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Ich fühlte mich wie eine Soldatin auf geheimer Mission, als ich einer Wache hinterherlief. Keine Ahnung wieso. Vielleicht lag es einfach nur an meiner aktuellen Situation. Irgendwie hatte ich es wirklich geschafft, Janson davon zu überzeugen, dass ich ihm glaubte, ohne auch nur ein Wort zu sagen. In meinen Gedanken lief ein kleiner Film ab, wie ich in extravaganter Rüstung einer echten Kriegerin und mit erhobenen Kinn durch die Gänge stolzierte.

Schmunzelnd über diesen Gedanken schüttelte ich den Kopf. Manchmal tat das Tagträumen wirklich gut. Als man mich durch eine große Schwingtür führte, klappte mir beinah der Mund auf und das hätte herzlich wenig mit der anmutigen Kriegerin in meinen Gedanken gemeinsam.

Unzählige Tische und Bänke standen verteilt im Raum. Und auf den Bänken saßen ... Teenager. Ein Haufen gleichaltriger Jungs und Mädchen unterhielten sich, manche machten sich groß und nahmen viel Platz ein, andere wirkten in ihrer Sitzposition weniger selbstbewusst. Hier saßen so viele Menschen, dass ich gar nicht wusste, wo ich hinsehen sollte. Es wurde gelacht, gelästert und gequatscht.

»Wahnsinn, oder?« Ohne meinen Blick abzuwenden, wusste ich, dass Jasper auf mich zu kam. Seine bassige Stimme sandte mir jedes Mal wieder kleine Schauer über den Rücken. »Es gab nicht nur unser Labyrinth. Komm.«

Ich strahlte, als Jasper seinen Arm um meine Schulter legte und mich an sich ran zog – vor allen anderen. Es scheute ihn nie zu zeigen, dass wir zusammen waren und gerade heute ließ diese einfache Geste unendliche Schmetterlinge in meinem Bauch aufflattern.

»Ich würde später gerne  mit dir reden.« Sein hauchzartes Flüstern kitzelte mein Ohrläppchen, sodass ich kieksend meinen Kopf schief legte. Bestimmt wollte er mit mir über vorhin reden, als ich ihn von mir stieß. Ich konnte ihm es aber auch nicht übelnehmen – im Gegenteil. Wäre ich an seiner Stelle gewesen, hätte es mich wirklich sehr verletzt. Vor allem hatte ich es ihm bisher noch nicht erklärt.

»Wollte ich sowieso noch machen«, wisperte ich zurück und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. »Tut mir leid.«

Jasper deutete ein sanftes Kopfschütteln an, bevor er mich mit zu den anderen nahm. Minho, Newt, Pfanne und Winston saßen mit drei anderen Jungs an einem Tisch und hörten ihnen gebannt zu.

»...und dann gab es eine große laute Explosion, diese Typen tauchten aus dem Nichts auf und haben wie verrückt rumgeballert«, erzählte ein dunkelhäutiger Junge, der nicht älter als siebzehn sein konnte, als Jasper und ich uns dazu setzten.

»Das war wirklich heftig«, stimmte ein anderer Junge dem zu, der direkt daneben saß. »Sie haben uns da rausgeholt und hergebracht.«

»Was ist mit den anderen?« Newt lehnte seine Arme auf dem Tisch auf und beugte sich leicht vor. Mir war klar, dass er dabei an unsere Jungs dachte, die auf der Lichtung blieben, weil sie Gally mehr geglaubt hatten, als uns. »Die, die im Labyrinth zurückgeblieben sind? Was ist mit denen passiert?«

Währenddessen war Minho aufgesprungen und durch die Halle gelaufen, die vermutlich eine Art Mensa war.

»Das weiß ich nicht.« Der dunkelhäutige Junge zuckte mit den Achseln. »Ich denke, dass WCKD sie noch hat.«

Das war nicht die Antwort, die Newt hören wollte, dass konnte ich ihm ansehen. Verlegen biss er sich auf die Lippe und sah auf seine Hände, die vor ihm auf dem Tisch lagen. Schnell wechselte ich das Thema: »Wann seid ihr hier angekommen?« In diesem Moment kam auch Minho wieder zurück an unseren Tisch, mit Thomas im Schlepptau.

»Ist nicht lange her. Vor ein- zwei Tagen. Der Junge da drüben ist am längsten hier.« Der dunkelhäutige Junge blickte über die Schulter und nickte mit dem Kinn zu einem Tisch, an dem nur ein Junge saß. Er hatte die Kapuze über den Kopf gezogen und hielt sich an seinem Becher fest. Seine Schultern hingen nach unten und auch ansonsten machte er sich relativ unsichtbar.

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