Das letzte Mal, als ich mich so verloren und hilflos fühlte, war, als Jace mich davon abhielt, Jasper zu helfen. Jetzt sah ich dabei zu, wie Minho auf das Labyrinth zulief. Sein rechter Arm war von ihm gestreckt, während er Ben, der in Fesseln lag, vor sich herschob. Ich sah, dass er redete und ich sah, dass er tobte vor Wut, doch Minho ignorierte in geflissentlich.
Die Angst, die ich spürte, drohte mir den Brustkorb zu zuschnüren. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, was ich nicht tun sollte. Konnte ich Ben noch helfen? Es schien nicht so. Meine Beine setzten sich wie von selbst in Bewegung. Ohne es zu wollen, folgte ich Minho, der immer noch auf das Labyrinth zuhielt.
Ich entdeckte die anderen viel später, weil ich mich so auf Minho und Ben konzentrierte. Panik keimte in mir auf, als ich die langen Stöcke sah, die wie Waffen aussahen. Was hatten sie nur mit Ben vor? Als ich Alby danach gefragt hatte, schwieg er eisern. Er wollte es mir nicht sagen. Jetzt sah ich, dass er mich nur schützen wollte. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, während ich Minho hinterherlief.
Die restlichen Jungs standen alle versammelt vor dem Labyrinth. Die meisten hielten diese Stöcke in der Hand und sahen uns entgegen. Da ging etwas vor sich, dass mir absolut nicht gefiel, doch ich konnte nichts dagegen tun.
Jetzt kam ich den beiden vor mir so nahe, dass ich Bens Worte verstand, wenn auch nur mit Mühe: »Hört mir doch zu!« Er musste diese Worte zwischen zusammengepressten Zähnen hervorgebracht haben, denn man konnte ihn kaum verstehen. »Jetzt hört mir doch einfach mal zu! Bitte, Minho!«
Er klang, als würde er Minho anknurren. Und das machte mir Angst. Meine Augen suchten nach Jasper, doch ich konnte ihn nirgends entdecken. Wo war er nur? Gerade jetzt brauchte ich ihn sehr.
Während Ben weiter die anderen anfauchte und unverständliche Drohungen knurrte, brachte Minho ihn in den Kreis der Lichter. Alby und Newt schlossen den Kreis, bevor ich ebenfalls reinlief. Jetzt stand ich da, konnte nichts mehr tun, als zuschauen.
Minho zwang Ben in die Knie und schnitt ihm dann die Fesseln durch, ehe er sich langsam zurückzog, den Blick immer auf unseren einstigen Freund gerichtet. Das war nicht echt. Das durfte nicht echt sein! Mir schlug das Herz schmerzhaft in der Brust. Wollten sie ihn etwa ins Labyrinth schicken? Schwarzes Blut lief an seinem Kinn runter und tropfte vor ihm auf den staubigen Boden.
Als Minho mit einem dreckigen Stoffbeutel an die Grenze des Labyrinthes trat, den Blick gesenkt, fing Ben an zu flehen. »Nein, nein, nein! Bitte, tu das nicht!« Ich hörte anhand seiner Stimme, dass er Todesangst litt. Sofort wollte ich einschreiten, doch einer der Lichter sah kopfschüttelnd zu mir rüber. »Tu das nicht!«, flehte Ben wieder in seiner weinerlichen Stimme.
Mein Herz drohte schon fast in meiner Brust zu zerspringen, als Minho den Blick anhob und Albys Blick suchte. Der nickte nur leicht und ich konnte ihm ansehen, wie viel Kraft ihn diese einfache Bewegung kostete. Minho holte einmal tief Luft, bevor er mit Schwung den Beutel in das Labyrinth warf. Ben kniete vor ihm, sein Blick wild, aber voller Verzweiflung. Da war noch ein Funke seiner selbst. Konnten wir denn nichts mehr für ihn tun?
Heißer Wind kam uns aus dem Labyrinth entgegen, der Boden erzitterte und der ohrenbetäubende Lärm machten es offiziell: Sie verbannten Ben hinter die Mauern. Auch er schien das zu verstehen, denn er versuchte rückwärts auf allen vieren seinem Schicksal zu entkommen.
»Beginnt!«, schrie Alby über das Getöse hinweg.
Augenblicklich richteten die Lichter ihre Waffen so aus, dass Ben von den Stöcken und Stäben eingekesselt war. Vor Schreck riss er die Augen auf und taumelte von rechts nach links, doch es war zu spät: Ein Entkommen gab es nicht mehr.
Minho drückte sich am Rande der Mauer aus dem Kreis und stellte sich mit sicherem Abstand hinter die Lichter. Er verschränkte die Arme vor der Brust, während er mit Argusaugen die Szene vor sich beobachtete. Sein Blick war härter, als je zuvor.
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RUNNERS - Wir sind nie sicher ✔
FanfictionTRILOGIE | BAND 2 ❛❛ »Ich weiß nicht, was die da draußen machen, aber das will ich auch.« »Du hast keine Ahnung, wovon du redest«, knurrte Chuck und rollte sich auf die andere Seite. »Jetzt schlaf.« Ich war völlig überzeugt davon, ob...