Kapitel 10 - mit offenen Karten

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Theo

Sie wieder in meiner Nähe zu haben ist großartig. In ihrer Nähe fühle ich mich gleich besser. Zwar merke ich noch das sie angespannt ist, aber sie wird von Zeit zu Zeit entspannter.

Gerade ist unser Essen gekommen und ich beobachte sie wie sie ihren ersten bissen zu sich nimmt. "Was?", nuschelt sie und stoppt in ihrer Bewegung.

Ich beuge mich zu ihr vor und lächle sie an. Bei ihr muss ich ständig lächeln. "Nichts. Es scheint dir nur zu schmecken.", antworte ich ehrlich und trinke einen Schluck Wein.

Schnell schluckt sie ihr Stück im Mund runter und nickt zaghaft. "Also bekomme ich mein zweites essen?", frage ich und hoffe so sehr sie sagt Ja.

Klar, laut der Wette habe ich gewonnen, aber ich habe gelernt Mia nicht unter Druck zu setzen und ich will unseren neuen Fortschritt nicht kaputt machen.

Mia nickt einmal und trinkt ihr Glas Wein aus. Ich will ihr nachgießen doch sie legt ihre Hand auf das Weinglas. Fragend gucke ich sie an. "Später vielleicht noch ein Glas.", antwortet sie mir schwammig und nimmt die Hand vom Glas.

Zögernd ziehe ich die Flasche zurück und gieße mir noch ein Schluck ein. Irgendwas ist. "Also.", räuspert Mia sich und richtet sich auf. Sofort spanne ich mich an und denke direkt an schlechte Nachrichten.

"Pablo meinte, er müsste dir nicht mehr, naja wie sag ich das, Bericht erstatten, stimmt das?", fragt sie zaghaft und spielt mit ihren Fingern.

Erleichtert atme ich aus und lehne mich zurück. "Ja, ich versuche deine Privatsphäre zu respektieren.", antworte ich ihr ehrlich und muss mir innerlich gestehen das es mir schwerer fällt als ich erwartet habe.

Nickend trinkt sie ein Schluck aus ihrem Glas Wasser und scheint mir nicht zu hundert Prozent zu glauben. "Du glaubst mir nicht.", spreche ich es aus und gucke sie abwartend an.

Ertappt schluckt sie und spielt wieder mit ihren Fingern. "Doch, ich-", unterbricht sie sich selbst und zögernd beim Weiterreden. "Es ist nur schwer zu glauben.", gesteht sie und guckt zu ihren Fingern, die fest verschlungen auf ihrem Schoß liegen.

Tief durchatmend nicke ich winke den Kellner heran. Fragend beobachtet sie mich, sagt aber nichts. "Zahlen.", sage ich kurz angebunden und krame meine Portmonee raus.

Mia

Verlegen stehe ich auf und greife nach meiner Tasche. Ohne mich umzudrehen marschiere ich zum Ausgang, raus in den anfangenden Regen. Warum habe ich den scheiß gleich nochmal gemacht?

"Mia.", ertönt Theos Stimme hinter mir. Wütend über mich selbst, fange ich an den Bordstein entlang zu laufen. "Mia, warte.", verlangt Theo und läuft mir hinterher. Er packt mich am Arm und zwingt mich zum Stehen.

Geschockt entreiße ich ihm mein Arm und weiche ein Stück zurück. "Du hast das falsch aufgefasst.", beginnt er ruhig. "Ich weiß das du kein Grund hast mir zu vertrauen und genau deshalb wollte ich wo anders mit dir hin. Ich will dir was zeigen.", erklärt er ruhig und deutet auf sein Auto.

"Können wir bitte ins trockne.", bittet er mich und streicht sich seine nassen Haarsträhnen aus dem Gesicht. "Was willst du mir zeigen?", bleibe ich stur und verschränke die Arme vor der Brust.

Seufzend nickt er. "Eine Akte, sie liegt in meinem Büro, bei LCC.", gesteht er und guckt mich bittend an. Will ich das sehen was da drin steht, schießt mir die erste Frage durch den Kopf. "Es dauert nicht lange, versprochen.", lässt er nicht locker.

Ergeben nicke ich und laufe zu seinen Wagen. Wie immer öffnet er mir die Tür. Durchnässt lasse ich mich auf den Ledersitz fallen und streiche meine Haare glatt. Theo stiegt schnell dazu und macht die Sitzheizung an.

Schweigend rollt er vom Parkplatz und fährt die nassen Straßen Madrids entlang zum LCC Gebäude. Mit flauen Gefühl im Magen bereite ich mich auf das vor, was er mir zeigen will.

Mittlerweile haben wir 20 Uhr und es ist schon stockdunkel. Kein einziges Licht brennt bei LCC. Immer noch schweigend fahren wir in die Tiefgarage. Theo hält direkt vor den Fahrstühlen und macht sich nicht die Mühe auf einen der vielen Parkplätze zu fahren.

Wir stiegen gleichzeitig aus und Theo drückt den Knopf für den Fahrstuhl. Er hält seine Chipkarte an das Lesegerät und drückt auf den Knopf für den fünfzigsten Stock. Ruckelnd setzt sich der Aufzug in Bewegung und fährt nach oben.

Zielstrebig steuert er sein Büro an, als die Fahrstuhls Türen auf gleiten. Wie ein Hund trotte ich ihm hinterher und umklammere meinen Oberkörper mit meinen Armen. Theo öffnet seine Bürotür und hält sie mir auf.

Stumm laufe ich in den dunklen Raum und verschränke die Arme vor der Brust. Ich weiß selbst nicht mal warum meine Laune so ein Sprung gemacht hat.

Theo knipst die Schreibtischlampe an und öffnet einen Schieber. Er holt eine bräunliche Akte heraus und starrt sie einen Moment an.

"Vielleicht willst du dich setzen?", sagt Theo und deutet auf die Stühle. Sofort schüttele ich den Kopf und nehme ihm die Akte ab. "Es liegt bei dir, was als nächstes passiert.", spricht Theo ernst und lehnt sich an sein Schreibtisch an.

Zögernd öffne ich die Mappe und bekomme Schnappatmung. Sie ist gefüllt mit Informationen über meine Familie.

Fassungslos gucke ich Theo an. "Was soll der scheiß?", zische ich wütend und pfeffere ihm die Akte entgegen. "Ich wollte alles über dich wissen.", rechtfertigt er sich und legt die Akte auf den Schreibtisch.

"Mittlerweile weiß ich dass das falsch war.", gesteht er und atmend tief durch. "Und warum zeigst du mir das?", frage ich aufgebracht und laufe in seinem Büro auf und ab. "Mia beruhig dich.", bittet er mich und stellt sich mir in den Weg.

Schnaubend vor Wut gucke ich ihn ernst an. "Mich beruhigen? Soll das ein Witz sein? Das ist krank.", sage ich aufgebracht und fuchtle mit meinen Händen rum. "Ich weiß.", sagt Theo ruhig und tritt einen Schritt zurück. "Warum zeigst du mir das überhaupt?", frage ich und versuche mich zu beruhigen.

Theo schließt kurz die Augen und flucht irgendwas auf Spanisch. "Ich will sie nicht mehr. Mach damit was du willst.", sagt er und reicht mir die Akte nochmal. Schnippisch nehme ich ihm die Akte ab und schüttele den Kopf. Der Typ hat echt ein Kontrollproblem.

Ohne was zu sagen steure ich seine Bürotür an und verlasse das schöne Büro. Theo folgt mir schnell. "Was machts du?", fragt er. "Ich will zurück ins Penthouse.", sage ich und habe mich schon deutlich beruhigt.

Nickend, steigen wir zusammen in den Fahrstuhl und fahren nach unten. "Ich will mit offenen Karten spielen, Mia. Keiner soll mir was sagen, außer du willst es.", sagt er im Fahrstuhl.

Stumm nicke ich und muss erstmal über alles nachdenken. Der Abend verlief anders als ich gedacht habe. Aber er scheint jetzt mit offenen Karten zu spielen zu wollen.


Denkt ihr Theo sagt die Wahrheit?
Spielt er mit offenen Karten?
Lasst gerne einen Kommentar und ein Sternchen da.
Eure Leni<3

Todo o nada 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt