Tag X

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POV Anna

Eine ganze Woche unternahmen wir beide absolut nichts außerhalb des Hauses, es blieb uns auch nicht viel übrig durch die vorgeschriebene Bettruhe. In den letzten Tagen hatte Brittany aber immer wieder über ein Ziehen geklagt und ich bekam jedes mal Panik dabei, sodass ich die Krankenhaustasche schon an der Haustür stehen hatte. "Wieder so ein Ziehen?", fragte ich Britt als ich ihr ein Glas Wasser brachte und sah, wie sie ihr Gesicht verzog. "Ich hab das Gefühl das wird jedes mal schlimmer", lachte sie leicht auf und trank das halbe Glas direkt aus. Ich hatte schon mehrfach angeboten im Krankenhaus anzurufen, aber das lehnte meine Freundin ab, da das wohl normal sein sollte. Sie schlief unheimlich viel, was aber nicht schaden könnte wenn wir die nächsten Monate nicht sehr oft zum schlafen kommen würden. Ich hab das zwar auch versucht, aber ich hatte Angst nicht Abfahrbereit zu sein wenn was sein sollte. "Was möchtest du essen?", fragte ich aus der Küche und ging die halbleeren Schränke durch. "Lass uns was bestellen, ich will nicht immer so lange alleine auf dem Sofa liegen", schmollte Brittany gespielt, also schnappte ich mir mein Handy und gesellte mich zu ihr. Wir bestellten uns eine Pizza und sahen uns gemütlich einen Film an, was zwischendurch wieder von den Schmerzen gestört wurde. Als wir aufgegessen hatten bemerkte ich wieder die Müdigkeit bei meiner Freundin und räumte schnell alles weg. "Leg dich doch oben hin, dann mach ich hier den Haushalt und du kannst dich ausruhen", schlug ich ihr vor und streichelte ihre Wange. Sie nickte müde und setzte sich auf um hoch zu gehen. "Legst du dich noch ein bisschen zu mir?", fragte sie mit ihrem süßen Blick, wie sollte ich da nur nein sagen?

Bis sie eingeschlafen war blieb ich bei ihr liegen und kümmerte mich dann um den Haushalt. Das war nicht zu unterschätzen alleine, aber Britt konnte mir momentan einfach nicht helfen und es störte mich auch nicht. Immerhin wollte ich nur das Beste für meine beiden. Als es an der Tür klingelte hoffte ich nur dass meine Freundin oben weiterschlafen würde. "Hey, komm rein. Du kennst dich ja aus", begrüßte ich meine Schwiegermutter und stellte den Besen weg. "Schläft sie wieder?", fragte sie mich direkt und deutete auf die Treppe nach oben. "Ja, das ist schon fast gruselig. Aber ich denke dass die Schmerzen auch müde machen", erwiderte ich schulterzuckend und holte uns etwas zu trinken aus der Küche. "Könnten Vorwehen sein. Haltet das besser im Auge. Wenn es schlimmer und häufiger wird fahrt ihr besser ins Krankenhaus", riet Cinda mir als sie sich Charlie auf den Arm nahm. Wir verbrachten noch den ganzen Nachmittag damit zu quatschen, bis sie sich wieder in ihr Appartement verabschiedete. Natürlich versprach ich ihr sie anzurufen falls es losgehen sollte, wie jeden Tag. Da ich davon Ausging dass Brittany gleich wieder aufstehen würde, machte ich das Sofa wieder gemütlich und stellte uns schonmal ein paar Snacks bereit. "Schatz..?", hörte ich es dann leise hinter mir und musste sofort lächeln. "Da ist ja jema-", setzte ich lächelnd an, doch als ich mich umdrehte überkam mich leichte Panik.

POV Brittany

"Ich glaube wir sollten fahren", sagte ich ängstlich und blickte an meine nasse Jogginghose runter. Als ich die Treppe runter ging und meine Fruchtblase platzen spürte, löste sich Panik in mir aus. Man sollte meinen ich wäre vorbereitet gewesen, aber als der Moment dann kam hatte ich kurzzeitig alles vergessen. "Okay wow.. Uhm..", stammelte Anna und suchte nur mit den Augen nach allem was sie brauchte. "Ich will ja nicht fies werden, aber ich habe Schmerzen und möchte meine Tochter nicht hier ohne einen Arzt aus mir raus drücken", versuchte ich sie in die Realität zu holen und versuchte gleichmäßig zu atmen während ich mich an das Sofa lehnte. Das schien geholfen zu haben, denn Anna schnappte sich ihr Handy, die Schlüssel und die Tasche bevor sie mir die Tür aufhielt. Unzählige Male murmelte ich vor mich hin dass ich Angst hatte, aber meine Freundin schaffte es mich jedes mal ein bisschen zu beruhigen.
***
Seit 5 Stunden lag ich mittlerweile in diesem verdammten Bett und verlor langsam echt meine Kraft. "Was hab ich mir nur dabei gedacht?.. Diese Wehen sind richtig scheiße!", wimmerte ich vor mich hin und stöhnte wieder vor Schmerzen auf als die nächste Wehe kam. "Du machst das super mein Schatz", sagte Anna ruhig und streichelte meine Hand mit ihrem Daumen. "Ich mach doch gar nichts", nuschelte ich und schloss kurz meine Augen. "Du bringst ein wunderschönes, kleines Mädchen auf die Welt, das ist nicht gar nichts. Das ist alles", versuchte sie mich weiterhin zu ermutigen, doch ich war einfach nur müde. Durch meine ganzen Recherchen wusste ich bereits, dass es beim ersten Kind lange dauern kann, aber es kam mir eher unendlich vor. Egal wie viel wir redeten oder wie viele Runden wir im Zimmer drehten, die Zeit ging nicht um. "Da bin ich wieder, wie siehts aus?", fragte uns die Ärztin freundlich als sie wieder bei uns vorbeikam. "Sie hat definitiv öfter Wehen..", antwortete Anna und hielt weiter feste meine Hand während ich mal wieder untenrum untersucht wurde. "Perfektes Timing, die 10cm sind da. Bereit die kleine Maus kennen zu lernen?", hörte ich die Ärztin glücklich sagen, was in mir wieder einmal Panik auslöste. "Du kannst nicht viel falsch machen, bei der nächsten Wehe presst du einfach so feste du kannst. Mit etwas Glück hast du's mit dreimal geschafft", sprach sie mir gut zu und ich nickte einfach nur. Nicht viel? Was wenn ich doch was falsch mache? Als die nächste Wehe kam, tat ich genau das was mir gesagt wurde und nebenbei fühlte es sich so an als würde ich Anna die Hand brechen. Was meinen Körper betrifft... Naja, ich hatte das Gefühl ich zerreiße komplett. "Du machst das super! Wenn wir jetzt die Schultern haben wird der Rest ein Kinderspiel, versprochen!", motivierte mich eine Hebamme, aber ich nahm alles nur noch gedämpft wahr. "Du hast es gleich geschafft süße, du bist unglaublich", sagte Anna leise und küsste meine verschwitze Stirn. Ein letztes mal sammelte ich meine letzten Kräfte und es schien sich gelohnt zu haben. Keine 5 Sekunden später hörte ich das wohl schönste auf der Welt - mein Baby.

Tell me it's...love! (Sendrick)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt