Die liebe Öffentlichkeit

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POV Brittany

Dass Anna wirklich mit mir, oder eher mit uns, zusammenziehen wollte machte mich wahnsinnig glücklich. Ne ich kann mit Kindern nix anfangen. Diese Worte kamen vor einigen Jahren noch aus ihr heraus und jetzt stellte sie sich uns quasi als Familie vor, was für eine Veränderung. "Das ist aber schon ein großer Schritt, das ist dir klar, oder? Auch wenn wir jetzt schon jeden Tag miteinander verbringen, wirklich zusammen wohnen ist etwas anderes", lächelte ich noch leicht und legte meinen Kopf auf ihrer Schulter ab. "Wir bekommen das schon hin, all zu groß wird der Unterschied nicht sein", erwiderte sie optimistisch und küsste meinen Kopf. Einen großen Schritt gab es allerdings noch, über den wir aber noch nie gesprochen haben - die Öffentlichkeit. Anna hatte nie eine Beziehung so richtig öffentlich geteilt, vor Tyler hatte ich das auch nicht wirklich gemacht. Ich hatte mich aber daran gewöhnt die Menschen an meinem Glück teilhaben zu lassen, auch an meiner Beziehung. Wir liebten uns, wollten zusammenziehen und das mit einem Baby, also sprach für mich nichts dagegen. Dadurch dass ich schon länger Mutter werden wollte, wusste ich zwar schon wie ich zum richtigen Zeitpunkt meine Schwangerschaft verkünden würde, aber eine Beziehung mit einer meiner besten Freundinnen? Das könnte kompliziert werden. "Hast du eigentlich jemals darüber nachgedacht eine deiner Beziehungen vielleicht doch öffentlich zu machen? Also so wie ich das mit Tyler gemacht habe..", deutete ich vorsichtig an und nahm einen Schluck Wasser. "Dafür ist mir meine Privatsphäre zu heilig, das weißt du doch", lachte Anna leicht und sorgte damit für ein enttäuschtes 'okay'. Wir waren uns so ähnlich und scheinbar doch so unterschiedlich. "Ist dir das wichtig?", fragte sie dann nach einer Weile. "Schon irgendwie.. Ich liebe dich und ich will mich nicht für immer verstecken oder meine Gefühle unterdrücken wenn wir das Haus verlassen. Ich will mit dir essen gehen, deine Hand halten und dich küssen wenn mir danach ist. Ich fühl mich als wäre unsere Beziehung illegal..", beichtete ich ihr und hatte schon Angst vor ihrer Reaktion. Anders als erwartet, gab es keine wirkliche Reaktion auf meine Aussage. "Ich geh ins Bett..", nuschelte ich leise, stellte mein leeres Glas ab und ging hoch ins Schlafzimmer. Ich hörte Anna nur seufzen und unterdrückte meine Gedanken. Im Bad schminkte ich mich ab, putzte mir die Zähne und zog mich um. Als ich mich ins Bett legte, betrat auch meine Freundin das Schlafzimmer und ich drehte mich von ihr weg. "Bevor du an die Öffentlichkeit denkst, würde ich an deiner Stelle vielleicht mal mit deiner Familie sprechen", sagte Anna leise und ging ins Bad um sich ebenfalls bettfertig zu machen. Irgendwie hatte sie recht, aber das wollte ich natürlich nicht zugeben. Meine Eltern wussten ja nicht einmal dass ich auch auf Frauen stand, es gab vorher auch noch keine ernsthafte Beziehung mit einer Frau. Mir fehlte also der richtige Zeitpunkt um es ihnen klar zu machen. Das erste Mal seit wir zusammen waren lagen wir mit Abstand zueinander im Bett und ich lag nach wie vor mit dem Gesicht zur Bettkante und tat mittlerweile so, als würde ich schon schlafen. "Ich liebe dich", flüsterte Anna, gab mir einen sanften Kuss auf die Wange und machte es sich ebenfalls gemütlich. Ich hasste es mit dieser angespannten Stimmung schlafen zu gehen, aber ich hatte dafür einfach keine Kraft mehr.

Am nächsten Morgen wurde ich plötzlich von einer schrecklichen Übelkeit geweckt. Nicht schon wieder... Ich hatte gehofft diesmal ohne Übelkeit davon zu kommen, wäre aber auch zu schön gewesen. Genervt stöhnte ich kurz auf, drehte mich um und stand so vorsichtig wie möglich auf. Anna schlief zum Glück noch, die Zeit nutzte ich um ihre Worte so gut es ging in die Tat umzusetzen. Nachdem ich mir statt einem Kaffee lieber einen Tee genommen hatte, setzte ich mich auf die Terrasse und schrieb meiner Mom eine Nachricht.

Ich [08.44Uhr]: Guten Morgen. Was Thanksgiving angeht und deiner Andeutung, dass es wieder jemanden gäbe... Ja, ich hab wieder jemanden gefunden und ich bin wirklich glücklich damit. Wir sind schon ein paar Monate zusammen und ziehen jetzt auch zusammen, damit ich endlich aus dem Haus rauskomme. Seit einfach nicht zu überrascht und gebt ihr eine Chance, egal wie überraschend das kommt...😶❤️

Anbei sendete ich ihr ein Bild von Anna und mir, was alles sagt. So schnell wie möglich legte ich mein Handy wieder weg, möglicherweise aus Angst vor der Reaktion. Vielleicht war das auch etwas unnötig, denn meine Eltern liebten Anna eigentlich, als gute Freundin von mir zumindest. "Morgen..", kam es dann leise hinter mir und ich spannte mich sofort wieder an. "Ich habs meiner Mom gesagt.. Anders gesagt, ich hab ihr geschrieben und ein Bild geschickt", sagte ich sofort und spürte regelrecht die Augen meiner Freundin auf mir. Meinen Part hätte ich also erfüllt und so schwer war es gar nicht. Da wir aber zusammenziehen wollten, würde unsere Beziehung so oder so irgendwann auffliegen, also warum es nicht selber erledigen? "Ich versteh dich wenn du drüber sprichst es öffentlich zu machen, aber ich bin kein Mensch für sowas. Wenn du die Leute wissen lassen willst dass du nicht mehr zu haben bist dann reichen auch Kleinigkeiten wie unsere Hände oder so.. Ich liebe dich auch ohne dass es Millionen von Menschen wissen", versuchte Anna mir erneut klar zu machen, mich zog es aber einfach nur runter. "Wir ziehen zusammen, früher oder später wird es auffallen. Aber gut, lassen wir das Thema einfach sein. Ich geh duschen", erwiderte ich ungewollt kalt, das klang zumindest so weil ich einfach nicht wieder schwach werden wollte. Vielleicht war es einfach besser so wenn wir einfach nicht mehr drüber sprechen würden. Wenn sie unbedingt will dass wir früher oder später einfach abgelichtet werden dann ist das wohl so. Heute Abend könnte ich mir alles nochmal durch den Kopf gehen lassen, da Anna zu einem Interview musste. Verdammt, ich hasste diese angespannte Stimmung...

Tell me it's...love! (Sendrick)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt