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»Wir wissen ja nicht mal, was das für ein Zeug ist! Wir wissen nicht, wer es geschickt hat oder warum es zusammen mit ihr angekommen ist.«

Ich wünschte mir die heitere Stimmung von vor zwei Wochen zurück. Newt und die anderen so ernst zu erleben, die Verbannung von Ben, Alby, der um sein Leben kämpfe – all das zerrte an meinen Nerven. Bittend sah ich Newt an, der jetzt den Behälter in der Hand hielt.

»Ich meine – wir wissen es nicht, aber es könnte ihn umbringen!«, sagte Newt ernst.

»Er ist doch schon fast tot!«, warf Thomas ein, der bisher nur daneben stand. Auch an ihm schienen die Ereignisse der letzten Zeit nicht spurlos vorbeigegangen zu sein. »Sie ihn dir an! Wie kann es denn da bitte noch schlimmer werden? Komm schon, es ist wenigstens einen Versuch wert.«

Sowohl Newt, als auch ich starrten zu Alby. Schwarze Adern schlängelten sich an seinem ganzen Oberkörper entlang, ihm stand der Schweiß auf der Stirn und er schien wirklich Schmerzen zu haben. Sein Atem ging nur stoßweise, während er sich immer wieder aufbäumte.

»Okay«, lenkte Newt ein, was mich erleichterte. »Tu es.« Er hielt Thomas das Heilmittel hin und beäugte Alby argwöhnisch.

Thomas packte das Zeug ohne zu zögern, schob sich an Newt vorbei und ging auf Alby zu. Ich sah ihm an, dass ihm nicht wohl dabei war, aber er überspielte seine Nervosität mit einem tiefen Durchatmen. Er beugte sich über Albys Oberkörper und hielt den Behälter so, dass er ihn gleich in die Haut jagen konnte. Erst jetzt sah ich die Spitze. Es war kein normaler Behälter, sondern eine Spritze.

Kurz sah Thomas zurück. »Okay...«, flüsterte er leise, fast so, als wollte er sich selbst damit Mut machen.

Auf einmal hob Alby seinen Kopf. Für den Bruchteil einer Sekunde durchströmte mich die Erleichterung, doch da packte Alby Thomas am T-Shirt und zog ihn gewaltsam nach unten.

»Du solltest nicht hier sein, du solltest nicht hier sein!«, schrie er zwischen zusammengepressten Zähnen; er schien wie von Sinnen zu sein. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken, während ich vor Schreck wie gelähmt war. Alby hielt Thomas immer noch fest und schüttelte ihn durch. Newt, Jeff und Clint drängten Teresa, Jasper und mich zur Seite und stürzten sich auf Thomas, um ihn vor Alby zu retten.

Während die Jungs damit beschäftigt waren, Alby festzuhalten und Thomas aus seinem festen Griff zu befreien, riss Teresa die Spritze an sich und jagte sie Alby in die Brust. Augenblicklich entspannten sich seine Muskeln, sein Atem ging gleichmäßiger und er wurde ruhiger.

»Woah, das hat funktioniert ...«, stellte Jeff atemlos fest.

»Okay.« Newt holte tief Luft. »Von jetzt an, bleibt einer hier und beobachtet ihn, rund um die Uhr!«

Stumm nickten wir alle. Wir waren uns einig. Auch wenn dieses Heilmittel wirkte, und das tat es scheinbar, durften wir uns noch nicht auf der sicheren Seite wiegen. Solange nicht sicher war, welche Auswirkungen das Heilmittel noch so mit sich brachte, durfte Alby nicht aus den Augen gelassen werden.

Gally trat ein, beobachtete uns kurz, bevor er dann den Blick zu Thomas wandte: »Sonnenuntergang, Frischling. Wird Zeit zu gehen.« Ihm schien es wirklich unangenehm zu sein, hier so reinzuplatzen, aber offensichtlich war ihm die Genugtuung wichtiger.

༻༺

Es war früh am Morgen, die Sterne glitzerten noch am heller werdenden Nachthimmel und es wehte ein angenehmer Wind. Ich lag in Jaspers Armen, während er zu schlafen schien und hing meinen Gedanken nach. In dieser Nacht dachte ich viel an unsere Freunde von damals, an meine Taten und an die Verluste, aber meine Gedanken wanderten auch immer wieder zum Labyrinth. Wenn es wirklich ein Schlüssel war, den wir da fanden, dann konnte es sein, dass wir in den nächsten Tagen auch einen Ausgang fanden.

RUNNERS - Wir sind nie sicher ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt