Geheimnis

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POV Brittany

Es war fies und ich hatte das Gefühl es würde mich meine Beziehung kosten, aber die Chance musste ich einfach nutzen. Ich hatte mir die letzten zwei Monate so intensiv Gedanken darüber gemacht und wollte es jetzt durchziehen. Die Frage war nur ob ich es Anna sofort sagte oder später, beides machte mir Angst. So saß ich jetzt also im Wartezimmer der Klinik und wartete nervös auf die Behandlung, die mein Leben verändern sollte. Wenn heute alles nach Plan verlaufen würde, hätte ich in zwei Wochen einen positiven Schwangerschaftstest. Ich hatte Angst vor Annas Entscheidung zu einem Baby, also beschloss ich es jetzt spontan einfach vorerst alleine durchzuziehen. Wenn sie keine Mutter werden wollte, wäre das ihre Entscheidung und die würde ich akzeptieren, ich wollte nur meine Freundin nicht verlieren.

Paul [12.58Uhr]: Hey Hübsche, Lust auf einen Drink heute Abend in deinem Viertel? Ich bin für ein kurzes Shooting ein paar Tage in New York und weiß ja dass du deinen Film gerade drehst😜
Ich [13.00Uhr]: Hey! Ausgerechnet jetzt bin ich für ein paar Tage zuhause. Wenn du nächste Woche noch da bist dann komm einfach Abends mal vorbei. Bei Alkohol bin ich aber raus🤣

Na super, das zu erklären kann ja lustig werden. Als ich in dem schicken Hemdchen mit der Schwester alleine im Zimmer war, stellte ich mein Handy auf Flugmodus um und packte es mit allen anderen Sachen in eine Ecke im Raum bevor ich mich wieder aufs Bett setzte. "Sind Sie nervös?", fragte mich die junge Frau lächelnd als sie mir den Zugang für die Narkose legte. "Ich kann gar nicht sagen wie sehr", kicherte ich leicht und dachte die ganze Zeit an verschiedene Dinge. Einerseits an eine wunderschöne Zukunft mit einem Baby, andererseits an meine Freundin und ob sie dabei an meiner Seite sein wird oder nicht. "Haben Sie jemanden der Sie nachher abholt und im Auge behält? Es könnte sein dass der Kreislauf noch bis morgen nicht sehr stabil sein wird", unterbrach die Krankenschwester meine Gedanken und rüttelte mich damit innerlich wieder wach. "Ja, meine beste Freundin. Ich hab ihre Nummer extra aufgeschrieben", erwiderte ich und gab ihr den Zettel mit Lindseys Nummer. Sie war tatsächlich die einzige die wusste was ich heute vorhatte, viel gesprochen haben wir darüber nicht. Ich war mir allerdings selten so sicher in einer Sache, wie in dieser. Meine biologische Uhr tickte und ich wollte auf keinen Fall eine alte Mom werden. Augen zu und durch und in zwei Wochen hab ich hoffentlich einen Schwangerschaftstest mit zwei Strichen...

POV Anna K

Ich hatte meine Freundin jetzt seit zwei Monaten nicht gesehen, zwar über FaceTime aber das war natürlich absolut nicht vergleichbar. Vielleicht bildete ich es mir ein, aber ich hatte das Gefühl dass Brittany die letzten Tage echt komisch war. Bei jedem Telefonat echt kurz angebunden und heute schon den ganzen Tag nicht zu erreichen. Heute fuhr ich wieder zu ihrem Haus um nach dem rechten zu sehen und den Briefkasten zu leeren. Natürlich waren noch immer vereinzelt Sachen für Tyler dabei, auch wenn sein Name längst nicht mehr am Schild stand. Kreditkarte, Handyanbieter, Werbung, Kinderwunschklinik und das alles in einer Woche? Keine Ahnung wieso, aber der Brief von der Klinik interessierte mich am meisten. Seit wir beschlossen hatten beide darüber nachzudenken hatten wir nicht mehr drüber gesprochen und ich wusste nicht wieso. Aber wenn es eine Rechnung ist? Wegen dem Gespräch? Ich legte den Brief einfach zu den anderen und schickte Brittany ein Foto davon, dann sollte sie entscheiden was ich aufmachen konnte und was nicht.

Babe❤[12.42Uhr]: Danke Schatz, nichts dringendes. Ich meld mich später bei dir, ich liebe dich😘

Das war die einzige Nachricht an diesem Tag. Es war unglaublich ungewohnt, dass sie keine Zeit hatte um mal ein paar Minuten zu telefonieren. Am Anfang haben wir jede freie Minute telefoniert, auch Abends bis eine von uns eingeschlafen war. Ich dachte mir einfach dass sie viel zu tun hatte, das würde schon besser werden. Nachdem ich mich noch ein wenig um ihre Pflanzen kümmerte, machte ich mich auch wieder auf den Weg nach Hause und brachte auch mein Haus wieder auf Vordermann. Was freute ich mich auf einen entspannten Abend auf der Couch, vielleicht ja mit meiner Freundin am Telefon.

Als ich am Abend endlich gemütlich auf der Couch saß und versuchte Brittany über FaceTime zu erreichen, wurde mein Vorhaben schnell von der Türklingel unterbrochen. Unfreiwillig verließ ich meine bequeme Position, war aber mehr als glücklich dieses Gesicht vor meiner Tür zu haben. "Was...", brachte ich überrascht raus und konnte mich kaum bewegen. "Überraschung", lächelte Brittany leicht und zog mich in eine Umarmung. Relativ schnell beruhigte ich mich, zog sie rein und wir machten es uns auf der Couch zusammen gemütlich. Auch jetzt war sie recht kurz mit ihren Antworten, was untypisch für sie war. "Ist alles okay? Du siehst allgemein sehr.. müde aus", merkte ich an und streichelte durch ihre Haare. "Ich bin nur ein wenig kaputt, war alles sehr spontan und stressig heute", erwiderte Brittany erschöpft und kuschelte sich in meine Halsbeuge. "Wir schlafen aber nicht auf der Couch, lass uns hoch gehen wenn du so müde bist", schlug ich vor, stand auf und hielt ihr meine Hand hin. Auf dem Weg nach oben fiel mir auf, dass sie nicht nur müde wirkte, sondern eher so als würde ihr Kreislauf nicht mitspielen heute. Dementsprechend musste ich ihr ein wenig beim umziehen helfen, aber es machte mir auch ein wenig Sorgen. "Gehts oder soll ich dir die Kreislauftropfen holen?", fragte ich skeptisch, während sich Brittany schon ins Bett kuschelte. "Es geht schon, wenn ich einmal wieder ausgeschlafen habe gehts mir besser", versicherte sie mir und klopfte neben sich. Kaum hatte ich mich zu ihr gelegt, kuschelte sie sich an mich und schloss ihre Augen. "Ich hab dich vermisst", flüsterte sie müde und küsste meine Wange. "Ich dich auch, aber wie lange hab ich jetzt das Vergnügen?", hakte ich genauso leise nach. "Bis Montagabend, aber ich will jede Sekunde bei dir sein", lächelte Brittany und verschränkte unsere Finger. Ich hatte das so sehr vermisst, jede Kleinigkeit. Ihre Haare die mich leicht kitzelten, ihre Berührungen, ihren Atem, ihre Stimme und ihre Wärme. "Du hättest mir doch sagen können dass du herkommst, ich hätte dich abholen können oder wenigstens etwas leckeres zu Essen bestellen können", sagte ich irgendwann und beschäftigte mich weiter mit einzelnen Haarsträhnen von ihr. "Ich hatte noch was zu erledigen, außerdem wollte ich dich überraschen. Ich brauche kein schickes Essen oder so, ich wollte nur zu dir so wie jetzt. Mehr brauch ich gar nicht", nuschelte meine Freundin zufrieden, was auch mir ein breites Lächeln ins Gesicht brachte. Dann heißt es wohl die nächsten drei Tage so gut wie nur möglich ausnutzen bevor ich sie wieder zwei Monate nicht bei mir haben kann. Wobei ich es eigentlich auch einrichten sollte, mal ein paar Tage zu ihr zu fliegen, zumindest um sie genauso zu überraschen. Irgendwie sagte mir mein Gefühl aber, dass sie mir etwas nicht verriet. Allerdings vertraute ich ihr, also verließ ich mich darauf dass sie mir schon sagen würde wenn es etwas wichtiges gäbe. Immerhin ist Vertrauen das wichtigste in einer guten Beziehung und das hatten wir zueinander. Das wichtigste an diesem Abend war aber, dass ich endlich wieder mit einem Lächeln im Gesicht einschlafen konnte, mit dem wichtigsten Menschen in meinem Arm.

Tell me it's...love! (Sendrick)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt