Tell me it's...love! (Sendrick)

"Ich kann nicht mehr"

POV Anna K

Da ich wie üblich für mich verschlafen hatte, überraschte mich es nicht dass ich beim Training für die Choreos nur angestarrt wurde. "Na endlich, wir dachten schon du hättest wichtigeres vor", begrüßte Liz mich als erste, während die Mädels anfingen zu kichern. "Wäre doch komisch wenn ich pünktlich wäre", erwiderte ich schulterzuckend und lächelnd und schmiss meine Sachen in die Ecke. Ich hasse sportliche Aktivitäten so sehr... Nach ein wenig Sportübungen zum aufwärmen gingen wir Stück für Stück die neuen Choreographien durch, doch ich hatte das Gefühl dass Brittany nicht wirklich fit war. Auch Liz schien das gemerkt zu haben, denn sie stoppte irgendwann die Musik. "Macht mal eine Pause und trinkt was. Britt, komm mal bitte her", forderte Liz sie sanft auf und wir anderen beobachteten wie Brittany langsam zu ihr ging. "Ich hatte eigentlich den Eindruck dass sie das mit Tyler recht schnell verarbeitet hatte..", deutete Chrissie an und wir nickten nur abwesend und beobachteten das Gespräch. Kaum hatten wir unsere Flaschen wieder abgestellt, kam Britt zu uns, nahm ihre Sachen und ging einfach ohne ein weiteres Wort. Ich zögerte kurz, zog mir dann aber meine Jacke über und lief ihr hinterher. Das war untypisch für sie, genau wie der Fakt dass wir nichts von ihr gehört hatten die letzte Woche. Als sie gerade ihre Autotür öffnete, kam ich von hinten und drückte sie wieder zu. "Was ist denn los mit dir?", fragte ich Brittany ruhig und außer Atem. Sie drehte sich zu mir um, doch sie war anders. Mich trafen nicht die strahlenden, blauen, freudigen Augen. Ich sah graue, fast tote Augen die mit Tränen gefüllt waren. Die ganze Zeit während der Proben hatte sie eine Maske aufgesetzt, aber ich war froh dass sie diese nicht vor mir aufsetzte. "Ich muss nach Hause, kannst heute Abend vorbeikommen", erwiderte Britt knapp, stieg schnell ins Auto und fuhr weg. Ich konnte mich den restlichen tag unmöglich auf die Choreo konzentrieren, ich machte mir unglaubliche Sorgen um eine Freundin. "Okay das reicht. Alle zusammen in den Kreis jetzt", forderte Liz uns auf und man spürte wie enttäuscht und verwirrt sie war. "Ihr seid eine Familie, ihr liebt euch alle und das freut mich. Eurer Freundin geht's offenbar nicht gut, aber deswegen habe ich sie nach Hause geschickt und dachte wir könnten heute auch mal ohne Brittany klarkommen. Ich will keinen Druck aufbauen, aber wir haben nur vier Monate Zeit und ihr wisst, dass wir bei den anderen drei Filmen schon immer knapp mit der Zeit waren. Wir haben jetzt zwei Möglichkeiten. Entweder ihr reißt euch zusammen und konzentriert euch auf die Choreo, oder ich gebe euch Zeit um Britt wieder auf die Beine zu kriegen, dann macht es später aber keinen Spaß mehr. Macht eine Pause und überlegt es euch", hielt sie uns den Vortrag und wir waren so still wie eine Schulklasse wenn der Lehrer ausrastete. Wir versuchten uns alle wieder zu sammeln und zu konzentrieren und schafften es gerade noch so, das Ruder rum zu reißen und Elizabeth halbwegs zufrieden zu stellen. Als ich zuhause ankam um kurz zu duschen, schrieb ich Britt noch eine Nachricht um ihr zu sagen dass ich in circa einer Stunde da sein würde. Was ist bloß los mit ihr?!

POV Brittany

Den ganzen Tag hatte ich versucht zu schlafen, wäre auch fast vor lauter heulen eingeschlafen. Leider nur fast. Die ganze Woche hatte ich mich im Bett verkrochen, kaum gegessen oder getrunken, mein Handy nicht genutzt und alles an mir vernachlässigt. Immerhin hatte ich am nächsten Tag endlich einen Termin bei meiner Therapeutin, denn ich konnte so nicht weiter leben. Da Anna gleich vorbeikommen wollte war ich froh dass Marin mit Meghan unterwegs war und meine Eltern zu meiner Schwester geflogen sind. Ich war mir nur ziemlich unsicher, ob ich bereit war mit Anna über den Grund für meinen Zustand zu sprechen, denn es machte mich kaputt. Es war meine Schuld, auch wenn es niemand zugeben wollte. Das Klingeln der Türe holte mich aus den Gedanken und ich schlich schwach zur Haustür. "Hi, fühl dich wie zuhause", nuschelte ich leise und ließ mich wieder auf der Couch nieder. Schweigend zog Anna sich die Schuhe und Jacke aus, holte uns ein Glas Wasser und setzte sich neben mich. "Willst du drüber reden?", fragte sie mich leise und legte eine Hand auf mein Bein. Ich schüttelte nur den Kopf und spürte wieder einzelne Tränen meine Wangen runter rollen. Anna seufzte kurz und zog mich dann in ihre Arme. Ich spürte wie sehr ich ihre Berührungen vermisst hatte, denn sie gab mir Trost und Wärme die ich gerade so gut gebrauchen konnte. Irgendwann überkam mich wieder der Drang, wie die ganzen letzten Tage und diesmal konnte ich nicht widerstehen. Ich löste mich aus der Umarmung, ging in die Küche und nahm eine Flasche Wein aus dem Kühlschrank. Gerade als ich sie ansetzen wollte riss Anna mir die Flasche aus der Hand und sah mich sauer und verwirrt an. "Was zur Hölle ist denn los mit dir?! Denk an dein Ba-", setzte sie an, bevor ich sie unterbrach. "Verdammt es wird kein Baby geben! Ich hab es nicht einmal geschafft auf mein Baby aufzupassen während es in meinem Körper war! Alles was in meinem Leben gut ist geht einfach kaputt und ich.. ich kann einfach nicht mehr!", schrie ich weinend und ließ mich an der Wand runtergleiten. Der innerliche Schmerz war so groß dass ich schreien wollte, aber ich brachte nichts raus außer schluchzen. Schon kurz darauf legten sich wieder Annas Arme um mich und drückten mich feste an ihren Körper. Sie zog mich vorsichtig auf die Beine, ging mit mir auf die Couch und ließ sich mit mir drauf fallen. Trost suchend kuschelte ich mich dicht an sie und ließ meine Gefühle einfach raus. "Es tut mir so leid", flüsterte Anna sanft und streichelte mir beruhigend über den Rücken und über die Haare. Es fühlte sich verdammt gut an und ich genoss jede Sekunde, bis ich schließlich vor lauter Erschöpfung doch einschlief.