10 - Die Rolle seiner Assistentin

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Ein paar Tage später liegt es an Luana einige Vorbereitungen zu treffen, um mit Scaramouche die bereits angekündigte Mission anzutreten. Noch hatte er sie nicht wirklich über den Grund ihres Aufbruchs aufgeklärt, jedoch wies er Luana an alles notwendige für eine mehrwöchige Reise einzupacken. Dies erledigte sie bereits am Abend zuvor.

Heute ist der Tag der Abreise.

Ihre Stimmung wird ein wenig von Unbehagen getrübt, bei dem Gedanken daran mit Scaramouche alleine zu einer Mission aufzubrechen. Immerhin waren sie bislang ausschließlich in einem Gebäude, in dem es von Fatui Soldaten nur so wimmelte und sich häufig andere Personen in der Nähe aufhielten. Wer weiß schon, welche Dinge der Balladeer ihr in dem Wissen, dass niemand etwas davon erfährt, bereit ist anzutun, falls ihm mal wieder etwas nicht passen sollte. Auch wenn er ihr, seit des kurzweiligen Kampfes zwischen ihnen keinen weiteren Schaden zugefügt hatte, verhält sich seine Laune nun kaum mehr vorhersehbar, als eine tickende Zeitbombe.

Die Morgendämmerung bricht gerade herein, nachdem Luana vom Frühstück zurückgekehrt ist. Sie war früher aufgestanden als sonst, da Scaramouche ihr befohlen hatte bei Sonnenaufgang bereit zu sein. In Gedanken an die bevorstehende Reise, betritt sie ihr Zimmer. Dann fällt ihr Blick plötzlich auf etwas, dass auf ihrem Bett liegt. Etwas, dass definitiv noch nicht dort lag, als sie den Raum verlassen hatte.

Es sieht aus, wie ein ordentlich zusammengelegtes Kleidungsstück.

Verwirrt tritt sie näher an ihr Bett heran. Es handelt sich um einen weißen Mantel, der einen hochwertigen Eindruck macht. Er rinnt weich durch ihre Finger, besitzt jedoch ebenfalls eine dick gefütterte Innenschicht, sowie einen Fellkragen.

,,Gefällt er dir?"

Luana fährt erschrocken hoch und dreht sich in die Richtung, aus der die Stimme stammt. Scaramouche lehnt mit verschränkten Armen am Türrahmen und wirft ihr ein unschuldiges Lächeln zu.

,,Tut mir leid, ich habe dich gar nicht bemerkt, Master," erwidert sie mit laut pochendem Herzen, ,,ähm... ist dieser Mantel tatsächlich für mich?"

Erst jetzt bemerkt Luana, dass der Harbinger einen ähnlichen Mantel trägt. Er ist nahezu identisch, allerdings sind einige Verzierungen und Zeichen an Ärmeln und Kragen angebracht, welcher der in ihren Händen nicht besitzt.

,,Die Kälte Snezhnayas wäre ohne anständige Kleidung schließlich tödlich für dich," gibt der Dunkelhaarige lediglich trocken zurück und stößt sich vom Türrahmen ab, um den Raum zu betreten. Luana betrachtet den Mantel nochmals mit Skepsis. Dennoch hätte es nicht so ein hochwertiges und schönes Material sein müssen, wenn es nur darum ging, dass sie nicht erfrieren sollte. Scaramouche tritt nun neben sie und streckt abwartend eine Hand aus. Es dauert einen Augenblick, bis Luana versteht, doch dann überreicht sie ihm den Mantel wortlos.

,,Dreh dich um."

Auch diesen Befehl befolgt sie ohne zu zögern. Und im nächsten Moment spürt sie den warmen, weichen Stoff auf ihren Schultern.

,,Jetzt dreh dich wieder zu mir," spricht der Balladeer erneut bestimmend. Er betrachtet Luana von oben bis unten, ehe er zurücktritt.

,,Sitzt perfekt." Sein Blick wird ernster. ,,Behandle ihn sorgsam... es ist ein Mantel aus demselben Material wie meiner. Normalerweise dürfen nur Harbinger ihn tragen."

,,Ja. Vielen Dank, Master."

Der Dunkelhaarige wendet sich von ihr ab.

,,Du hast dich in den letzten Tagen bewährt... Doch sieh diese kleine Geste nicht als ein belohnendes Geschenk, ich will bloß, dass du deiner Stellung als meine Assistentin würdig gekleidet bist und auch als solche erkannt wirst."

To Be Hated By HerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt