Sterne funkelten am Nachthimmel, der sich über die ganze Lichtung gespannt hatte. Zusammen mit den Jungs saß ich am Lagerfeuer und starrte in die Flammen. Jemand hatte erwähnt, dass das Lagerfeuer schon immer eine Tradition war, sobald es einen neunen Frischling gab. Und diesmal war ich die Neue. Ich saß auf dem Boden, an einen Baumstamm gelehnt, der eigentlich als Bank diente. Gedankenverloren sah ich den orangenen Flammen dabei zu, wie sie knisternd in den Himmel stiegen. Meine Augen tränen bereits, weil das Feuer so hell schien, doch ich wandte meinen Blick nicht ab.
Wir waren hier gefangen, hinter den Mauern ein gigantisches Labyrinth und wir durften nicht raus, nur die Läufer. Ich würde hier drinnen sterben. Ein Klaps auf meinen Hinterkopf ließ mich aufschrecken. Was zum –? Ich drehte mich nach der Ursache um, musste dann aber den Kopf in den Nacken legen, um die Person hinter mir zu erkennen. Pfanne beugte sich über mich und grinste mir zu. »Was 'n das für ein trübes Gesicht? Das is' doch dein Abend, Frischling!« Er stieg über den Baumstamm und setzte sich neben mich auf den Boden.
»Ich will hier nicht sein«, erwiderte ich tonlos. Ich verspürte gerade das dringende Bedürfnis, mit jemanden zu reden; es wurde mir gerade einfach alles zu viel.
»Das is' völlig okay, dass du so denkst. Das will keiner von uns, ehrlich. Aber, Mann, glaub mir: Du gewöhnst dich früher oder später an den Laden hier. Wir Lichter sind gar nicht mal so übel, wenn du uns erstmal kennenlernst. Ach, ich bin übrigens Bratpfanne – aber alle ziehen es vor, mich nur Pfanne zu nennen. Is' mir auch ehrlich gesagt lieber.
»Alea, hey.« Da war er wieder, mein allseits verhasster Smalltalk. Es war immer wieder dasselbe. Wie geht es dir, wie heißt du – blah, blah, blah. Auch wenn ich keine große Lust auf eine Unterhaltung dieser Art hatte, so brachte ich es doch nicht übers Herz, mich einfach wegzudrehen. Pfanne war einer der sympathischsten bisher, also sollte ich mir selber die Möglichkeit, neue Freunde zu finden, nicht kaputt machen.
»Oha – eh, Frischling, ein Tipp: Da vorne kommt gerade Newt. Siehst du, dass er Trinken in der Hand hat? Es ist dein erstes Lagerfeuer hier, tu dir selbst also einen Gefallen und nimm das Trinken nicht an.«
»Halt deine Fresse, Neppdepp. Hier. Trink.« Newt hatte uns erreicht und wohl einen Teil von Pfannes Warnung mitbekommen. Ich lehnte dankend ab, doch Newt drückte mir das Trinken einfach so in die Hand. »Hör nicht auf ihn, das schmeckt gut.«
Misstrauisch beäugte ich das Getränk in meiner Hand. Angewidert verzog ich die Miene. Es sah nicht nur widerlich aus, sondern stank auch noch nach fauligen Eiern. »Was ist das?«, fragte ich, obwohl ich die Antwort gar nicht wissen wollte.
»Trink einfach, es ist Tradition der Frischlinge.« Abwartend sah er mich an. In mir sträubte sich alles dagegen, doch ich schluckte den aufkeimenden Unmut runter und setzte den Henkelkrug tapfer an den Mund. Die orangegelbe Flüssigkeit schwappte mir entgegen. Schnell schloss ich die Augen und trank einen großen Schluck. Angewidert schnitt ich eine Grimasse. Es schmeckte absolut widerlich und schüttelte mich einmal ganz durch. Der Geruch kam dem Geschmack doch schon ziemlich nah. Ich streckte die Zunge aus und unterdrückte ein Würgen. Runterschlucken war der größte Fehler, den ich hätte machen können. Immer wieder schüttelte es mich durch, was Newt zum Lachen brachte.
»Schmeckts?«, gluckste er schadenfroh.
»Ja, klar! Es ist das beste Getränk, dass ich je in meinem Leben getrunken habe ... man oh man, ich brauche das Rezept!« Meine Stimme troff nur so von Ironie und Sarkasmus. Als ich ihm das Henkelglas in die Hand drückte, funkelte ich ihn zornig an.
»Ist ja nicht so, als hätte ich dich vorgewarnt«, kicherte Pfanne neben mir und schüttelte belustigt den Kopf.
»Du – du hättest mir ja helfen können, du Idiot!« Mein Blick wanderte von Pfanne zu Newt, der immer noch das Ekelgesöff in der Hand hielt. »Und du -« ich bohrte ihm den Finger ins Knie, da er vor mir stand. »- bist ganz schön gemein!«
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RUNNERS - Wir sind nie sicher ✔
FanfictionTRILOGIE | BAND 2 ❛❛ »Ich weiß nicht, was die da draußen machen, aber das will ich auch.« »Du hast keine Ahnung, wovon du redest«, knurrte Chuck und rollte sich auf die andere Seite. »Jetzt schlaf.« Ich war völlig überzeugt davon, ob...