Hätte mich jemand nach der Marke des Autos gefragt, dass uns die ganzen Berge hinaufbrachte, hätte ich blau gesagt. Samuel und Jasper waren hin und weg von dem Model, doch ich konnte einfach nicht sehen wieso. Es war kein hässliches Auto. Hellblau, vorne an der Motorhaube prangten die Hörner eines Stiers. Oder sowas in der Art. Ich wollte nicht genauer drüber nachdenken. Jedenfalls war „Berta" groß genug, um uns alle zu tragen. So kamen wir ziemlich schnell voran, fuhren immer höher, bis wir die Berge erreichten. Die Schlucht neben uns wurde immer tiefer.
Ich lehnte mich gerade zurück, als Jorge langsamer wurde. Mein Kopf ruhte an Jaspers Schulter. Eine stumme Unterhaltung zwischen mir und ihm. Ein stilles Verzeihen. Trotzdem mussten wir uns darüber noch unterhalten. Es tat mir aber immer noch weh.
Jorge schaltete den Motor ab und stieg aus, wir anderen folgten ihm nach draußen. Vor uns standen Autos, die definitiv ihre beste Zeit hinter sich hatten. Sie waren ausgebeult, eine Scheibe fehlte bei dem hintersten Auto und in der Mitte stand noch der Kofferraum offen.
»Tja, den Rest müssen wir wohl laufen.« Jorge wirkte resigniert. Wir versammelten uns um ihn herum, sahen zu den Autos, die uns den Weg versperrten.
Fröstelnd zog ich die Arme an. Pfanne hatte vor einer halben Stunde seine Kapuze übergezogen, während die anderen sich ebenfalls eher kleiner machten. Hier oben war es sehr viel kühler als in der brennend heißen Wüste, die sich ihrem Namen, Brandwüste, allen Ehren machte.
»Hier.« Jasper hielt mir seine Jacke hin und legte sie mir über die Schultern. Dankbar mummelte ich mich darin ein. Verstohlen roch ich an dem Kragen seiner Jacke und zog den Duft nach frischen Tannennadeln und Lagerfeuer ein. Sie roch so gut nach ihm.
Jorge durchwühlte den offenstehenden Kofferraum, Newt beugte sich in ein Auto rein, dessen Beifahrerscheibe fehlte. Thomas blieb stehen und strich mit Zeige- und Mittelfinger sanft über die Frontscheibe eines anderen Autos.
Einen Moment lang genoss ich die Stille, doch dann stellten sich die feinen Härchen in meinem Nacken auf. Irgendwas stimmte hier ganz und gar nicht. Bevor ich den Gedanken zu Ende denken konnte, gingen Schüsse auf unsere Gruppe nieder.
Sofort suchten wir Schutz hinter den Autos und duckten uns unter den Kugeln weg. Jasper, Samuel und ich kauerten hinter einem lilafarbenen Auto, dass mittlerweile fast vom Staub gefressen worden war.
Als das Knallen von Pistolen verstummt war, rief Thomas: »He! Sind alle unverletzt?« Ich hörte die Sorge deutlich aus seiner Stimme heraus.
»Alles gut.«
»Uns geht's gut!«
»Hat einer gesehen, woher diese verdammten Schüsse gekommen sind?«, rief Newt. Er saß irgendwo weiter hinten. Er teilte sich mit Pfanne ein Versteck, so viel hatte ich noch gesehen. Wo die anderen waren, wusste ich nicht direkt. Irgendwo hinter den Autos, so viel war klar.
»Dieses dämliche Arschloch, Marcus. Diesen Hinterhalt haben wir ihm zu verdanken«, hörte ich Jorge vom Auto vor uns meckern. Ich konnte sehen, wie Thomas vorsichtig über die Motorhaube lugte, doch schon schlugen weitere Schüsse unmittelbar vor ihm ein.
»Was sollen wir jetzt tun?« Seine Panik in der Stimme war kaum zu überhören. Ich wagte es jedoch nicht, mich zu ihnen zu bewegen, aus Angst, mich könnte einer der Schüsse treffen. Außerdem hielt Jasper mich bei sich im Arm.
»Hier halt das«, sagte nun wieder Jorge. »Wir brauchen ein Ablenkungsmanöver. Du wirst das Ding werfen. PASST MAL AUF!«, schrie er uns anderen dann zu. »Macht euch bereit, zum Wagen zurück zu rennen und Ohren zuzuhalten!«
Jasper spannte sich neben mir an, Samuel ging in Position und ich fühlte mich bereit. Wir mussten nur schnell genug sein. Ich hörte, wie Jorge leise von drei runter zählte. Bei zwei lud jemand eine Waffe. Das Klicken war ganz nahe.
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RUNNERS - Wir sind nie sicher ✔
FanfictionTRILOGIE | BAND 2 ❛❛ »Ich weiß nicht, was die da draußen machen, aber das will ich auch.« »Du hast keine Ahnung, wovon du redest«, knurrte Chuck und rollte sich auf die andere Seite. »Jetzt schlaf.« Ich war völlig überzeugt davon, ob...