37

19 3 19
                                    

»Samuel ...?«

Plötzlich war mir alles egal; die Cranks, die fragenden Blicke meiner Freunde und sogar mein pochendes Herz. Ich stürmte auf ihn zu und fiel ihm um den Hals. Tränen liefen mir über die Wange und ich spürte für einen Moment lang nur die absolute Erleichterung. Er war es. Samuel war hier.

»Ich habe doch gesagt, dass ich auf dich warten werde.« Samuel klang noch ganz genauso, wie ich es in Erinnerung hatte. Sein fröhlicher Ton ging selten unter, nur, wenn es kritisch wurde. Er hielt mich in einer festen Umarmung, während ich die Blicke in meinem Rücken spürte.

Mit einem strahlenden Lächeln auf den Lippen löste ich mich. »Was machst du hier? Wie bist du hergekommen? Chloe! Ist sie bei dir? Ich – du ...« Ich brach ab, als ich erkannte, dass er mir gerade nicht ganz zuhörte. Sein Blick war auf Jasper gerichtet, der ihn mindestens genauso ungläubig musterte.

»Scheiße, träum' ich grade?« Mit einem Kopfschütteln ging er auf Jasper zu, schlug bei ihm ein und zog ihn an sich. Mit seiner anderen Hand klopfte er ihm brüderlich auf den Rücken.

»Nein, Alter. Du träumst nicht!« Auch auf Jaspers Gesicht bildete sich ein wunderschönes Grinsen, dass seine kleinen Grübchen zum Vorschein brachten.

»Du warst tot, Mann! Wie hast du dich denn da rausgeholt?«, während er Jasper mit Fragen bombardierte, zog Samuel mich an sich und startete eine Gruppenumarmung.

»Lange Geschichte ... lange Geschichte.«

»Ihr seht alle echt scheiße aus. Kommt erstmal mit.« Samuel grinste den anderen zu, die ihn ziemlich perplex anstarrten. Statt sich zu erklären, drehte er sich mit Schwung um und lief voraus. Jasper und mich hielt er noch im Arm, während er uns durch die Cranks dirigierte. Ob die anderen uns folgten, wusste ich nicht, aber ich war mir sicher, dass es Samuel größtenteils egal war. Ich konnte mein Glück kaum fassen. Wenn wir jetzt noch Chloe fanden, dann waren wir wieder vereint. Und wir waren frei.

Samuel löste sich aus unserer Mitte und schob eine schwere Schiebetür auf und machte den Blick auf eine große Lagerhalle frei. Hier liefen viele Männer und Frauen herum, arbeiteten und unterhielten sich. Für den Bruchteil einer Sekunde dachte ich, dass wir wieder in den Fängen von WCKD waren, weil es hier ähnlich aussah, aber dann wanderte mein Blick über die ganzen Menschen, blieb dann schlussendlich an Samuel hängen. Nein, das hier war nicht WCKD.

Erst jetzt drehte sich Samuel zu den anderen um und grinste frech. »Kommt schon, Jorge will euch kennen lernen.« Er führte uns eine Treppe nach oben, als Thomas zu ihm aufholte.

»Wer ist Jorge?«, fragte er.

»Werdet ihr schon noch sehen«, antwortete Samuel über seine Schulter hinweg. »Es ist schon lange keiner mehr durch die Brandwüste gekommen. Ihr habt ihn neugierig gemacht. Mich und Brenda übrigens auch.«

Ich musste mich nicht mal umdrehen, um zu wissen, dass die Leute, die eben noch so geschäftig unterwegs waren, uns nun folgten. Mir wurde ganz mulmig zu Mute. Samuel hatte aber nicht etwa die Seiten gewechselt?

»Wie siehts aus? Fühlt sich eventuell noch jemand unwohl hier?« Newt sah sich wenig begeistert um und warf Samuel immer wieder skeptische Blicke zu. Zugegeben, ich verstand seine Angst. Bisher meinte die Welt es ja nicht gerade gut mit uns. Aber offenbar schien der Fakt, dass wir Samuel kannten, ihn etwas zu beruhigen.

»Hören wir uns das erstmal an. Mal sehen, was er zu sagen hat«, erwiderte Thomas. Er lächelte Newt aufmunternd zu, während Samuel uns immer mehr Treppen hinaufführte. Im obersten Stockwerk lief Samuel auf einen älteren Mann zu.

»Jorge, sie sind da.«

Erst ignorierte er uns, stellte etwas an einem Radio ein und fluchte leise vor sich hin. Draußen blitzte und donnerte es. Scheinbar störte das heftige Gewitter das Signal, denn außer einem Rauschen waren nur kurz einzelne Worte zu hören.

RUNNERS - Wir sind nie sicher ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt