13 - Die Wirkung seiner Nähe

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,,Du bist so fröhlich, nur weil die Sonne scheint?" fragt Scaramouche belustigt, als die beiden endlich aus der finsteren Höhle hinaus in das grelle Tageslicht treten, ,,wie kindisch."

Trotz seiner Aussage kommt Luana nicht umher für einen kurzen Moment lächelnd die Augen zu schließen und das sanfte Gefühl der Sonnenstrahlen auf ihrer Haut zu spüren. Die Nacht ist vorüber und der Himmel über ihnen strahlend blau. Die gesamte Landschaft sieht aus, wie eine glitzernde Schneekugel. Und endlich ist Luana wieder in der Lage tief durchzuatmen, ohne dass ihr Körper dabei schmerzte. Wie könnte sie bei diesem Wetter auch keine gute Laune haben?

Der Harbinger sieht lediglich mit verschränkten Armen zu ihr herüber. Das Lächeln. Die leuchtenden Augen, während sie ihren Blick über die Landschaft schweifen lässt. Fast hätte sich aufgrund ihrer Erscheinung ebenfalls ein Schmunzeln auf seine Lippen geschlichen. Der Dunkelhaarige schüttelt diesen Gedanken jedoch ab und setzt sich in Bewegung.

,,Bist du endlich fertig? Es ist ja nicht so, dass wir bereits genug Zeit deinetwegen verloren hätten," gibt er daraufhin ironisch von sich. Luana sieht zu ihm herüber. Sie würde wohl nie verstehen, was in seinem Kopf vor sich geht.

,,Tut mir leid, Master... was kann ich tun, um meinen Fehler wieder gut zu machen?"

,,Abgesehen vom Tragen des Gepäcks, wirst du mir den Rest des Weges schweigend folgen und damit eine weitere lächerliche Unterhaltung ersparen," befiehlt der Balladeer ihr und setzt sich in Bewegung. Sofort tut sie es ihm gleich. Jedoch mit einem gewissen Abstand und darauf bedacht nicht auf der gleichen Höhe zu laufen, wie er. Dies sollte das Mindeste sein, um ihre Untergebenheit gegenüber Scaramouche zu verbildlichen.

,,Verstanden."

Und natürlich tut Luana, wie ihr befohlen. Kein einziges Wort verlässt von diesem Zeitpunkt an mehr ihre Lippen. Sie durchqueren die schneebedeckte Landschaft nun recht zügigen Schrittes.

Auch wenn sie genau genommen hinsichtlich des Vorhabens des Harbingers noch immer ein paar Fragen hatte, so heißt sie die Stille doch willkommen. Das erste Mal ist es kein unangenehmes Schweigen. Man könnte sogar behaupten, dass Luana sich ein wenig entspannte. Trotz der Anwesenheit des Balladeers, fühlt es sich nicht erzwungen an. Die schöne Landschaft. Das rhythmische Knirschen des Schnees unter ihren Füßen. Dies alles wirkt irgendwie beruhigend. Es veranlasst Luana ihren Gedanken freien Lauf zu lassen.

So vergehen die nächsten Stunden nahezu wie im Flug. Sie durchqueren auch noch den Rest der eisigen Landschaft Snezhnayas, bis hin zur Grenze an das Reich des Anemo Archons. Dort rückt ein hoher in Nebel gehüllter Turm in Luanas Blickfeld. Nur zu gerne hätte sie den Harbinger gefragt, was es mit diesem Gebäude auf sich hat, allerdings gab er ihr bisher noch nicht die Erlaubnis erneut reden zu dürfen. Wenn sie sich nicht noch mehr Ärger einhandeln will, sollte sie ihm besser gehorchen.

Bisher ist Luana noch nie zur Stadt der Freiheit gereist. Sie kennt bloß Teile der Gebiete an den Grenzen zu Liyue. Um so interessanter wäre es nun zu verstehen, was dies für ein Ort ist. Ihr Weg führt sie nahe der Klippen entlang. Weiter unten befindet sich eine große ebene Fläche mit mehreren Ruinen und dem seltsam aussehenden Turm im Mittelpunkt. 

Inzwischen macht ihr das Gewicht des Gepäcks allmählich zu schaffen. Neben den Taschen muss Luana seit ihrer Ankunft in Mondstadt ebenfalls den Mantel von Scaramouche sowie auch noch ihren eigenen tragen. Und nach einem mehrstündigen Fußmarsch schlagen ebenfalls Hunger sowie Durst nach und nach auf ihr Gemüt. Sie kann bloß hoffen, dass sie ihr Ziel bald erreichen würden, denn all zu lange würde ihr Körper nicht mehr durchalten. 

Von ihrer eigenen Erschöpfung übermannt und in Gedanken vertieft, läuft Luana ein Stück entfernt von dem Balladeer, als sie schließlich eine der Ruinen erreichen.

To Be Hated By HerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt