31 - Die Akzeptanz ihres Hasses

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Den Blick entschlossen. Die Augen geradeaus. Luana dürfte sich bloß nichts anmerken lassen. Sie muss sich so verhalten, als wäre ihr Handeln vollkommen selbstverständlich und niemand würde es hinterfragen. Jedenfalls ist das ihre beste und womöglich auch einzige Strategie, um diese Fabrik ohne weiteres Aufsehen hinter sich zu lassen.

Sicherlich wird keiner der Fatui Soldaten etwas von ihrem wahren Vorhaben ahnen können, nicht wahr?

Nur noch ein paar Meter. Bloß wenige Schritte trennen Luana von ihrer ersehnten Freiheit. Eine letzte Tür, welche von den Fatui bewacht wird, versperrt ihr den Weg nach draußen.

Allerdings... vielleicht hatte sie sich diese Flucht doch ein wenig zu einfach vorgestellt.

,,Moment, wo willst du hin?" spricht der Pyro Plänkler Luana an, welcher gemeinsam mit einem weiteren Soldaten den Ausgang bewacht. Das Herz überschlägt sich in ihrer Brust, als sie inne hält und dem Mann mit kühlem Ausdruck direkt in die Augen sieht. Natürlich würde es nicht leicht werden. Immerhin sind die Ein- und Ausgänge in geheimen Gebäuden wie diesen streng zu überwachen, um jegliches unautorisiertes Verhalten zu verhindern.

,,Ich handle in einem dringenden Auftrag von meinem Master Scaramouche und habe daher keine Zeit für weitere Erklärungen."

Vielleicht könnte Luana sich so irgendwie aus der Sache herausreden. Solange sie ihre Überzeugungskraft nicht verliert, würde sie womöglich noch heil aus dieser Sache herauskommen. Ohne zu zögern, streckt Luana nun ihre Hand nach der Tür aus, als der Geo Bote zu ihrer Rechten sie plötzlich an der Schulter zurückhält.

,,Wir sollen dem Balladeer über jegliche Aktivitäten im Gebäude Bericht erstatten. Über eine Mission, bei der seine Assistentin die Fabrik verlässt, hätte er uns sicher in Kenntnis gesetzt," erklärt der Grauhaarige ihr skeptisch. Sie schließt kurzzeitig die Augen, um ihre Unsicherheit zu verbergen und nach weiteren Worten zu suchen. Letztlich gibt sie ein leises Schnauben von sich und wirft dem Geo Boten einen finsteren Blick zu.

,,Ich sagte doch bereits, dass es sich um eine unerwartete und sehr dringliche Aufgabe handelt," seufzt Luana nun genervt und entzieht sich seinem Griff, ,,aber wenn du ihn unbedingt selbst fragen und bei seiner Arbeit stören willst, nur zu... wir wissen beide, wie er mit Soldaten umgeht, die seine Befehle missachten."

Ein Anflug von Unbehagen wandert über das Gesicht des grauhaarigen Mannes. Dennoch macht er einen entschiedenen Schritt auf sie zu, als der Pyro Plänkler sich jedoch nochmals einschaltet.

,,Komm schon, lass es gut sein. Sie ist immer noch die Assistentin eines Harbingers," beschwichtigt er seinen Kameraden. Es ist nach wie vor erstaunlich, wie sehr die bloße Erwähnung des Namens ihres Masters das Verhalten der Fatui Soldaten verändert. Wer hätte gedacht, dass Luana ihn einmal einsetzen würde, um ihre Gegenüber zu manipulieren.

Aber sie hatte immerhin von dem Besten gelernt, wenn es darum ging sich die Ängste der Menschen zu nutze zu machen.

,,Na schön," gibt der Geo Bote schließlich nach und tritt zur Seite, ,,du darfst gehen. Aber ich werde Scaramouche sobald wie möglich darüber informieren."

Luana, die bereits nach der Türklinge gegriffen hatte, erstarrt nun in ihrer Bewegung.

Informieren?

Wenn er das tat, dann sanken ihre Chancen auf einen Schlag gewaltig. Die Zeit würde sicher nicht genügen, um ausreichend Distanz zwischen sich und dem Fabrikgebäude zu bringen. Somit bleibt Luana keine andere Wahl. Sie muss um jeden Preis verhindern, dass der Balladeer auf diese Weise von ihrer Flucht erfährt.

Langsam drückt sie die Türklinke nach unten, lediglich, um in ihrer anderen Hand unbemerkt einige Anemo Teilchen sammeln zu können. Dann öffnet Luana die Tür. Doch anstatt nach draußen zu treten, macht sie blitzschnell auf dem Absatz kehrt und vergräbt ihre Faust in der Magengrube des Geo Plänklers. Die Wucht ihres Schlages sorgt dafür, dass der Grauhaarige in die Wand hinter ihm geschleudert wird. Somit hat Luana genügend Zeit, um sich dem Pyro Gardisten entgegen zu stellen. Dieser hat bereits sein Gewehr gezogen und den Lauf geradewegs auf ihren Kopf gerichtet. Gerade noch rechtzeitig kann sie sich unter dem fliegenden Geschoss hinweg ducken.

To Be Hated By HerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt