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Während Minho, Thomas, Jasper und ich an der Front liefen, dröhnte mein Kopf. Wir liefen geradewegs auf ein Griewernest zu und somit konnte das entweder unser Tod sein oder aber unser Tor zur Freiheit.

»Okay, Leute! Hier lang!«, bestimmte Thomas. Ich warf ihm einen kurzen Seitenblick zu. Er war der geborene Führer, genauso wie Minho. Ihnen mangelte es nicht an Mut und an Bestimmtheit. Wenn ich so drüber nachdachte, dann beneidete ich sie. Denn ich bekam gerade kein einziges Wort raus.

Ich erlaubte mir für den kurzen Moment, in dem wir nur geradeaus rannten, meine Gedanken an die Lichtung zurückkehren zu lassen. Was machten nun die anderen Lichter? Wollten sie denn nicht in die Freiheit? Oder war es reine Angst, die sie dort hielt?

»Los, weiterlaufen! Wir sind gleich da!« Thomas Worte rissen mich aus meinen Gedanken. Er hatte recht: Wir kamen Sektion sieben immer näher. Ich konnte bereits die große rote Zahl ganz oben am Rand der Mauer sehen. Es war nicht mehr weit. Das Grauen und die Ungewissheit schoben sich über das Glücksgefühl.

Jasper lief die ganze Zeit neben mir und sah sich einmal mehr um, als wir anderen. Immer wieder, wenn er sich versicherte, dass uns kein Griewer verfolgte, sah er zu mir rüber und grinste. Er machte es häufiger, wenn er glaubte, unbeobachtet zu sein, als wenn er wusste, dass ich ihn dabei sah. Deswegen versuchte ich nicht zu offensichtlich zu grinsen, als er wieder dieses schiefe Grinsen auflegte, bei dem seine Grübchen hervortraten.

Thomas führte uns durch die Flügel hindurch, als hätte er sich den Weg zum Ausgang genaustens eingeprägt und dafür bewunderte ich ihn. Wäre ich diejenige gewesen, die die anderen leiten müsste, dann hätte ich eindeutig den Schlüssel benötigt. Als wir das Ende der Flügel erreichten lotste er Thomas uns noch ein Stück in den gefundenen Gang, bevor uns alle anwies, stehen zu bleiben.

Er lehnte mit dem Rücken an der steingrauen Mauer und spähte in den Gang, der dahinter lag. Atemlos presste er sich wieder zurück an seinen Ausgangspunkt und kniff die Lippen aufeinander.

»Ist da ein Griewer?«, wollte Chuck wissen. Seine Augen weiteten sich, als Thomas nickte. Augenblicklich spürte ich, wie mein Herz stolperte. »Oh shit.« Chuck sprach das aus, was die meisten von uns dachten. Innerlich stimmte ich ihm für diese überaus perfekte Wortwahl zu. Minho kramte nach etwas und hielt es Chuck hin.

»Du trägst den Schlüssel, okay Chuck? Bleib hinter uns.«

Teresa sah uns einen Moment an, dann legte sie ihre Hand auf Chucks Schulter und lächelte ihn aufmunternd an. »Ist okay. Bleib einfach bei mir.«

»Wenn wir durch sind, aktiviert er sich und das Tor wird geöffnet«, erklärte Thomas. Seine Stimme zitterte kaum merklich. Angstschweiß lief ihm an der Stirn entlang und tropfte auf den Boden. »Wir schaffen das. Wir halten zusammen! Und wir werden hier rauskommen.«

»Und wenn wir dabei draufgehen ...«, ergänzte ich. Ich klang stark, obwohl ich mich nicht so fühlte. Trotzdem wollte ich dazu etwas sagen, egal wie ich dabei klang.

»Fertig?« Thomas schlug den Stock neben sich auf den Boden und musterte uns der Reihe nach. Auch ich sah in die Gesichter der anderen. Jeder hatte Angst und das leugnete auch keiner. Aber ich entdeckte auch etwas anderes; Entschlossenheit. Sie waren bereit, zu kämpfen. Sie waren bereit, mit uns in den Kampf zu ziehen, um dann in die Freiheit zu kommen. Wir waren etwa siebzehn, also sollten wir genug sein, um mit dem Griewer fertig zu werden. Auch Thomas schien nicht zu entgehen, dass die Lichter absolut bereit waren. »Okay ... LOS GEHT'S!«

Wir stießen einen Kampfschrei aus und rannten los. Jeder hielt seine Waffe fest in der Hand, bereit, sich und die anderen damit zu verteidigen. Der Griewer kam auf uns zu gerannt, ohne Angst zu zeigen. Wir stießen unsere Stöcke in sein weiches Fleisch, immer und immer wieder, als er plötzlich mit seinem Schwanz einen Lichter aus unseren Reihen zog und in den Abgrund warf.

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