43 - Eine Lüge seiner Vergangenheit

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Das Leben kann sich binnen von Sekunden verändern. Denn die einzige Konstante darin ist der Tod.

Selbst Luanas Hass, der sie Jahre lang angetrieben hatte, konnte nicht ewig währen. Die Vergänglichkeit in der Existenz selbst, ist nun mal leider das, was sie so kostbar macht.

Und dies ist wohl auch die Erkenntnis, welche die Puppe erst dann erfuhr, als es zu spät war. Die Jahrhunderte der Unsterblichkeit hatten ihn die Wertschätzung seines eigenen Lebens vergessen lassen. Sogar so sehr, dass er den Ausweg seines Leidens nicht einmal erkannte, als er direkt vor ihm lag.

Doch nun ist es vorbei.

Was auch immer hätte geschehen können, es gehört der Vergangenheit an.

Ihre Herzen sind leer. Die Köpfe schwimmen in einem Meer aus Gedanken und Erinnerungen.

Luana verliert den Sinn für die Realität, während ihr Geist in andere Ebenen abschweift. Und ohne es wissentlich zu beeinflussen, vermischt sich das Bewusstsein der Puppe mit dem des Menschen auf unerwartete Weise.

...

,,Ich bin hier, weil eine böse Macht innerhalb des Hochofens tobt," spricht eine männliche Stimme verzweifelt, ,,um diesem Problem ein Ende zu setzen, muss jemand dein neuentwickeltes Gerät in die Hochrisikozone bringen und die Verschmutzung absorbieren."

Die Sicht klärt sich. Ein braunhaariger Mann mit Kopftuch steht Luana gegenüber.

,,Ich habe das Sagen an diesem Ort, also werde ich die Verantwortung übernehmen und hineingehen, wahrscheinlich bis zu meinem Tod... aber was ist mit dir? Was tust du noch immer hier?"

,,Deinem Blick nach zu urteilen, scheinst du mir nicht zu vertrauen," antwortet eine unbekannte Stimme mit einem Anflug von Belustigung darin. Es sind die Augen einer anderen Person, durch die Luana dieses Geschehen beobachten kann. Doch leider weiß sie weder, aus wessen Perspektive die Erinnerung stammt, noch wer der Mann ihr gegenüber ist.

,,Hör auf mit dem Getue, damit sind wir durch. Wer auch immer du bist... es sieht so aus als hätte dein Plan Tatarasuna zu zerstören funktioniert," schnaubt der Braunhaarige aufgebracht und wendet sich von ihr ab.

Was die Ereignisse in Tatarasuna betrifft, davon hatte Luana schon einmal gehört. Es war Scaramouche, der ihr davon erzählte... und von dem Freund, der ihn damals hintergangen hatte.

Der Mann sieht nun kühl über seine Schulter, als er die nächsten Worte ausspricht.

,,Ich will bloß wissen, was du noch immer hier tust. Was ist noch übrig? Hast du nicht alle deine Antworten bereits?"

Auf ihren Lippen bildet sich ein Grinsen.

,,Ehrlich gesagt, warte ich nur auf den richtigen Augenblick," schmunzelt die dunkle Stimme, aus ihrem eigenen Mund, während sie näher an den Braunhaarigen heran tritt, ,,ein Moment wie dieser, in dem du endlich aufhörst zu reden, damit ich dafür sorgen kann, dass du den Hochofen nie betreten wirst."

Mit einer schnellen Bewegung zieht Luana ein Messer hinter dem Rücken hervor und ersticht den Mann rücklings, noch bevor dieser eine Chance hat sich umzudrehen.

,,Du... du...," entweicht es seinen Lippen in erstickten Lauten. Er sinkt vor ihr auf die Knie.

,,Du bist ein klein wenig schlauer, als ich anfangs angenommen habe."

Ihr Blick richtet sich abwertend auf den verletzten Mann. Dieser hält sich mit schmerzverzerrtem Gesicht seine Seite, während seine Hände allmählich in Blut getränkt werden.

To Be Hated By HerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt