sie ihre Augen und war bei meinem Anblick hellwach. "Hey! Oh mein Gott ich bin so froh dass du hi-", setzte Britt glücklich an, bevor ich sie unterbrach. "Spars dir, ehrlich. Kuschel doch weiter mit ihm, euer Frühstück steht in der Küche", sagte ich gereizt, stand auf und ging wieder aus dem Raum. Immer wenn man denkt es geht nicht schlimmer...

POV Brittany

Natürlich wirkte es für Anna falsch was sie sah, aber mal wieder schien es als würde sie keine Erklärung zulassen. Diesmal aber wollte ich nicht locker lassen bis sie mir zuhörte. Ohne Rücksicht auf meinen Übernachtungsgast sprang ich förmlich aus dem Bett und rannte ihr hinterher. "Du lässt mich das jetzt bitte erklären! So ne Situation wie bei Michael brauchen wir nicht nochmal!", sagte ich laut und beobachtete ihr geschocktes Gesicht. Was hatte sie denn jetzt erwartet? Dass ich sie wieder gehen lasse und aufgebe? Da hatte sie wohl falsch gedacht. Erwartungsvoll sah Anna mich an und lehnte sich an die Küchentheke. "Du bist gestern gegangen, ich hatte Angst dich jetzt verloren zu haben. Mir wurde klar dass es nicht gut wäre alleine zu sein und du bist nicht an dein Handy gegangen, also hab ich Paul angerufen. Wäre es dir lieber gewesen wenn ich mir im schlimmsten Fall etwas getan hätte?!", erklärte ich die Situation und war ebenfalls etwas sauer. Mittlerweile war auch Paul angezogen aus dem Schlafzimmer gekommen und sah uns kaum an. "Ich geh dann jetzt, ruf mich einfach an wenn noch etwas ist. Und denk dran was ich dir gestern gesagt hab", sagte er leise und drückte mich kurz bevor er ging. Von Anna kam noch immer nichts, nur einen Schuldigen Blick merkte ich ihr an. Ich schüttelte nur seufzend den Kopf und nahm mir eine Tasse Kaffee bevor ich mich auf die Couch setzte. "Weißt du, wenn du eifersüchtig bist gibt es immer zwei Seiten. Die eine ist gut, denn es zeigt dass ich dir etwas bedeute und du Angst hast mich zu verlieren. Andererseits gibst du mir damit manchmal das Gefühl als würdest du mir nicht vertrauen und das verletzt mich", versuchte ich ihr klar zu machen, das Thema hatten wir nicht zum ersten Mal. Ich wusste wie weh es tut wenn man betrogen wird, es gäbe für mich niemals einen Grund es selbst jemandem anzutun. "Ich vertraue dir und ich versuch es wirklich im Griff zu halten, aber bei sowas denk ich einfach nicht nach.. Aber wir haben schon ein Streitthema, können wir nicht einfach alles aus der Welt schaffen? Ich bin hier um Zeit mit dir zu verbringen, nicht um zu streiten", erwiderte Anna ruhig und legte ihre Hand auf mein Bein. Dieses Gespräch würde wahrscheinlich über unsere Beziehung entscheiden und da gab es viele Faktoren. Zum Beispiel hatte ich Angst, ob wir weiterhin befreundet sein könnten wenn wir uns jetzt trennen. Oder ob sie mein Baby, falls es eins geben sollte, überhaupt kennenlernen möchte. "Du bist gestern gegangen ohne mir zu sagen ob du überhaupt die Zeit genutzt hast um darüber nachzudenken..", deutete ich an, schaute meine Freundin aber nicht an. Dazu war die Angst vor ihrer Antwort wieder etwas zu groß. "Habe ich.. Ehrlich gesagt hab ich mir jeden Tag Gedanken gemacht und ich hab auch eine Entscheidung getroffen", setzte sie ihre Antwort an. Nun konnte ich nicht anders als sie anzusehen, allerdings versuchte ich meine Hoffnung mit der Unsicherheit zu überdecken. "Ich liebe dich, mit allem was dazu gehört. Ich wusste dass du es früher oder später durchziehst, aber ich war mir sicher dass ich dabei sein würde. Es wäre dein Baby, natürlich würde ich es lieb haben und dir beistehen. Als du mir gestern gesagt hast dass du es einfach gemacht hast, ohne mit mir darüber zu sprechen war ich überfordert. Ich wusste in den Moment nicht mehr, ob meine Meinung so bleiben würde. Aber ich liebe dich so sehr, ich möchte bei dir bleiben", erklärte Anna mir und lächelte leicht bei ihren letzten Worten. Es machte mich absolut sprachlos und auch unglaublich glücklich, ich konnte also nicht anders als sie einfach zu umarmen. "Ich liebe dich auch", hauchte ich mit Tränen in den Augen und genoss ihre Nähe einfach für den Moment. Das einzige was jetzt noch fehlte war der Test für die Gewissheit, doch der musste noch warten. Ich hatte noch keinerlei Symptome, bis auf eine Verspätung von drei Tagen was meine Periode betraf, aber das war in unserem Job mit dem Stress nicht unüblich. Zusammen entschieden wir, noch einige Tage abzuwarten ob sich nicht doch noch etwas an mir verändert. Glücklich sah ich meiner Freundin tief in die Augen und ließ meinen Blick auf ihre Lippen fallen. Als sie ihre Hand dann an meine Wange legte bildete sich bei mir ein starkes Bauchkribbeln und ich konnte nicht beschreiben, wie sehr ich das vermisst hatte. Anna schloss die kleine Lücke zwischen uns und küsste mich so liebevoll, dass alles negative sofort in den Hintergrund rückte.

So sehr ich diesen Moment genoss, ich war mir sicher dass der Abend besser werden würde. Wir verbrachten den Tag allerdings erstmal gemütlich auf der Couch und sahen uns sämtlichen Mist im Fernsehen an, wobei wir mehr mit uns selbst beschäftigt waren. Nachdem wir eine Kleinigkeit zu Abend gegessen hatten, wollte und konnte ich aber nicht mehr warten. "Wie wär's wenn du deinen Koffer holst und wir uns dann einen gemütlichen Abend machen?", hauchte ich Anna zu und zwinkerte kurz. "Du planst doch irgendwas..", munkelte sie , musste aber grinsen. "Du experimentierst doch gerne, genau wie ich. Also hab ich mir was neues überlegt. Hol deine Sachen, lass dir ruhig Zeit und ich sorge für den Rest", lächelte ich motiviert und stand mit meiner Freundin zusammen auf. An der Tür verabschiedete ich mich nochmal mit einem Kuss von ihr und machte mich daran mein Schlafzimmer zu verschönern. Da ich nicht wusste wie lange Anna weg sein wird, beeilte ich mich natürlich und gab mir dennoch Mühe die ganzen Kerzen und ein wenig romantische Deko schön zu verteilen. Meine 'Überraschung' ließ ich noch in einer pinken Kiste, denn ich wollte unbedingt Annas Gesicht sehen wenn sie diese öffnet. Ich hatte sowas selbst noch nie benutzt und wusste nicht, ob sie schon Erfahrung damit hatte, aber ich wollte mal etwas neues ausprobieren. Außerdem wollte ich ihr mit der Mühe auch noch einmal klarmachen, dass sie absolut keinen Grund hat Eifersüchtig zu sein, auf niemanden. Ich liebte nur sie und ich... wollte nur sie.


Tell me it's...love! (Sendrick)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt